Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
Johanna.
    »Irgendwas für den Zündmechanismus des Sprengsatzes. Es anders zu transportieren wäre zu riskant gewesen.«
    »Wo sind die Schriftrollen jetzt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Rafiq leise. »Wir haben die Flugfrachtkiste in Oulu ausgepackt, und Saara nahm die Rollen mit in ihren Geländewagen. Nur eine von ihnen war ihr besonders wichtig. Luuk sollte herkommen, um sie sich genau anzusehen. Sie wollten das gemeinsam in aller Ruhe tun, ohne die Neugier von Kollegen. Ich nahm Hamids Päckchen an mich.«
    »Hat Saara das nicht gemerkt?«
    »Doch. Ich sagte ihr, es seien Gewürze für das Restaurant.«
    »Und sie hat es geglaubt?«
    »Ich weiß nicht. Sie interessierte sich nur für die Rolle. Auch für mich hat sie sich nicht eigentlich interessiert, sie war nur hinter dieser Schriftrolle her«, sagte Rafiq bitter.
    Der Renault vor ihnen hielt an. Der Bus war hinter einer Kurve verschwunden.
    »Was sind das eigentlich für Typen?«, sagte Kekkonen, als er zehn Meter hinter dem Renault stoppte. »Könnten die was mit Hamid zu tun haben?«
    »Leih mir kurz deine Waffe«, sagte Johanna. »Und teile den anderen mit, wo wir sind.«
    Kekkonen gab ihr seine Dienstwaffe, Johanna stieg aus und ging im starken Wind zu dem Renault. Sie klopfte energisch an das Fenster der Fahrertür. Gleich darauf glitt die Scheibe nach unten.
    Da sie auf ihre in finnischer Sprache gestellte Frage keine Antwort erhielt, wiederholte Johanna die Frage auf Englisch: »Who are you?«
    Der Mann auf dem Beifahrersitz streckte den Kopf herüber. »Ich bin ein Mitarbeiter der Israelischen Botschaft. Die Insassen dieses Fahrzeugs genießen diplomatische Immunität. Als Repräsentanten des Staates Israel überwachen wir die Rückführung eines außer Landes geschmuggelten, archäologisch wertvollen Gegenstandes, der den israelischen Denkmalschutzverordnungen unterliegt.«
    »Ich bin Kriminalkommissarin Vahtera. Dürfte ich Ihre Diplomatenpässe sehen?«
    »Nein«, sagte der Mann, und das Fenster ging wieder zu.
    Karri sah durch das Busfenster auf die Schneeflocken, die tanzend aus dem Dunkel auftauchten.
    Das Original des Thomasevangeliums.
    Diese Neuigkeit erklärte vollkommen Saaras Verhalten in der letzten Zeit. Es ärgerte Karri ungeheuer, dass er das alles von Tuija erfahren musste. Oder eigentlich von Erja, aus dem Grab heraus. Hatte Saara nicht genug Vertrauen zu ihm gehabt, um ihm von ihrem Fund zu erzählen?
    Andererseits verstand er sie. Wenn das Thomasevangelium aufgrund einer wissenschaftlich akzeptablen Datierung das älteste und authentischste Evangelium war, würde das Neue Testament dadurch in ein völlig neues Licht gerückt. Das Thomasevangelium war nämlich nicht auf der Basis der anderen, ins Neue Testament aufgenommenen Evangelien geschrieben worden, sondern es war genau umgekehrt … Erst allmählich ging Karri auf, wie sensationell Saaras Fund tatsächlich war und welche Folgen er unter Umständen haben konnte.
    »Warum stehen hier Autos?«, fragte Tuija. Der Bus hielt auf der Lichtung, die als Parkplatz des Teufelsberges fungierte. Dort standen mehrere Autos ordentlich in einer Reihe. Der Platz wurde von Birken eingefasst, deren kahle Äste heftig im Wind schwankten.
    »Veranstalten die Frömmler schon wieder eine ihrer Waldmessen?«, sagte Tuija aggressiv. »Das wird ja immer besser.«
    Sie strahlte nun einen neuen, fast zufriedenen Eifer aus.
    Karri wurde kalt. Wenn es Menschen gab, mit denen Tuija kein Mitleid hatte, dann waren das die Laestadianer.
    »Alle aufstehen und auf den Gang«, rief Tuija auf Englisch. »Ihr habt Glück. Ihr dürft die nordische Natur genießen. An eurer Stelle kommen die Choralsänger da drüben in den warmen Bus.«
    Tuija hatte tatsächlich vor, die Geiseln auszutauschen. Hoffentlich würde die Polizei begreifen, dass das Leben der neuen Geiseln am seidenen Faden hing, dachte Karri.
    Außer Atem stand Johanna im Schutz der geparkten Autos und der Bäume. Sie war von dem Renault zu Fuß zum Parkplatz gegangen und hatte über Funk die Informationen über die Israelis weitergegeben. Die »Bär«-Truppe würde erst in einer Stunde hier sein, außerdem konnte der Schneesturm den Helikopter unter Umständen zwingen, ein gutes Stück vom Teufelsberg entfernt zu landen.
    Die Tür des Busses öffnete sich, und nacheinander stiegen Leute aus, darunter Timo, der Tuijas Anweisung gemäß laut rief: »Tuija weiß, dass die Polizei hier ist. Sie will die Geiseln austauschen. Die Amerikaner haben die

Weitere Kostenlose Bücher