Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
Betonwand. Die Hand eines Mannes hielt Saara ein großes Messer an den Hals.
    Karri musste für einen Moment die Augen schließen.
    Saara sprach mit dünner, angespannter Stimme auf Englisch: »Die Lage in den ländlichen Regionen des Irak ist schlecht … Herr Premierminister Piruvaara, ich appelliere an Sie: Die finnische Regierung muss dazu beitragen, dass hier Schulen und Krankenhäuser eingerichtet werden …«
    Karri traute seinen Ohren nicht. Piruvaara? Warum hatte sich Saara für den Ministerpräsidenten diesen Namen ausgedacht? Hatten die Entführer nichts bemerkt? Natürlich nicht, sie mussten keineswegs eine Vorstellung davon haben, wer der finnische Ministerpräsident war.
    Karri ließ den Film erneut laufen. Er starrte auf das vor Angst gelähmte Gesicht seiner Frau und hörte auf das, was sie sagte.
    Piruvaara .
    Warum hatte Saara den Namen des Ministerpräsidenten verändert? Ihm fiel nur eine Erklärung ein: Saara wollte eine Botschaft übermitteln. Vermutlich einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort.
    Piruvaara bedeutete »Teufelsberg«. Einen solchen Berg gab es – er lag in der Nähe eines Sees namens Kangasjärvi und war bekannt wegen einer gewölbeartigen Felsformation, der so genannten Teufelskirche. Von den Laestadianern, die dort bisweilen Versammlungen abhielten, wurde sie allerdings nicht so genannt. Karri war einmal dort gewesen, im vergangenen Herbst.
    Er sah aus dem Fenster. Die Sicht ging ungehindert auf den See. Er verdrängte den Teufelsberg aus den Gedanken und versuchte die Situation im Ganzen zu bedenken. Es war klar, worauf die Entführer mit ihrem Video abzielten.
    Lösegeld.
    Diese Erkenntnis verschaffte Karri Erleichterung. Van Dijks Team wurde nicht der Spionage bezichtigt, und die Geiseln waren nicht einmal gezwungen worden, sich vor der Kamera politisch zu äußern.
    Nach kurzem Zögern nahm Karri das Telefon und rief Frau Husu im Außenministerium an.
    »Haben Sie das Video gesehen?«, fragte er.
    »Woher wissen Sie von dem Video?«, fragte die Husu zurück.
    Was war mit der Frau eigentlich los? Allmählich fragte sich Karri, ob er es mit einem Menschen oder mit einem Roboter zu tun hatte.
    »Was spielt das für eine Rolle?«, ereiferte er sich. »Haben Sie es gesehen oder nicht?«
    »Wir haben es gesehen. Ich wollte es Ihnen gerade mitteilen. Wir haben die Information aus Holland bekommen.«
    »Ich zerbreche mir den Kopf darüber, was Saara mit Piruvaara sagen will.«
    »Das ist mir auch aufgefallen. Vielleicht war sie in Panik oder unter dem Einfluss von Medikamenten und hat darum wirr geredet.«
    »Nein. Das ist eine Botschaft. Das muss geklärt werden.«
    »Das Außenministerium verfügt nicht über die Ressourcen …«
    »Gewiss nicht«, unterbrach Karri die Frau. Er konnte sich nur mit großer Mühe beherrschen. Dieser Roboter! Er hatte daran gedacht, im Außenministerium um die Hilfe einer Person zu bitten, die Arabisch konnte, denn Piruvaara konnte die finnischsprachige Entsprechung eines irakischen Namens sein. Aber wie es aussah, war vom Ministerium in dieser Frage keine Hilfe zu erwarten.
    »Kommen wir direkt zu den Fragen der Ressourcen«, sagte Karri. »Von welchen Summen ist hier wohl die Rede?«
    »Verzeihung?«
    »Mit einem Lösegeld welcher Größenordnung würden sich die Entführer zufrieden geben?«
    Die Frau schwieg eine Weile. »Wie Sie sicherlich wissen, können wir uns nicht auf diesen Weg begeben. Niemand kann das. Die niederländische Regierung wird niemals …«
    »Reden Sie keinen Unsinn! Italien hat seine Geiseln freigekauft, ebenso Frankreich und Japan.«
    »Es ist viel zu früh, über solche Dinge …«
    »Jetzt reicht’s! Ich will mit dem Außenminister sprechen.«
    »Das würde nichts nützen. Außerdem ist er auf Reisen. Sie müssen einsehen, dass sich jetzt Profis um den Fall kümmern. Wenn sich Laien einmischen, verursacht das nur Durcheinander. Verstehen Sie mich?«
    »Wollen Sie damit etwa sagen, dass Sie sich selbst für professionell halten?« Karri versuchte erst gar nicht, seine Verachtung zu verbergen. »Ich habe Ihnen meine Mitarbeit angeboten, Sie haben abgelehnt. Also werde ich mich jetzt selbst um die Angelegenheit kümmern.«
    Außer sich beendete Karri das Gespräch. Er musste sich setzen, um seinen Atem zu beruhigen. Vor Wut war er den Tränen nah. Wenn dies alles vorbei war, würde er dieser Frau im Ministerium die Meinung sagen. Von Angesicht zu Angesicht.
    Dann kippte die Wut in Angst und Verzweiflung um. Mit Hilfe des

Weitere Kostenlose Bücher