Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
gesehen worden, die zum Restaurant Oase gehörte, sich aber etwas außerhalb des Ortes befand. Dort konnten Gäste in die Sauna gehen, im See schwimmen und vorab dorthin bestellte Speisen aus dem Restaurant zu sich nehmen. Trotzdem meinte Johanna bei Jarva eine Spur von Rassismus zu wittern. Bei Lopponen war ihr das Gleiche aufgefallen, und sie vermutete, dass Jarva von diesem auf die Idee gebracht worden war, den Hintergrund des Libanesen zu klären.
»Und? Hat sich etwas gefunden?«, fragte sie, während sie an ihrem Schreibtisch Platz nahm.
»Rafiq Karam ist von Stockholm nach Finnland gekommen und hat 2002 eine Aufenthaltsgenehmigung für Finnland erhalten. Zwei Jahre später hat er in Stockholm Tuija Hyppönen geheiratet, die den Namen ihres Mannes annahm.«
»Klingt nicht sonderlich dramatisch.«
»Nein. Aber die schwedische Sicherheitspolizei war 2002 wegen dieses Karams mit unserer SiPo in Kontakt.«
Johanna richtete sich auf. »Und warum?«
»Auf Bitten der Amerikaner haben sich die Schweden über Rafiq Karams Bruder Ibrahim, der in Hamburg wohnt, schlau gemacht. Dieser Ibrahim Karam hatte Verbindungen zu libanesischen und syrischen Extremistengruppen, möglicherweise sogar zu den Tätern des elften September. Es wurde vermutet, dass er sich ohne Erlaubnis in Stockholm aufgehalten hat.«
»Seid ihr auf irgendetwas gestoßen, das mit Rafiq zu tun hat?«
»Nein«, sagte Jarva und klang fast enttäuscht. »Aber jetzt ist das wenigstens abgeklärt.«
15
Anders als sonst vermochten die körperliche Arbeit und das Schwitzen Karris Nerven nicht zu beruhigen. Er stapelte die Holzscheite in einer Ecke des großen, dunklen Schuppens auf. Der hohe Holzverbrauch des Hauses hatte ihn überrascht, aber zum Glück war ja Holz genug vorhanden.
Cornelia van Dijks Äußerung über Saara und Luuk ließ ihm keine Ruhe, obwohl er nicht daran glaubte. Cornelia verfügte über keinen einzigen konkreten Beweis. Der Verdacht musste die fixe Idee einer eifersüchtigen Frau sein – nicht unverständlich, denn Saara war attraktiv und eine starke Persönlichkeit. Zusammen mit ihrer exotischen Herkunft aus dem hohen Norden hatte genau das Karri den Kopf verdreht. Plötzlich ließ der bloße Gedanke an die Nähe zwischen Luuk und Saara eine Welle der Eifersucht über Karri hinwegrauschen, obwohl es in der jetzigen Lage sinnvoll gewesen wäre, solche Gefühle zu meiden.
Das Telefon klingelte. Karri sah, dass der Anruf aus Holland kam, und meldete sich sofort.
»Hast du schon gehört?«, fragte Cornelia fast hysterisch. »Sie haben ein Videoband in Umlauf gebracht.«
»Hast du es gesehen?«, wollte Karri wissen. »Lief es über al-Dschasira?«
»Nein.« Cornelia nannte eine komplizierte Internetadresse, die Karri in den Erinnerungsspeicher seines Handys tippte.
»Der holländische Sicherheitsdienst hat mich angerufen«, sagte Cornelia. »Willst du wissen, was auf dem Band zu sehen ist?«
»Ich sehe es mir selbst an. Melde mich dann wieder bei dir.«
Karri steckte das Telefon ein, verließ den Schuppen und ging im Laufschritt auf das Haus zu. Nach wenigen Metern rannte er und ließ auch am steilen Hang nicht nach. Mit brennender Lunge und heftig pochendem Herzen stürzte er in sein Arbeitszimmer und an den Computer.
Einige Sekunden später starrte er auf eine arabische Internetseite. Am linken oberen Bildrand war ein unscharfes Videostandbild zu sehen. Es zeigte einen Mann, den Karri sofort erkannte. Luuk van Dijk.
Karri klickte die Aufnahme an. Nun lief ein Clip, auf dem man sah, wie dem kreidebleichen, halb bewusstlos wirkenden van Dijk ein Messer mit breiter Klinge an den Hals gesetzt wurde.
»Wir haben eine Botschaft …«, sagte der Mann auf Englisch. Der Bildausschnitt zeigte jetzt nur noch das Gesicht. Der Mann saß merkwürdig schief.
»Wegen der Eindringlinge, die den Irak angriffen, haben viele Menschen ihr Zuhause oder nahe Angehörige verloren«, sagte van Dijk. Man merkte, dass ihm die Worte in den Mund gelegt worden waren.
»Am schlimmsten sind die irakischen Kinder dran, die von der neuen Regierung trotz anderslautender Versprechungen ihrem Schicksal überlassen werden … Herr Balkenend, ich appelliere an Sie, unverzüglich denjenigen Hilfe zukommen zu lassen, die sie hier dringend benötigen …«
Da brach das Band ab. Balkenend war holländischer Premierminister.
Karri ballte die Fäuste, als er die nächste Aufnahme sah. Auf dem Bildschirm starrte ihn Saaras Gesicht an. Es leuchtete weiß vor einer
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