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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Mindestens zweimal hat Erja Yli-Honkila einem Schüler, der »hässlich gesprochen hatte«, für mehrere Minuten den Mund mit einem Klebeband zugeklebt.
    Im Religionsunterricht hat Yli-Honkila das Eintreten für weibliche Pfarrer, die Ehescheidung, die Empfängnisverhütung sowie die Homosexualität als Sünde gebrandmarkt. Als Methode zur Veranschaulichung von »Verderben und Finsternis« hat Yli-Honkila u. a. den Unterricht in einen dunklen Keller verlegt. Anschließend haben die Kinder zu Hause zwanghaft gebetet und gesagt, sie hätten Angst, in den Himmel zu kommen, weil »Verderben und Finsternis unmittelbar neben ihm liegen und man von dort immerfort Schmerz und Klage hört«. Besonders die Ereignisse des Nachtunterrichts am 21. 10. haben bei vielen Kindern Angstzustände ausgelöst …
    Johannas Handy klingelte. Ein Redakteur von ›Iltalehti‹, des anderen Boulevardblatts, fragte nach Informationen, aber Johanna berief sich auf ermittlungstaktische Gründe und sagte nichts. Sie war den Umgang mit der Öffentlichkeit gewohnt, manchmal war es sogar sinnvoll, bei der Aufklärung bestimmter Fälle Informationen an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Aber jetzt, in der Anfangsphase der Ermittlungen, störten die Anrufe der Journalisten nur.
    Der Beschwerdebrief über Erjas Lehrmethoden verlieh dem Fall eine neue Dimension, denn das Bild von Erja hatte dadurch überraschende neue Nuancen bekommen, und zwar düstere. Außerdem – und das war das Wichtigste – konnte das bedeuten, dass sich zwischen Erja und der Ratte ein dünner, schwarzer Faden entsponnen hatte.
    Wenn jemand in der Schule das Opfer von Mobbing durch Mitschüler oder Lehrer wurde, konnte ihn das wesentlich stärker traumatisieren, als viele Leute es wahrhaben wollten. Es handelte sich dabei um eine brutale Form von seelischer und physischer Gewalt, die im schlimmsten Fall über Jahrzehnte hinweg psychische Probleme beim Opfer auslösen konnte. Zum Glück waren die finnischen Kultusbehörden nach einigen Gerichtsverfahren wachsam geworden.
    Der Anruf des Redakteurs veranlasste Johanna, eine kurze Pressemitteilung zu schreiben und sie per E-Mail nach Vantaa zu schicken, wo man sie auf die Homepage der KRP stellen würde.
    In Pudasjärvi sind die Ermittlungen in den beiden Mordfällen vom Wochenende eingeleitet worden. Die Polizei bittet die Bevölkerung um Informationen über sämtliche Beobachtungen, die zwischen Freitagabend und Sonntagmorgen in der Nähe der Tatorte gemacht worden sind und mit den Morden zu tun haben könnten.
    Die Ermittlungen gehen in Zusammenarbeit zwischen der Zentralkriminalpolizei KRP, Stützpunkt Oulu, und mehreren anderen Behörden weiter. Weitere Informationen: Kriminalkommissarin Johanna Vahtera.
    An sich war die Pressemitteilung überflüssig, denn alle Einwohner von Pudasjärvi wussten von den Ereignissen und würden sich gegebenenfalls ohnehin melden, aber irgendwie mussten die Zeilen ja gefüllt werden.
    Johanna nahm einen Schokoriegel aus ihrer Handtasche und ging in den Konferenzraum des Präsidiums, der zur Kommandozentrale umfunktioniert worden war. Ihr stand das Profiler-Programm SEPRO auf ihrem Computer zur Verfügung, das sie aus den Staaten mitgebracht hatte und das dabei half, Daten im Zusammenhang mit Serienmorden auszuwerten. Aber bislang hatte sie das Programm nicht einmal gestartet. Es sah einfach nicht danach aus, als könnte es in diesem Fall von Nutzen sein.
    Oberinspektor Aki Jarva saß am Telefon, die anderen waren unterwegs. Jarva trug einen scharf rasierten Schnurrbart und ein Bartbüschel am Kinn. Damit hätte er besser in eine Werbeagentur als in ein Polizeipräsidium gepasst. Ein Sakko, kragenlos und trendy, sowie ein schwarzer Rollkragenpulli komplettierten das Bild.
    An dem großen Schwarzen Brett waren Bilder von Erjas und Anne-Kristiinas Leichen und den Fundorten befestigt. Letztere waren auch auf der Karte von Pudasjärvi an der Wand eingezeichnet. Auf dem Flipchart in der Ecke waren mit dickem Filzstift die Namen aller Mitglieder der Ermittlungskommission aufgeschrieben, denen jeweils eine Liste mit den Aufgaben des Tages folgte. Unersetzlich dabei war die Ortskenntnis von Pasi Lopponen.
    »Ich habe einen alten Bekannten bei der Sicherheitspolizei in Oulu angerufen«, sagte Jarva, nachdem er sein Telefonat beendet hatte.
    »Bei der SiPo? Warum?«
    »Ich wollte wissen, ob sie etwas über den libanesischen Restaurantbesitzer haben.« Die Mordopfer waren zuletzt lebend in der Kaminstube

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