Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
einzig denkbare Alternative zu sein, denn Saara hatte nichts von einem Geldtransfer gesagt.
Karri öffnete Saaras Girokonto. Vom Depositenkonto war Geld eingetroffen – und am Freitag abgehoben worden. Am Tag vor Saaras Abreise.
Auf der Stelle griff Karri zum Telefon und rief die Bank an. Die Angestellte war erst bereit, ihm Auskunft zu geben, als Karri belegen konnte, dass auch er über eine Zugangsberechtigung für das Konto verfügte.
»Saara Vuorio hat das Geld persönlich abgehoben und damit einen ausländischen Scheck erworben.«
»Tatsächlich?«, stieß Karri verblüfft aus. Er bedankte sich knapp und legte auf.
Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
Ihm fiel nur eine Erklärung ein: Saara hatte das Geld für ihre Reise gebraucht. Aber eine solche Summe? Und ohne ihm etwas davon zu sagen?
Noch nervöser als zuvor konzentrierte Karri sich wieder darauf, das Lösegeld aufzutreiben. Er rief seine ehemaligen Geschäftspartner an, die durch den Verkauf der Firma ebenso viel bekommen hatten wie er. Er wollte nicht unbedingt Geld von ihnen – beide hatten den Erlös in andere Unternehmen gesteckt –, sondern hören, ob sie ihm einen Rat geben konnten.
Mikko war gerade irgendwo in Kalifornien, bei einem »äußerst viel versprechenden« Garagenhersteller, und Karri konnte nicht in Ruhe mit ihm reden. Jani wiederum war zu Hause in Helsinki, und er hatte Ideen, so wie Karri gehofft hatte. Jani war in ihrer gemeinsamen Firma für das Marketing zuständig gewesen und hatte mit geringem Budget und gesundem Selbstvertrauen die reinsten Wunder zustande gebracht – und damit die größten Telefonanbieter der Welt als Kunden gewinnen können.
Jetzt äußerte Jani eine Idee, die Karri nur den Kopf schütteln ließ.
Aber es gab wenig Alternativen.
18
Johanna sah sich die Liste mit dem Inhalt von Erjas Computer an. Die Besprechung hatte gerade begonnen.
»So gut wie nichts, was von Bedeutung sein könnte«, sagte Hedu. Er war in EDV-Angelegenheiten der natürliche Verbindungsmann zum Labor, denn was er an Kleidern sparte, verschwendete er für Computer. Johanna hatte ihn in Verdacht, unter schwerer Internetabhängigkeit zu leiden, was seinen ohnehin dürftigen zwischenmenschlichen Beziehungen zusätzlich das Wasser abgrub.
»Word-Dokumente mit Klassenarbeiten und Rundschreiben an die Eltern und so etwas, außerdem Sachen, die mit der Bibel und Religion zu tun haben. Zwei Artikel für die Zeitung der Laestadianer.«
»Internet?«
»Hat vor allem das Banking-Programm benutzt. Die Geldangelegenheiten sehen wir uns noch näher an. Dazu Besuche auf den Seiten der Friedensgemeinde und Ähnliches. Hat aber auch die Seiten der Boulevardblätter und von ein, zwei Fernsehsendern angeklickt. Finnischer Mainstream.«
»Gibt es etwas, das sie speziell verfolgt haben könnte?«
Hedu klickte eine Weile mit der Maus, dann machte sich ein schiefes Grinsen auf seinen Lippen breit.
»Ja. Das Fräulein hat sich besonders für die Liebesabenteuer von Prinz Albert von Monaco interessiert … und, Moment, auch für die Eskapaden von Prinz William. Hier war sie über einen Link auf den Seiten eines britischen Sensationsblattes, und da … aha, da gibt es Farbfotos von William, wie er in einem Nachtclub vor spärlich bekleideten Frauen seine Show abzieht.«
Johanna richtete den Blick auf Jarvas schmales Gesicht. Beide schienen dasselbe zu denken. Einen Fernseher hatte sie also nicht, aber einen Internetanschluss, obwohl man damit an mehr sündhaftes Material herankam als per TV.
»Sie war auch auf unseren Seiten«, sagte Hedu.
»Auf unseren?«
»Polizei.«
»Bei den Strafanzeigen?«
Hedu nickte. »Hat aber keine aufgegeben. Nur geguckt.«
»Das könnte mit dem blauen Auge zu tun haben.«
»Wenn ihr mich fragt, dann geht die Verletzung auf eine urfinnische Faust zurück«, warf Vuokko ein. Sie trug eine Jacke mit Epauletten, in der sie noch machomäßiger aussah als sonst. »Und nicht auf einen dämlichen Wasserhahn.«
»Und wenn es ein motorisierter oder ferngesteuerter Hahn war?«, erkundigte sich Hedu.
»Bleiben wir beim Thema«, sagte Johanna streng. »Was ist mit den E-Mails?«
»Im Outlook Express ist nichts. Das ist nicht mal in Betrieb genommen worden. Auch keine Besuche bei den Anbietern anonymer E-Mail-Adressen wie Suomi24, Hotmail oder Yahoo . Sieht so aus, als wäre sie keine Mailerin gewesen. Vielleicht bevorzugt man hier noch das Telefon, oder man ruft durch den Wald zum nächsten Haus …«
»Schon gut«,
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