Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
Gewaltdezernat der Kripo, von dort aber bald zum Nationalen Kriminalamt beziehungsweise zur Zentralkripo, kurz KRP, gewechselt.
Auf dem Weg zum Restaurant rief Johanna bei Karri Vuorio an, dem dritten in der Jagdgesellschaft, die Erjas Leiche gefunden hatte. Es war interessant, dass Erja ihr letztes Telefonat mit Saara Vuorio geführt hatte. Es wurde immer wichtiger, Saara zu vernehmen.
Am Morgen hatte Karri Vuorio von den drei Jägern am zuverlässigsten und normalsten gewirkt, aber jetzt klang auch er hektisch und angespannt, als Johanna ein Treffen vorschlug.
»Ich breche in Kürze zu einer Reise auf«, sagte er. »Ich habe heute Morgen schon alles gesagt, was ich weiß. Warum soll ich das noch einmal wiederkäuen?«
Der Ton des Mannes gefiel Johanna nicht.
»Wir werden das so lange wiederkäuen, bis wir den Mörder gefunden haben. Wann können Sie aufs Präsidium kommen?«
»Ich habe doch schon gesagt, dass ich keine Zeit habe.«
»Sie verstehen mich offenbar nicht. Ich will Sie sehen!«
Man hörte einen verärgerten Seufzer. »Ich wohne ziemlich abgelegen. Aber in ungefähr einer Stunde muss ich in der Stadt sein, um etwas zu erledigen. Dann kann ich vorbeischauen.«
Johanna fragte sich, weshalb ein Kerl, der am Morgen noch so seriös gewirkt hatte, auf einmal so unfreundlich war.
17
Karri sah sich am Teufelsberg um und fragte sich, was diese Vahtera von ihm wollte. Sie hatte entschlossen geklungen. Hatte auch etwas Unheil Verkündendes in ihrer Stimme gelegen? War das mit der Wilderei herausgekommen? Egal. Das brachte ihn nicht aus der Fassung. Er würde das Bußgeld bezahlen und fertig. Aber warum sollte sich die Vahtera darum kümmern? Mit den Morden hatte das schließlich nichts zu tun.
Karri überlegte, ob er der Polizistin von dem ungebetenen Gast im Schneehuhnnest erzählen sollte. Was hatte es damit eigentlich auf sich? Was könnte er der Polizei sagen?
Auf den steilen Hängen des Berges wuchsen armdicke Nadelbäume. Die Natur bereitete sich auf die vollkommene Stille des Winters vor. Karri ging bis unmittelbar an den Anstieg heran und blickte in den Raum hinein, der sich zwischen zwei Felsen auftat. Diese gewölbeartige Felsenkirche war einmal ein wichtiger Ort für Saara, Erja, Lea und Anne-Kristiina gewesen. Damals war es nur ein Naturheiligtum gewesen, aber vor wenigen Jahren waren von den Laestadianern in Gemeinschaftsarbeit Bänke hingestellt und die drei größten Öffnungen in der oberen Wand mit Holz verkleidet worden. Mit Spendenmitteln hatte man Strom heraufgezogen, mit dem man ein Heißluftgebläse betreiben konnte. Im Sommer wurden hier im Schoß der Natur Gemeindeversammlungen und Konfirmationsgottesdienste abgehalten, und seit einigen Jahren wurde zu Weihnachten der Weg bis hierher geräumt. Karri erinnerte sich an die Fackeln und Kerzen bei der Weihnachtsfeier, von der er ein Foto in der Zeitung gesehen hatte. Naturnähe war in Mode.
Er ging auf dem leicht abschüssigen Steinboden weiter, vorbei an den aufgestapelten Bänken. Vorne war ein großes Kreuz aus zwei Birkenstämmen errichtet worden.
Karri fand an diesem Ort nichts, was Saaras Hinweis auf dem Videoband erklärt hätte. Saara war am Teufelsberg konfirmiert worden, aber Karri konnte sich nicht erinnern, dass sie bei ihrem Besuch hier darüber gesprochen hätten. Wahrscheinlich hatte das damit zu tun, dass Saara mit ihm so gut wie gar nicht über religiöse Dinge sprach.
Unruhig trat Karri wieder ins Freie und ging zu seinem Wagen. Er wartete auf einen Anruf aus Bagdad, nachdem er bei RiskManagement eine Bitte um Rückruf hinterlassen hatte. Luuk van Dijk hatte von dieser Firma einen Sicherheitsmann namens Keith engagiert.
Karri blieb neben seinem Wagen stehen und starrte mit glasigen Augen vor sich hin. Im Oktober war er mit Saara in einem nahe gelegenen Moor gewesen, um Moosbeeren zu sammeln. Das war seine Idee gewesen, er wollte, dass sie im Winter ihre eigenen Beeren hatten. Sie hatten das Auto am Teufelsberg abgestellt, und Saara hatte ihm die Felsenkirche gezeigt.
Er schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern, worüber sie dabei gesprochen hatten. Plötzlich riss er die Augen auf.
Das Antiquitätengeschäft! In Pudasjärvi hatte ein Antiquitätengeschäft eröffnet, das sie vor der Fahrt ins Moor aufgesucht hatten. Dort hatten sie sich gefragt, ob der Laden von den Fjäll-Touristen am Leben gehalten würde, denn von den Ortsansässigen allein würde er kaum existieren können. Das Thema war Saara
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