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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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dass wir uns nicht verarschen lassen«, stimmte Danilo zu und klang dabei fast begeistert.
    »Gehen wir zuerst mal hinaus«, sagte Torna ruhig.
    Sie lotsten die Finnen aus dem Frachtraum und nahmen ihnen die Waffen ab. Torna ging Vasa holen.
    Timo schaute auf die Männer in Ausgehuniform, die außer Atem in das gedämpfte Licht der Spotlights im Turm der Flugleitung traten. Einige gehörten der Polizei an, andere der Armee.
    Die aktive Polizeiführung schien nicht zu wissen, wie sie sich den befreiten Geiseln gegenüber verhalten sollte. Die peinliche Situation löste sich aber sogleich auf, als Polizeidirektor Nykänen zu seinem Stellvertreter sagte: »Und, wie kommt ihr klar?«
    Nykänens Stimme klang schwach und müde. Bevor Artto antworten konnte, sagte Sohlman hinter dem Nachtfernglas, das auf einem Stativ am Fenster stand: »Kariluoto und seine Leute sind entdeckt worden.« Die gesamte Polizeiführung drehte sich zu dem Airbus um, den man durch die großen Fenster nur schemenhaft im dunklen Bereich des Rollfeldes erkennen konnte.
    »Was machen sie mit ihnen?«, fragte Helste mit erschöpfter Stimme. »Sie bedrohen sie neben der Maschine mit der Waffe«, murmelte Sohlman hinter dem Fernglas.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Helste weiter.
    Keiner antwortete, denn die Antwort war von quälender Eindeutigkeit. Sie konnten nichts tun.
    Die Finnen standen mit den Händen im Nacken vor Zlatans Sturmgewehr. Vom Terminal her hörte man das gleichmäßige, tiefe Brummen von Düsenmotoren, obwohl der übrige Flugverkehr unterbrochen war. Alle eintreffenden Flüge wurden nach Tampere oder Turku umgeleitet.
    »Warte«, sagte Vasa mit Nachdruck. »Ohne meine Erlaubnis wird nicht geschossen.«
    »Wir müssen mindestens einen von ihnen umlegen«, erwiderte Zlatan. »Das weißt du so gut wie ich.«
    Die Männer ohne Strafe freizulassen kam nicht in Frage, das verstand Vasa, dennoch zögerte er.
    »Wir nehmen einen von ihnen mit in die Maschine«, sagte er. »Als Opfergefangenen. Gut gefesselt. Falls etwas passiert, muss er als Erster leiden.«
    »Warum sollen wir die Strafe aufschieben, das...«
    »Vasa hat Recht«, fiel Torna Zlatan ins Wort und zog Kabelbinder aus der Seitentasche seiner Hose. »Fessle damit den Mittleren«, sagte er zu Danilo.
    »Und ihr zwei«, wandte sich Vasa an die Finnen. »Fangt an zu rennen, bevor wir es uns anders überlegen.«
    Kariluoto und Petäjä sahen erschüttert zu, wie einer der Geiselnehmer Moisios Handgelenke auf dem Rücken zusammenband.
    »Seid ihr immer noch da?«, fuhr einer der Serben sie an.
    Kariluoto und Petäjä machten sich auf den Weg zu den Lichtern des Terminals. Sie konnten nichts tun, um Moisio zu helfen.
    »Wir haben euch befohlen zu rennen«, rief einer der Geiselnehmer und schoss ihnen hinterher.
    »Und ich renne trotzdem nicht«, knurrte Petäjä.
    Auf Johannas Bitte zog Heinonen wieder die Sonnenblende vor dem Fenster herunter.
    »Was da draußen wohl vorgeht?«, fragte Heinonen leise.
    Die Leute vom SK Bär sind aufgeflogen, hätte Johanna am liebsten gesagt und dazu kräftig geflucht. Stattdessen suchte sie in ihrer Handtasche nach einem Stift und schrieb in die Blue-Wings-Zeitschrift auf den Rand der Seite mit der Weltkarte: VORNE SITZT EINE FINNIN. DENK DARAN, DASS WIR EIN EHEPAAR SIND!
    Heinonen las die Mitteilung und nickte. Johanna riss das Papier in kleine Stücke. Nach all dem zu schließen, was man über sie wusste, war Jasmin Ranta eine Frau mit guten Nerven und scharfem Verstand. Darum musste man in ihrer Nähe vorsichtig sein. Die Geiselnehmer stießen den gefesselten Mann des SK Bär vor sich her über den Gang. Johanna versuchte Blickkontakt mit ihm aufzunehmen, aber der Mann bemerkte es nicht. Sie drehte den Kopf weit genug, um aus dem Augenwinkel zu erkennen, dass sie den Kollegen in der hintersten Reihe festbanden.
    Die Geiseln befreiten sich von der schlimmsten Anspannung, indem sie leise miteinander redeten, da dies nicht ausdrücklich verboten worden war. Oberst Jankovic saß etwa fünf Reihen weiter vorne. Er wirkte müde, es schien ihm nicht gut zu gehen, und er sprach mit keinem der anderen Serben. Als Johanna ihn im Krankenhaus besucht hatte, war er ebenso matt gewesen. Auf der anderen Seite des Ganges saß der Innenminister. Auch die übrigen Geiselnehmer bestiegen die Maschine, und Vasa befahl dem Kopiloten, die Tür zu schließen. Plötzlich war die Atmosphäre in der Kabine wieder aufs Äußerste gespannt. Die Serben zogen ihre

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