Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
Vom Netzwerk:
schnaubte er auf Serbisch und lief nach hinten.
    Dann blieb er abrupt stehen. Zlatan warf eine blaue Wolldecke über den gefesselten Mann.
    »Was willst du mit ihm ...«
    »Es ist schon getan.«
    Vasa starrte auf Zlatans Hand mit dem Messer. Zlatan wischte die rote Klinge an seinem Oberschenkel ab und schob das Messer in die Scheide an seiner Wade. In der Maschine herrschte drückende Stille. Alle Köpfe hatten sich nach hinten gedreht. Jemand fing laut an zu weinen. Vasa richtete den Blick auf Zlatans Augen - auf glasige, kalte Augen. »Du hast selbst gesagt, dass wir ihn als Opfergefangenen mitnehmen ... Die Zicken der Finnen gehen langsam zu weit. Wenn wir sie nicht bestrafen ...«
    »Verflucht«, sagte Vasa leise. »Was glaubst du, wie sich ein hingerichteter Polizist auf die Stimmung hier auswirkt? Wenn einer auf die Idee kommt, Rambo zu spielen oder einen Aufstand anzuzetteln ... Und was ist damit überhaupt gewonnen? Was ist jetzt besser als zuvor?« Zlatan reagierte in keiner Weise, erwiderte nur ungerührt Vasas wilden Blick. Vasa begriff, dass sich Zlatan in einem Zustand befand, in dem er nicht nur den Geiseln, sondern auch sich und seinen Genossen gefährlich werden konnte. Er drehte sich um und kehrte in den vorderen Teil der Maschine zurück. Unterwegs registrierte er Jasmins ängstlichen Blick. Vasa ging neben der Frau, die seinen Vater versorgte, in die Hocke. »Wie sieht es aus?«
    »Die Kugel ist durch den Oberarmknochen gedrungen. Es kommt viel Blut, und er hat starke Schmerzen. Er muss möglichst bald operiert werden.«
    Während sie sprach, versuchte die Frau das Blut durch das Anlegen eines Druckverbandes zu stillen. Ihre Bewegungen wirkten gekonnt. Das schmerzhafte Aufblitzen in ihrem Blick war vielsagend. Sie machte sich für den Tod des von Zlatan ermordeten Polizisten verantwortlich.
    »Kann ich meinem Vater irgendwie helfen?«, fragte Vasa ohne Mitleid. Die Frau hatte ihren Schmerz verdient.
    »Hier drücken«, antwortete sie mit einer Kopfbewegung auf den Rand des Verbandes. In der Mitte hatte sich die Binde bereits rot verfärbt. Das Gesicht des Obersts war grau, den blutleeren Lippen entwichen unregelmäßige Atemzüge.
    »Er hat einen Herzfehler«, sagte Vasa. »Ich weiß nicht, ob sein Herz das alles aushält. Müsste man ihm ein Herzmittel geben?«
    »Ich weiß nicht. Geh ins Cockpit und befiehl dem Kapitän, umzukehren.« Die Frau legte eine weitere Verbandsschicht an, dabei hielt sie den Oberst vorsichtig an der Schulter. Aber wie viel Verband sie auch hinzufügte, er färbte sich immer sofort rot.
    »Geh!«, fuhr sie Vasa an.
    Vasa stand auf und ging in Richtung Cockpit.
    »Was hast du vor?«, rief Zlatan auf Serbisch.
    Vasa antwortete nicht, sondern ging ins Cockpit, wo Stanko die Piloten überwachte.
    »Was ist dahinten los?«, fragte der Kapitän streng.
    »Wir haben einen Verwundeten, der so schnell wie möglich Hilfe braucht. Was ist der nächste Flughafen?«
    »St. Petersburg.«
    »Dann dorthin«, sagte Vasa und wandte sich ab. Stanko sah ihm nach. »Was soll der Scheiß?« Vasa schnellte herum. »Das ist etwas, über das wir nicht diskutieren.«
    Sein Gesichtsausdruck veranlasste Stanko, jeden weiteren Widerspruch hinunterzuschlucken.
57
    Timo kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Zwischen den hohen Fichten war ein kleiner, einsamer Wegweiser zu erkennen. »Bei der nächsten links«, sagte er. Navarro drosselte die Geschwindigkeit.
    Beim Abbiegen sah Timo in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und stellte erleichtert fest, dass ihnen keine Polizeiautos folgten, jedenfalls nicht in Sichtweite.
    Der unbefestigte Weg war voller Löcher und schlängelte sich immer tiefer in den Wald hinein. Timo machte sich allmählich ernsthaft Sorgen. »Halt hier an!«, sagte er auf der Höhe einer Fichte, die parallel zur Straße umgestürzt war.
    In der Stille schrieb Timo den Geiselnehmern eine SMS, in der er mitteilte, dass sie den vereinbarten Ort erreicht hatten.
    »Weißt du wenigstens selbst, was du tust?«, fragte Navarro. Timo schwieg. Er versuchte, an nichts zu denken, hielt nur das Telefon in der Hand und wartete auf den Eingang einer SMS. Als das Handy dann piepste, erschrak er trotzdem.
    »Nach Myrans fahren. Dort steht ein Lieferwagen. Kiste einladen.«
    Timo studierte eine Weile die Karte. »Weiter«, sagte er. »Wohin?« »Das sage ich dir unterwegs.«
    Navarro fuhr eine Weile, ohne etwas zu sagen, dann schnaubte er auf einmal: »Bombendrohung ... Weißt

Weitere Kostenlose Bücher