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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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Maschine. Aber die Kugel war nicht durchgedrungen, sie musste stecken geblieben sein. Ein Geiselnehmer öffnete die Gepäckablage und nahm eine der kugelsicheren Westen heraus. Dort war das Geschoss eingeschlagen.
    Ein anderer Geiselnehmer beugte sich über den Oberst und sagte zu Vasa etwas auf Serbisch.
    »Ist ein Arzt unter euch?«, brüllte Vasa die Geiseln an.
    Johanna saß verkrümmt auf dem Sitz und spürte noch immer die Messerklinge am Hals. Sie drehte die Augen und gewann so ein Bild von dem Serben, der sie im Griff hatte. Sie sah nur die Augen im Schlitz der Sturmhaube, aber sie kannte diese Augen. Sie gehörten dem boshaftesten, sadistischsten Mann der Gruppe.
    Sie blickte in die andere Richtung. Einer der Geiselnehmer riss die Schoner der Kopfpolster von einigen Sitzen und versuchte damit die Blutung des Obersts zu stillen.
    »Habt ihr gehört?«, schrie Vasa und versuchte gleichzeitig, seinem Komplizen zu helfen. »Kann hier jemand Erste Hilfe leisten?«
    »Ich«, hörte sich Johanna sagen. Das stimmte tatsächlich, aber der eigentliche Grund, sich zu melden, war ein anderer: Sie wollte mit allen Mitteln den Moment aufschieben, in dem die Messerklinge ihre Kehle durchschnitt.
    »Bist du Krankenschwester, oder was?«, hörte sie den Mann mit dem Messer höhnisch sagen. »Eine Krankenschwester, die mit Waffen spielt? Du wirst gleich selbst Erste Hilfe brauchen.« Der Mann drückte ihr die Messerklinge so weit in die Haut, dass Johanna ein warmes Blutrinnsal auf ihrem Hals spürte. Sie schloss die Augen und erwartete einen schnellen Schnitt. War das also jetzt das Ende? Mit aufgeschnittener Kehle irgendwo hoch über Russland?
    »Hör auf!«, hörte sie Vasa schreien.
    Sie öffnete die Augen und sah ihn mit blutigen Händen neben seinem Vater stehen, fürchterliche Angst im Blick. »Die Frau soll herkommen, lass sie los!«
    Vasa versuchte sich zu beherrschen, aber es schien ihm nicht zu gelingen. »Jetzt sind alle dieser Schlampe gegenüber loyal«, schrie Stanko auf Serbisch und deutete auf die Frau, die sich mit Zlatans Messer am Hals kalkweiß auf dem Sitz krümmte. Das dünne Blutrinnsal, das vom Schnitt der Klinge stammte, lief auf das Abendkleid.
    »Wir brauchen den Erste-Hilfe-Koffer«, sagte Torna, der vor dem Oberst kauerte. »Ich kann die Blutung nicht stillen ...«
    »Wir ziehen die Sauerstoffmaske aus der Decke...«, fing Danilo an. »Halt's Maul«, zischte Vasa.
    Mit wenigen Sätzen war er bei der Finnin und brüllte Zlatan an, bis dieser das Messer von ihrem Hals nahm. Aber Zlatan machte keine Anstalten, die Frau loszulassen.
    »Die ist von der Polizei, die haben sie eingeschleust...«
    »Genau deshalb kann sie Erste Hilfe leisten - hoffentlich besser als wir. Lass sie los!«
    »Wir müssen sie töten, es können noch mehr heimliche Bullen an Bord sein ...«
    Torna blickte auf. »Lass die Frau hierherkommen und spiel dich nicht auf!«
    Zlatan wartete noch einen Augenblick, dann ließ er frustriert die Haare der Frau los, aber nicht ohne ihr zuvor noch einmal heftig den Kopf nach hinten gerissen zu haben.
    Vasa packte die Frau und stieß sie zu seinem Vater.
    »Dein Leben hängt jetzt von deinen Fähigkeiten ab«, sagte er langsam und deutlich. »Wenn du nicht fähig bist, anständige Hilfe zu leisten, stirbst du. In dem Fall können wir dich nämlich nicht gebrauchen.« Er drehte sich um und rief Slobo zu: »Hol jetzt endlich diesen verdammten Erste-Hilfe-Koffer!«
    Slobo riss den Koffer aus der Gepäckablage und warf ihn Vasa zu. Während die Frau sich die Wunde des Obersts ansah, ging Danilo zu ihrem vermeintlichen Ehemann. Der Minister saß mit grauem Gesicht auf seinem Platz und starrte auf die Rückenlehne vor sich.
    »Diese Kuh ist deine Frau, wie?«, fragte Danilo.
    Der Minister biss sich auf die Lippen, ohne aufzublicken.
    Danilo schlug ihm ins Gesicht. Der Kopf des Ministers wurde gegen das Fenster geschleudert. Die Frau in der Reihe hinter ihm kreischte. »Du verlogener Scheißkerl«, zischte Danilo und schlug noch einmal zu. Die Frau kreischte immer lauter. »Schnauze!«, brüllte Danilo sie an. Der Minister hielt sich den schmerzenden Kopf und schien an der Grenze zur Bewusstlosigkeit zu taumeln. »Es reicht«, rief Vasa.
    Dann sagte er laut hörbar auf Englisch: »Wenn einer von euch ohne Erlaubnis aufsteht, schneiden wir ihm auf der Stelle die Kehle durch. Ist das klar?«
    Im selben Moment sah er Zlatan im hinteren Teil der Maschine hantieren.
    »Was tust du da, verflucht?«,

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