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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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ruinierte immer neue Generationen.
    Vasa verstand auch, dass es nicht von Bedeutung war, was sein Vater ihm hatte sagen wollen. Von Bedeutung waren nur seine eigenen Entscheidungen.
    Er stand auf, stieg vorsichtig über seinen toten Vater hinweg und ging zur Toilette. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, stand er eine Weile im Dunkeln. Dann verriegelte er die Tür, und das Licht ging an. Vasa betrachtete sich im Spiegel: Blut im Gesicht und in den Haaren. Die Hände sahen aus, als trüge er dunkelrote Handschuhe. Unter dem blutigen Hemd kam der bloße Oberkörper zum Vorschein.
    Fürst Lazar auf dem Amselfeld. Im Augenblick der Niederlage. Still musterte Vasa sich selbst. Dann drehte er das Wasser auf und hielt die Hände unter den Strahl. Das Becken färbte sich rot. Er formte mit den Händen eine Schale und wusch sich langsam das Gesicht. Schließlich strich er sich die feuchten Haare zurück und schaute auf den Mann mit dem nassen Gesicht im Spiegel. Noch mehr Blutvergießen? Oder der moralische Sieg?
61
    Kalter Nachtregen trommelte auf die Dächer von Antwerpen. In der Winterkoninkjestraate stiegen vier Männer mit ernsten Gesichtern gleichzeitig aus einem großen, gepanzerten Audi.
    Jeder von ihnen hatte die Umgebung fest im Auge: die steilen Dächer der Häuserzeilen, die hinter den Straßenlampen aufragten, die dunklen Fenster und die wenigen Autos, deren Reifen im Vorbeifahren Wasserfontänen vor sich herpflügten, die im Scheinwerferlicht glitzerten. Fußgänger waren nirgendwo zu sehen. Jeder der Männer war bereit, blitzschnell nach der Waffe im Schulterhalfter unter der Jacke zu greifen. Bewaffnete Männer waren im Diamantenviertel von Antwerpen kein seltener Anblick. In den Hinterzimmern der kleinen, bescheiden wirkenden Läden wurden Millionengeschäfte getätigt, oft mit Barzahlung, und es gab Kunden, die bei der Sicherheit keine Abstriche machten. Die Stadt war der wichtigste Diamantenumschlagplatz der Welt. Sechzig Prozent aller geschliffenen Diamanten und neunzig Prozent aller Rohdiamanten gingen hier über die Theke.
    Zwei der Männer aus dem Audi waren von der Sicherheitsabteilung der Firma Roche, die anderen beiden von der TERA in Brüssel. Die RocheVertreter hatten zwei Schecks über je fünfzig Millionen Euro bei sich, unterschrieben von der obersten Firmenleitung. Während die beiden Männer mit einem Learjet von Basel nach Antwerpen geflogen waren und die TERA-Beamten die fünfzig Kilometer von Brüssel nach Antwerpen mit dem Auto zurückgelegt hatten, hatte man von Roche aus bei De Beers in London sowie bei Experten der Antwerpsche-Diamantkring-Börse angerufen. Dadurch war es schnell gelungen, die besten Kontakte für den Erwerb der Diamanten zu finden.
    Timo stand auf dem Flughafen Antwerpen neben einem Falcon-200oEXLearjet und wartete auf die Diamanten. Er kümmerte sich nicht um den Regen, sondern ließ zu, dass ihm in der Dunkelheit die kalten Tropfen ins Gesicht schlugen. Die Maschine wurde gerade getankt und überprüft. Welches das Ziel des bevorstehenden Flugs sein würde, war unsicher. Man konnte nur hoffen, dass die Geiselnehmer eines begriffen: Nicht einmal ein privates Geschäftsflugzeug konnte überall hinfliegen, wo es wollte. Vor dem Start musste ein Flugplan mit Ziel und Flugabsicht erstellt werden. In den EU-Mitgliedsstaaten konnte die TERA dabei allerdings etwas flexibel sein, denn sie hatte mit der Eurocontrol, die für die Sicherheit im europäischen Luftraum zuständig war, Sonderbedingungen vereinbart. Im Hauptsitz von Eurocontrol im Brüsseler Stadtteil Haren, gegenüber der Nato, befand sich die CFMU, die Zentrale Stelle für Verkehrsflussregelung. Sie nahm alle Flugpläne entgegen, prüfte sie, leitete sie weiter und optimierte dabei den Verkehrsfluss entsprechend der zur Verfügung stehenden Luftraumkapazität. Die Flugpläne ihrer eigenen Flüge konnte die TERA direkt an Eurocontrol übermitteln, auch noch während des Flugs, ohne dass am Zielflughafen etwas über die Gründe des Sonderverfahrens bekannt wurde.
    Navarros Vorgesetzter hatte Timo nach Arlanda gebracht und während der gesamten Fahrt mit Nykänen telefoniert. Timo wusste nicht, was Nykänen seinem schwedischen Kollegen gesagt hatte, ihn interessierte nur, dass er mit der Maschine, mit der er von Helsinki nach Stockholm gekommen war, nach Antwerpen weiterfliegen konnte.
    Vom Terminalgebäude her näherten sich die kalt-bläulichen Lichtpunkte von Xenon-Scheinwerfern. Kurz darauf hielt

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