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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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ein großer Audi neben der Falcon. Vier Männer stiegen aus.
    Timo stellte sich den beiden Mitarbeitern der Sicherheitsabteilung von Roche vor. Jan Bollard und David Maggot waren TERA-Kollegen, die er kannte.
    »Wir können starten, sobald wir den Fallschirm haben, den die Geiselnehmer zusätzlich verlangen«, sagte Timo.
    Die Männer trugen die kostbare Fracht in die Maschine. Timo achtete sorgsam auf seine Schweinsledertasche, in der die Glock-Pistole steckte, die er aus Finnland mitgebracht hatte.
    Marek Kadijevic blies nervös in die Luft und sah zu, wie sich die Feuchtigkeit seines Atems zu einer weißen Wolke verdichtete. In der Nacht war die Temperatur in Nordostpolen zwischen Ciechanowiec und Brahsk unter null Grad gefallen. Die frische Luft tat gut nach dem stundenlangen Sitzen.
    Marek warf durch die offene Tür einen Blick in den Wagen, wo auf dem Sitz der Bildschirm eines Laptops schimmerte. Der beleuchtete Laderaum des Lieferwagens in der Nähe des Flughafens Arlanda war statisch und öde auf dem Bildschirm zu sehen. Niemand hatte die Tür geöffnet, nachdem die Last eingeladen worden war.
    Zuvor hatte Marek im Haus den Stecker des Laptops aus der Steckdose gezogen und war fast eine Stunde lang auf der Strecke WarschauBialystok in Richtung Osten gefahren. Noch im Mittelalter war die ganze Gegend unbewohnt gewesen, sie hatte wie eine Pufferzone die Stämme Polens von den Ostslawen getrennt, und nach wie vor war es eine abgelegene Grenzregion, in der sich eines der größten Waldgebiete Europas befand. Die lettischen Prinzen, die russischen Zaren und die polnischen Könige waren hier auf die Jagd gegangen. Und wie in Grenzregionen üblich, war auch hier gekämpft worden. Entlang des nahe gelegenen Flusses Bug verlief die Kette der von Stalin erbauten Bunker. Marek streckte sich und schaute auf die dunkle Landebahn des im Zweiten Weltkrieg angelegten Militärflugplatzes. Zwischendurch blickte er sich immer wieder misstrauisch zum Wald hinter sich um. Dort lebten Bisons, Bären und Wölfe. Städte waren angenehmer als Wälder.
    Marek wollte sich nicht eingestehen, dass er Angst hatte. Statt sich an Waldrändern herumzutreiben, ging er abends lieber Sushi essen und setzte sich anschließend zu Hause an den Computer, während im Hintergrund Musik von den Arctic Monkeys lief.
    Er fuhr zusammen, denn er glaubte, hinter den Bäumen ein Knacken gehört zu haben. Das war sicher nichts, versuchte er sich einzureden. Im Wald sind immer irgendwelche Tiere unterwegs. Und erst recht in diesem Wald.
    Doch auch wenn er sich noch so viel Mühe gab, den Gedanken abzuschütteln, so wurde er die Vorstellung nicht los, dass jemand durch die Dunkelheit schlich. Er lockerte weiter seine Glieder, indem er die Arme in weiten Bögen schwang und dabei verächtlich über seine eigene Fantasie schnaubte. Zu viele blöde Horrorfilme - jetzt fielen sie ihm alle wieder ein. In Wahrheit kannte niemand seinen genauen Aufenthaltsort, nicht einmal Vasa und seine Leute.
    Marek richtete den Blick wieder auf die Landebahn. Als Polen noch dem Warschauer Pakt angehörte, war sie in regem Gebrauch gewesen. letzt strahlte sie im Einklang mit den verfallenden Hangars geisterhafte Trostlosigkeit aus. Kalte Schauer liefen Marek über den Rücken, als er die Hand auf den Türgriff seines Autos legte. Das war in den Filmen immer der Augenblick, in dem der Mörder zuschlug.
    Schnell setzte er sich ans Steuer und verriegelte die Tür. Er wartete ab, bis sich sein Atem beruhigt hatte, und dann musste er auch schon wieder über sich schmunzeln. Zum Glück sah ihn niemand.
    Auf dem Computerbildschirm war nach wie vor das vertraute Bild der Web-Kamera aus dem Laderaum des Lieferwagens zu sehen. Drei graue Behälter, die Sprengstoffkästen und das Kabel. Alles schien in Ordnung zu sein. Marek vergrößerte das Bild der zweiten Kamera. Darauf sah man den Lieferwagen von außen und schwedische Polizeiautos, die in einiger Entfernung geparkt waren. Die schnurlose Kamera, von der diese Einstellung gesendet wurde, war in fünfzehn Meter Höhe am Stamm einer Birke befestigt.
    Als Nächstes ging er im Internet die finnischen Nachrichtenseiten durch, auf denen freilich selten etwas auf Englisch zu finden war. Die neuesten Meldungen musste er in das Finnisch-Englisch-Übersetzungsprogramm eingeben, das allerdings ziemlich holprigen Text produzierte. Die Hauptsache wurde trotzdem deutlich: Das Flugzeug mit den Geiseln bewegte sich »irgendwo über Russland«, und von

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