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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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weißrussischen Grenze waren es nur knapp fünfzig Kilometer. Obwohl die Polizei und der Nachrichtendienst in Polen das Ziel schon genau kannten, würde der Flug mit dem Helikopter von Warschau nach Bransk bestimmt zwanzig Minuten dauern. In der Zeit wären die Verbrecher längst spurlos verschwunden.
    »Bereit machen zum Abwurf«, sagte der Kopilot.
    »Und was passiert danach?«, wandte sich Maggot an Timo. »Wir fliegen weiter nach Osten. Dabei halten wir uns in der Nähe der Maschine mit den Geiseln. Sorgt dafür, dass Minsk einen Flugplan bekommt, aus dem hervorgeht, dass wir einen Geschäftsflug von Warschau nach Minsk unternehmen.«
    Während das Dröhnen des kleinen Learjets allmählich nachließ, verfolgte Marek, wie der weiße Fallschirm friedlich am nächtlichen Himmel zur Erde schwebte. Die Farbe des Fallschirms hatte Marek selbst vorgeschrieben.
    Die Ladung landete weich im Gras neben der Landebahn, und der Fallschirm breitete sich schön darüber. Marek rannte los. Als er den Fallschirm erreicht hatte, holte er die Tasche darunter hervor und rannte sofort zu seinem Wagen im Schutz der Bäume zurück.
    Er setzte sich ins Auto und verriegelte die Türen. Schnell blickte er auf den Computer. Das Bild aus dem Lieferwagen war unverändert. Außer Atem nahm er einen Scanner zur Hand und fuhr damit über die Tasche, in der Angst, das rote Licht der Anzeige am Armaturenbrett könnte aufleuchten.
    Aber es blinkte nicht. In der Tasche befand sich kein Gerät, das Funksignale aussendete.
    Marek prüfte die Tasche aus Kevlarfaser noch mit einem Metalldetektor ebenfalls keine Reaktion.
    Schließlich öffnete er die Tasche. Sie enthielt einen Stoffbeutel. Das Plastikband, mit dem dieser verschlossen war, durchtrennte Marek mit der Spitze seines Messers.
    Unter anderen Umständen hätte ihn der Inhalt des Beutels triumphierend Luft holen lassen, aber jetzt fuhr er nur mit der Hand hinein und pickte sich einen beliebigen Diamanten heraus. Er schaltete die batteriebetriebene Leuchtlupe ein und untersuchte den Diamanten sorgfältig. Dann tat er das Gleiche mit einem zweiten und einem dritten Stein. - Alles in Ordnung.
    Er startete den Wagen und fuhr auf einem vergrasten Weg neben der Landebahn zur Straße. Er fuhr ruhig, ohne Hast. Die Polizei würde kommen und das Gelände durchkämmen, aber das konnte dauern. Und die Überbringer der Diamanten würden es nicht wagen, etwas zu unternehmen, bevor er die Erlaubnis erteilt hätte, die ShikimisäureLadung zu löschen.
    Von der Straße, die nach Bransk führte, fuhr er auf die Autobahn Warschau-Bialystok-Wilna, auf der auch in diesen frü
    hen Morgenstunden reger Lkw-Verkehr herrschte. Nach dreißig Kilometern hielt er auf einem Rastplatz neben einem halben Dutzend schwerer Lastwagen. Er schaltete seinen Laptop ein und nahm Verbindung zu den Kameras auf, die den Lieferwagen in Schweden observierten, und zu den Fernbedienungen, mit deren Hilfe er die Zündmechanismen der Sprengsätze im Lieferwagen steuerte. Mit wenigen Tastenkombinationen unterbrach er den Stromkreis, der die Sprengsätze unter Spannung hielt.
    Marek Kadijevic hielt sein Versprechen, wenn man die Zusicherungen einhielt, die man ihm gemacht hat.
    Die Blaulichter der Polizeifahrzeuge zuckten auf Axel Navarros müdem, aber erleichtertem Gesicht.
    Der Roboter des Anti-Bomben-Kommandos der Polizei öffnete mit seinem mechanischen Greifarm problemlos die Hecktüren des RenaultLieferwagens. Navarro schaute auf das Bild, das die Kamera des Roboters übertrug. Im Laderaum war eine unversehrte Fracht zu erkennen. Navarro machte einen Schritt auf den Lieferwagen zu.
    »Warte!«, rief ihm ein Mann in schwerer Bombenschutzbekleidung zu. Navarro blieb stehen. Er glaubte nicht, dass noch Gefahr bestand, ließ die Kollegen aber in Ruhe ihre Arbeit machen.
    Er nahm das Handy aus der Tasche und schrieb eine kurze SMS an den verrückten Finnen: AUTO OFFEN, FRACHT SICHER.
62
    Johanna hörte das Surren, als das Fahrwerk des Airbus ausgefahren wurde. Es war halb fünf am Morgen. Johanna war erleichtert und besorgt zugleich - bald hätte die Pein ein Ende, aber was für eines?
    Sie bewegte ihre tauben Finger, so gut es ging. Die Geiselnehmer hatten ihr die Hände mit den Handschellen aus dem Sicherheitszubehör der Maschine auf dem Rücken gefesselt. Im hinteren Teil der Kabine lag unter einer blauen Wolldecke die Leiche des Kollegen vom SK Bär. Johannas Augen wurden feucht. Sein Tod war ihre Schuld ... Aber daran durfte sie jetzt

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