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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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Moskau waren keine genaueren Angaben zu erhalten. Von der Shikimisäure oder den Diamanten war in den Medien nicht die Rede, und das war gut so. Allmählich ging Marek die Stille auf die Nerven. Er hatte große Lust, die Kopfhörer aufzusetzen und Musik aus dem Computer zu hören, aber die Zeit zum Entspannen würde später kommen. Eines war allerdings sicher: Wenn all dies vorbei war, würde er so schnell keinen Wald mehr betreten.
    Im selben Moment fuhr er zusammen. Diesmal hatte er wirklich etwas gehört. Er machte das Fenster einen Spaltbreit auf und vernahm das Geräusch deutlicher.
    In der Ferne war am Himmel ein Brummen zu hören, das immer mehr zunahm.
    Aus dem Lautsprecher in der engen Passagierkabine der Falcon hörte man die Stimme des Kopiloten: »Noch vier Minuten bis zum Ziel.« Timo brachte sich auf seinem Sitz in bessere Position und sah aus dem kleinen Fenster, aber unten war nichts als Dunkelheit zu erkennen. Gemäß der SMS, die vor wenigen Minuten eingegangen war, flogen sie auf Minimalhöhe durch den nordostpolnischen Luftraum. Vor Timo saßen die Männer aus der Sicherheitsabteilung von Roche und die TERAMitarbeiter.
    Als das Kommando der Geiselnehmer zum Flug nach Berlin gekommen war, hatte die Falcon sofort einen Flugplan an Euro control übermittelt, in dem Berlin als Ziel angegeben war. Von Eurocontrol ging die Meldung an die Flugleitung in Berlin-Tempelhof weiter.
    Gleichzeitig war die deutsche Vertreterin bei der TERA in Brüssel alarmiert worden, damit sie dem BKA und der DFS Bericht über die Lage erstattete. Die Deutsche Flugsicherung war für die Luftraumüberwachung und Flugsicherung in ganz Deutschland zuständig.
    Nördlich von Frankfurt war von den Geiselnehmern ein neues Kommando gekommen: Das Ziel hieß von da an Polen. Nun war die Prozedur mit dem Flugplan und dem Kontakt zu den Behörden noch einmal mit der polnischen Seite durchgeführt worden. Kurz vor Warschau war das Ziel präzisiert worden: Bialystok, östlich der polnischen Hauptstadt. Und vor wenigen Augenblicken war dann der endgültige Zielort mitgeteilt worden: der alte Militärflugplatz in der Nähe von Bransk. Im polnischen Fluginformationssystem war er als außer Betrieb gekennzeichnet.
    Timo betastete den Verschluss des Sitzgurtes. Die Maschine schwankte und wackelte. Mit der Flugleitung in Warschau hatten sie vereinbart, dass sie den Landeanflug durchführen sollten, als wollten sie tatsächlich landen.
    Auf dem vordersten Sitzplatz lag eine Tasche aus Kevlar-faser, die an einem Fallschirm-Pack befestigt war. Sie enthielt Diamanten der Kategorie VVSi im Wert von einhundert Millionen Euro. An der Tasche war kein Peilsender und auch sonst nichts Zusätzliches angebracht. Sie enthielt nur die Diamanten. Man würde alles tun, um die Verbrecher aufzuspüren und die Diamanten zurückzubekommen, aber erst wenn die Geiseln und die Shikimisäure in Sicherheit waren.
    »Three-two-four, Sie können anfliegen, es besteht keine Beeinträchtigung durch anderen Verkehr«, teilte die Flugleitung über Funk mit. Auf Timos Bitte hin war der Funkverkehr so geschaltet worden, dass man ihn in der Passagierkabine mithören konnte.
    Der polnischen Zentralkripo waren alle Fakten zur Lage übermittelt worden, der Flugleitung ebenfalls. Als offizieller, ins Protokoll eingehender Grund für die abweichende Flugroute waren »technische Schwierigkeiten« vor dem Zielflughafen Bialystok genannt worden. Der Kapitän hatte die Flugleitung um die unverzügliche Erlaubnis gebeten, auf dem nächsten Flugplatz zu landen. Auf dem Flugfeld Bransk gab es keine Anflugvorkehrungen, aber im Notfall war es allemal besser als Acker oder Wald.
    Sie näherten sich dem Flugplatz in gerader Linie zur Landebahn, aber nicht in einer Höhe, die ein sicheres Aufsetzen erlaubte. David Maggot ergriff den Fallschirmpack und machte sich bereit, ihn abzuwerfen. Timo hatte zu Beginn des Fluges gerätselt, ob auch Vasas Maschine irgendwo hier in der Nähe sein könnte, bis ihn aus Helsinki die Nachricht erreichte, die seinen Verdacht bestätigte: Der Airbus hatte von Moskau aus Kurs auf Minsk in Weißrussland genommen. Und das lag östlich von Polen. Es war dieselbe Richtung. Und das konnte kein Zufall sein. »Drei Minuten bis zum Ziel«, sagte der Kopilot durch.
    In der Sitztasche vor Timo steckte eine Karte, auf der er den Flugplatz Bransk markiert hatte. Die Gegend war dünn besiedelt, die nächste größere Ansiedlung neben Bransk hieß Ciechanowiec. Bis zur

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