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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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Eingangshalle des Hauptgebäudes und von dort in einen leeren, halb dunklen Raum. Dort wurde der Finne mit Handschellen an dem verzierten Heizkörper aus Gusseisen gefesselt. Im alten Musterparkett des Raumes fehlten Stücke, und an den Wänden hatten sich durch die Feuchtigkeit Flecken gebildet.
    Stanko und Danilo schlossen die Tür und gingen durch die Eingangshalle in den rechten Flügel des Hauses, in einen Saal, wo mehrere Reisekoffer bereitstanden. Sie waren vorab hierhergeschafft worden, und an einigen hingen noch die Gepäckstreifen von der Scandinavian Airlines. Die Koffer enthielten all das irdische Hab und Gut, das die Männer in ihr neues Leben mitnehmen wollten.
    Schweigend wühlten sie in ihren Sachen und wechselten die Kleider. Die Overalls flogen in die Ecke und wurden durch Jeans und saubere, wenn auch im Koffer zerknitterte Hemden ersetzt.
    Nach und nach löste sich die Stimmung, und das Schweigen ging in gut gelauntes Plaudern über. Von der Küche her breitete sich Essensgeruch in dem feuchten, verlassenen Gemäuer aus.
65
    Durch das Fenster der gerade gelandeten Falcon sah Timo bewaffnete Polizisten und Angehörige des technischen Personals geschäftig um den etwas abseits stehenden Airbus herumlaufen. Passagiere waren nirgendwo zu erkennen.
    Die Nachricht von der sicheren Übernahme der Shikimisäure-Lieferung durch die schwedische Polizei war für Timo eine riesige Erleichterung gewesen. Derzeit untersuchten die Schweden den Renault-Lieferwagen. Man hoffte, mit Hilfe der technischen Installationen im Laderaum den Erpressern auf die Spur zu kommen.
    Das Gefühl der Erleichterung wurde allerdings von der undurchsichtigen Situation in Minsk überlagert. Warum hatten die weißrussischen Behörden die Finnen nicht auf dem Laufenden gehalten? Helste hatte von Helsinki aus mitgeteilt, dass der Peilsender sich von Minsk aus in Richtung Nordosten bewegt hatte, die Geiselnehmer also schon weit weg waren, aber die Geiseln wurden trotzdem noch immer auf dem Flughafen festgehalten.
    »Bin gespannt, wie sich die Miliz und der KGB uns gegenüber verhalten«, sagte Maggot. »Die TERA hat hier nicht gerade den besten Ruf.« Timo wusste, was sein Kollege meinte. Die TERA war an vielen Ermittlungen beteiligt gewesen, die Weißrussland tangiert hatten, und dabei dem Sicherheitsapparat des Landes ins Gehege gekommen. Unter anderem war die TERA dabei gewesen, als es darum ging, die Finanzmittel Alexander Lukaschenkos bei westeuropäischen Banken einzufrieren.
    Die Falcon rollte in die Nähe des Flughafengebäudes. Die Landeerlaubnis hatten sie routinemäßig für einen gewöhnlichen Geschäftsflug erhalten. Timo Nortamo und David Maggot traten in den nasskalten, grauen Morgen hinaus und gingen auf das Terminal zu. Die Männer von Roche blieben vorerst in der Maschine. Die Ausnahmesituation war in den Routineabläufen des Flughafens kaum zu bemerken, nur die Angehörigen der Sondereinheit samt ihrer Fahrzeuge rund um die Fz'nnaz'r-Maschine verrieten, dass etwas Außergewöhnliches vorging. Ansonsten verkehrten die Busse, Tankwagen und Gepäckkarren normal, und die Flugzeuge starteten und landeten.
    Eine lächelnde junge Frau vom Bodenpersonal nahm Timo und Maggot vor dem Terminal in Empfang. Ihr Lächeln verflog jedoch rasch, als Timo sich vorstellte und sein Anliegen nannte. Die Frau rief ihren Vorgesetzten, der sich zwar bald zeigte, aber gleich wieder entfernte und dabei aufgeregt in sein Funkgerät sprach.
    Kurz darauf kamen zwei Geländewagen in hohem Tempo angefahren. Ein Beamter des weißrussischen Nachrichtendienstes nannte unfreundlich seinen Namen und stellte lakonisch fest: »Sie haben kein Visum, darum müssen Sie unverzüglich das Land verlassen.«
    »Hier ist eine Maschine mit hundert Geiseln gelandet, allesamt Landsleute von mir«, sagte Timo. »Sie können sicher sein, dass ich das Land nur zusammen mit diesen Menschen verlasse.«
    »TERA besitzt hier keine Handlungsbefugnis...«
    »Ich bin nicht als Vertreter der TERA, sondern des finnischen Staates hier«, fiel Timo dem Mann ins Wort. Organisatorisch betrachtet, stimmte das nicht ganz, aber das spielte jetzt keine Rolle. »Ich will mit Ihrem Vorgesetzten sprechen und eine genaue Schilderung der aktuellen Lage hören. Und ich will wissen, wo die Geiseln sind.«
    Der Beamte sagte einige Sätze in sein Funkgerät.
    »Sie kommen mit mir, er geht zur Maschine zurück und wartet dort«, sagte der Weißrusse mit einer Kopfbewegung in Maggots Richtung.
    Da

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