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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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zu. Da tauchte wie aus dem Nichts ein KGB-Mitarbeiter vor ihnen auf. »Was suchen Sie?«
    »Dürfen wir uns nicht ein wenig umsehen?«
    »Sie haben in dem für Sie vorgesehenen Bereich zu bleiben. Keiner von Ihnen hat ein Visum, darum ...«
    »Holen Sie Ihren Vorgesetzten!« Timo wusste, dass sein Blick und sein Tonfall schüchterne Widerreden im Keim ersticken konnten. Der Beamte griff widerwillig zu seinem Funkgerät, aber er tat es immerhin und wechselte mit jemandem einige kurze Sätze. Wenig später erschien erneut Major Medwedew. »Betrachten Sie uns als Gefangene?«, fragte Timo ohne Umschweife.
    »Wir hätten Grund, Sie festzunehmen, denn Sie sind ohne Visum in unser Land gekommen. Worum geht es? Gibt es Probleme?« »Wir haben nicht vor, hier nutzlos herumzusitzen, während unser Präsident sich noch immer in der Gewalt der Geiselnehmer befindet.« »Und was bilden Sie sich ein, unternehmen zu können?«
    »Ich wiederhole meine Frage: Betrachten Sie uns als Gefangene?« »Und ich wiederhole meinerseits: Wir tun alles, um die Situation friedlich zu lösen. Falls Sie der Ansicht sind, etwas beitragen zu können, teilen Sie uns das bitte mit!«
    »Wir haben vor, jetzt zu einer Autovermietung zu gehen und das Flughafengelände zu verlassen.«
    Medwedew hob beide Hände. »Nur zu. Aber Sie brauchen keinen Mietwagen, einer meiner Leute kann Sie ...«
    »Danke. Wir mieten ein Auto.« Timo ging davon, Johanna folgte ihm. Sie war sicher, der Weißrusse würde sie aufhalten, aber er trat sogar zur Seite.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Johanna, als sie Timo eingeholt hatte.
    »Uralte Taktik, die wir selbst viele Male eingesetzt haben. Sei hilfsbereit und kooperationswillig - aber tue nichts, wodurch der andere in der eigentlichen Sache vorankommen könnte. Sie wissen nicht, dass wir den Sender haben. Medwedew glaubt, wir fahren ins Blaue. Schade eigentlich, einem so sympathischen Mann eine Enttäuschung bereiten zu müssen.« In dem großen, mit gusseisernen Bärenköpfen verzierten Kamin leuchtete die Glut. Es roch nach Rauch, denn der Kamin zog nicht ordentlich. Vasa saß mit seinen Leuten in einem hohen, halb dunklen Raum, an dessen Wänden noch stellenweise Reste der alten, weinroten Seidentapete zu erkennen waren. An der Decke hing ein schwerer, verzierter Kerzenleuchter.
    Mit einer Bierdose in der Hand saß Vasa vor dem Kamin und starrte in die Glut. Auf dem massiven Holztisch standen offene Konservendosen und Wasserflaschen. Die Kleider, die sie bei der Operation getragen hatten, lagen in einer Ecke, Zlatan trug statt des Sturmoveralls seinen üblichen schwarzen Rollkragenpulli und ein Sakko, Danilo ein Sweatshirt mit Kapuze, und die anderen Hemden, Pullover und Jeans. Danilo war in die Zahlenkolonnen vertieft, die auf dem Bildschirm seines Laptops erschienen. Stanko saß mit einem Zettel in der Hand neben ihm und las ihm Geheimziffern vor und die Geldsummen, die von einem Konto aufs andere flössen. Das Geld stammte von Mareks Diamanten, und die Polizei hatte keinerlei Chance, den Weg zu seinen neuen Besitzern nachzuvollziehen. Torna, Zlatan, Slobo und Jasmin verfolgten die Transaktionen in andächtiger Stille und aßen dabei ihre Pappteller leer.
    Danilos Finger bewegten sich routiniert über die Tastatur. »Und damit geht der letzte Anteil auf die Reise«, sagte er, wobei er seinen Zeigefinger theatralisch auf die Enter-Taste sinken ließ.
    Die Stille wurde durch ausgelassene Rufe und kameradschaftliches Schulterklopfen gebrochen.
    »Wir müssen uns allmählich mit der Tatsache abfinden, dass wir Multimillionäre sind«, strahlte Danilo, als er sich aus der Bankverbindung ausloggte.
    »Jetzt muss man sich Gedanken machen, was man mit dem ganzen Geld anfängt«, sagte Slobo und hob einen der Koffer auf, die vorab in das Haus gebracht worden waren.
    »Ich kann dir dabei gerne behilflich sein«, grinste Stanko.
    »Das glaub ich. Du verspielst deine ganze Kohle an einem Abend, und am nächsten Morgen läufst du mit leeren Taschen auf der Straße herum.« »Du unterschätzt meine Spielinvestitionsfähigkeiten, das beleidigt mich. Außerdem habe ich überhaupt nicht vor, meine ganzen Flocken ins Zocken zu investieren. Ein hübsches Sümmchen werde ich mir für Frauen und Alkohol aufheben.«
    »Das ist wenigstens was Vernünftiges«, lachte Danilo und klappte den Laptop zu.
    »Und du, Zlatan?«, fragte Slobo, während er im Koffer nach dem farbigen Haarspray suchte. »Du bist der Einzige, der noch nicht

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