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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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unverwandt auf das Flugzeug gerichtet und wirkte vollkommen unbeteiligt.
    »Sie werden sich um deinen Vater kümmern«, sagte Torna leise zu Vasa, richtete aber gleich darauf das Wort an Danilo: »Wir fahren.« »Haltet euch fest«, rief Danilo und trat aufs Gaspedal.
    Johanna sah vom Fenster aus zu, wie draußen der Kleinbus in hohem Tempo losfuhr.
    »Schnell«, trieb sie den Kopiloten an, der versuchte, ihre Handschellen aufzubekommen.
    Der hellblaue Kleinbus raste auf den Parkplatz neben dem Terminal und das dahinterliegende Tor zu, in dessen Nähe mehrere schwere Fahrzeuge der Polizei standen.
    »Habt ihr Kontakt mit dem Kontrollturm gehabt?«, fragte Johanna den müde wirkenden Kopiloten.
    »Wir haben es versucht...«
    Plötzlich hörte man Schüsse, und Johanna sah hinter den gepanzerten Fahrzeugen Mündungsfeuer aufflammen.
    »Oh Gott!«, rief jemand im allgemeinen Stimmengewirr.
    Endlich hatte der Kopilot die Handschellen auf, aber Johanna merkte es gar nicht. Sie bringen den Präsidenten um, dachte sie voller Entsetzen, als der Schusswechsel weiterging. Sie hätte etwas unternehmen müssen, aus dem Flugzeug stürzen und die weißrussischen Einheiten auffordern, auf Gewalt zu verzichten.
    Auch wenn jetzt hundert Finnen in Sicherheit waren, hatte Johanna das Gefühl, in schrecklicher Weise versagt zu haben.
    Der Kleinbus hielt nicht an. Er verringerte nicht einmal das Tempo, sondern fuhr ungebremst weiter auf das Tor zu. Ungläubig blickte Johanna dem Fahrzeug hinterher. Es schien nicht einmal beschädigt worden zu sein. Was für eine Sondereinheit sollte das denn sein? Sah sie vor Müdigkeit Gespenster, oder waren tatsächlich alle Schüsse an dem Kleinbus vorbeigegangen?
    »Ist das Auto getroffen worden?«, fragte sie die anderen Passagiere. »Ich habe jedenfalls nichts bemerkt«, sagte Heinonen, der sich zu ihr gesetzt hatte. »Der Sender ist übrigens in der Hosentasche des Serben. Ich habe ihn nicht an eine bessere Stelle bekommen, er wird ihn sicher bald finden.«
    »Trotzdem gut. Du hast das prima gemacht«, sagte Johanna. Dann stand sie auf, machte einen Schritt über die Leiche des Obersts hinweg und ging zur Cockpittür.
    »Habt ihr inzwischen mit dem Turm gesprochen?«, fragte Johanna den Kapitän, der auf seinem Platz saß und den Kopfhörer aufhatte. »Nein.«
    Vor der Maschine liefen bewaffnete Männer mit Helmen und kugelsicheren Westen umher. Johanna erschrak. Die glaubten doch nicht etwa, dass noch Entführer in der Maschine waren?
    Sie hob die Hände und trat an die Ausgangstür. Der feuchte, kalte Wind ließ ihr Abendkleid flattern. Unten stürmte bereits eine Gruppe behelmter Männer die Gangway, den Blick auf Johanna gerichtet. »Ich bin Johanna Vahtera von der finnischen Zentralkriminalpolizei«, rief sie. Der erste Mann blieb unmittelbar vor ihr stehen.
    »Die finnische Polizei scheint ziemlich ausgefallene Uniformen zu haben«, sagte der Mann mit dem Schnurrbart außer Atem, aber mit einem freundlichen Lächeln. »Major Marodschki, KGB-Alfa.«
    »In dem Kleinbus waren der finnische Präsident und der russische Botschafter. Warum haben Sie das Feuer eröffnet und damit die Sicherheit dieser Personen gefährdet? Sie können schwer verletzt sein.« Im Nu war das Lächeln aus dem Gesicht des Majors verschwunden. »Sie sind jetzt in Minsk. Geben Sie uns keine Ratschläge, was wir zu tun haben!«
    »Sie werden dem Kleinbus doch folgen?«
    »Wie gesagt«, fuhr der Major noch eisiger als zuvor fort, »wir kümmern uns darum. Gehen Sie in die Maschine und warten Sie auf die Erlaubnis, ins Terminal zu kommen.«
    »Ich muss mich mit Finnland in Verbindung setzen.«
    »Alles zu seiner Zeit.«
    »Es eilt, der Präsident Finnlands ist gerade ...«
    »Beruhigen Sie sich! Kehren Sie in die Maschine zurück!«
    Johanna begriff, dass der Major keine Widerrede mehr duldete. Augenscheinlich hatte er nicht die geringste Absicht, auf die Forderungen einer finnischen Polizistin einzugehen. Zumal Johannas Überzeugungskraft durch das zu enge, stellenweise aufgerissene und mit Blut beschmierte Abendkleid nicht gerade gestärkt wurde.
    Der Major ging mit seinen Leuten in die Maschine hinein. Als er die entkräfteten Passagiere in ihren Fräcken und Abendkleidern sah, machte sich eine ungläubige Miene auf seinem Gesicht breit.
    Vor der zugedeckten Leiche blieb er stehen. »Wer ist das?« »Oberst Borislav Jankovic«, sagte Johanna. »In der hintersten Reihe liegt ein zweiter Toter, ein finnischer Polizist, den

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