Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
Vom Netzwerk:
Einschätzung immer verlassen.
    Timos Handy klingelte, als er gerade sein Auto in der Kurzparkzone am Brüsseler Flughafen abstellte. Man würde es abschleppen, aber er hatte jetzt keine Zeit, ins Parkhaus zu fahren.
    »Sie lassen Leute aus der Residenz, behalten aber die bedeutendsten Persönlichkeiten als Geiseln«, berichtete Johanna aus Helsinki.
    »Irgendwelche Forderungen?«
    »Vorerst nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass sie Oberst Jankovic wollen. Wahrscheinlich aber noch mehr. Jedenfalls könn
    ten sie es sich leisten, alles Mögliche zu verlangen. Bei den Geiseln und dem Waffenarsenal, das sie dabeihaben ... Von der Kalaschnikow bis zur Panzerfaust und Granatmaschinenwaffe. « Timo schloss den Wagen ab und lief auf den Eingang des Terminals zu. »Wie werdet ihr vorgehen?«
    »Darüber herrscht noch keine Klarheit. Das ist ein Fall von einer Größenordnung, bei der man Entscheidungen von der obersten Polizeiführung brauchte, aber die Lage ist nun mal, wie sie ist. Helste versucht den Boss zu mimen, aber er hat nicht das Zeug dazu. Ich versuche vom Gebäude des Obersten Gerichtshofs aus hineinzukommen, über einen alten Verbindungsgang.« »Gute Idee«, ermunterte Timo sie, auch wenn er wusste, dass diese Entscheidung gewaltige Risiken barg. Aber jemand musste etwas unternehmen. Und Johanna war dazu in der Lage.
    Am Check-in-Schalter war eine Schlange, an der Timo vorbeiging. »Ich bin im Geiste dabei«, versicherte er Johanna. »Sei vorsichtig, tu nichts, was ich nicht...«
    »Soll ich die Tür für dich offen lassen?«
    »Unbedingt.«
    Timo beendete das Gespräch. Er konnte nichts für das Lächeln, das sich auf seinen Lippen breitmachte. Trotzdem machte er sich große Sorgen. Die Gegenmaßnahmen in Finnland gerieten ins Stocken, weil die oberste Führungsebene handlungsunfähig beziehungsweise nicht anwesend war. Jeder wartete auf einen Befehl von oben, der aber nicht kommen würde. Der letzte Rest des Lächelns verschwand, als er an die Ausrüstung der Geiselnehmer dachte. Eine Granatmaschinenwaffe war eine Kombination aus Maschinengewehr und Granatwerfer: hohe Feuergeschwindigkeit plus die Wirkung von Splittergranaten oder Panzerfaustgeschossen. Da zogen die Geräte des SK Bär den Kürzeren. Wann war der richtige Moment, die Armee zu Hilfe zu rufen? Das wäre eine große Entscheidung, die ohne einen einzigen Minister schwer zu treffen war. Aller Wahrscheinlichkeit nach benutzten die Serben russisches Gerät, vielleicht eine AGS-17, die Plamyja, was »Flamme« bedeutete - eine Höllenmaschine, die ihre Feuertaufe im Afghanistankrieg erhalten hatte.
    Jorma Helste sah die Männer des Führungsstabs in der Einsatzzentrale an, denen er gerade die neuesten Informationen weitergegeben hatte. Die Spots, die in der Decke des Busses eingelassen waren, sorgten für Schatten unter den Augen und ließen die Mienen der Männer noch düsterer aussehen, als sie ohnehin waren.
    »Es gibt für uns keine realistische Chance, hineinzukommen und die Geiseln zu befreien«, sagte Rinne, der stellvertretende Polizeipräsident von Helsinki. »Wir müssen abwarten, bis die Geiselnehmer sagen, was sie wollen.«
    »Aber wir müssen darauf gefasst sein, dass sich die Lage in der Residenz aus irgendeinem Grund zuspitzt, und dann müssen wir auf jeden Fall hinein, um zu retten, was zu retten ist.« Der Vizechef der Sicherheitspolizei schaute den stellvertretenden Polizeidirektor, der zumindest der Form nach die höchste Entscheidungsgewalt vor der politischen Ebene im Innenministerium hatte, fragend an.
    »Wenn man die Bewaffnung der Attentäter berücksichtigt, müssten wir dem Generalstab eine Bitte um Amtshilfe vorlegen. Drei PasiPanzerfahrzeuge vor die Residenz, einen BT-2 in Bereitschaft.« »BT-2?«, fragte ein Beamter aus der Polizeiabteilung des Innenministeriums.
    »Der Panzer vom Typ BT-2. Anders kommen wir an die Residenz nicht heran.«
    »Das ist doch Unfug.«
    »Sie haben eine Bazooka. Und eine Granatmaschinenwaffe... Weiß hier jemand, wie hoch die Durchschlagskraft von so einem Ding ist? Mehr als fünf Zentimeter.«
    »Dann brauchen wir eher einen T-54«, sagte Rinne. »Nur der Schutz eines Kampfpanzers reicht gegen deren Arsenal aus.
    Außerdem muss die Sicherheitszone rund um die Residenz erweitert werden. Auf jeden Fall brauchen wir jemanden aus dem Oberkommando der Streitkräfte hier im Führungsstab. Ich schlage vor, dass wir auch den Grenzschutz um Amtshilfe ersuchen, damit wir notfalls eine Sondereinheit

Weitere Kostenlose Bücher