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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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von dort bekommen können.«
    »Das hört sich immer mehr nach Mobilmachung an«, sagte der Vertreter des Innenministeriums ungläubig. »In Kürze beginnt die Krisensitzung der Kabinettsvertreter. Da wird auch über die Beteiligung der Armee geredet.«
    Helste hatte bis jetzt geschwiegen. Durch seine Brille schaute er der Reihe nach jeden der Männer an und fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis alle den Ernst der Lage begriffen.
    »Selbstverständlich hört sich das nach Mobilmachung an. Wie soll man einer Kriegserklärung denn sonst begegnen?«
35
    Der Parlamentsabgeordnete Erkki Ala-Turpeinen schwitzte heftig und trat unablässig von einem Bein aufs andere. Er trank einen Schluck Bowle und schaute auf die hochrangigen Politiker, die in den Spiegelsaal geleitet wurden, und auf die weniger hochrangigen, die aus dem Gebäude expediert wurden.
    Ala-Turpeinen war erschüttert. Würde man ihn etwa hinauswerfen? Stand ihm die totale Demütigung vor seinen Wählern und dem gesamten finnischen Volk bevor? In den letzten acht Jahren hatte er versucht, Minister zu werden, wenigstens Landwirtschafts- oder Kulturminister. Jetzt kamen die Minister automatisch in den Spiegelsaal. Die wichtigen Minister.
    Ala-Turpeinen trank noch etwas Bowle und schaute besorgt auf die Kamera. Wie viele Zuschauer die Übertragung wohl sahen? Sehr viele, das stand fest. Sein Blick heftete sich auf den Parlamentskollegen, der weiter vorne in der Schlange stand und gegen den er eine herbe Niederlage bei der Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden des Verfassungsausschusses hatte einstecken müssen. Wo würde der Kollege landen? Aller Vernunft und aller Hoffnung nach draußen ... Der Geiselnehmer neben dem Reporter mit der Liste machte eine scharfe Handbewegung: raus.
    Ala-Turpeinen seufzte erleichtert auf.
    Hinter ihm stand ein weiterer Parlamentarier, der ebenfalls seufzte: »Puh, das war knapp für Pena.«
    Ala-Turpeinen lockerte seine Fliege. »Allerdings«, murmelte er und ging langsam weiter nach vorne. Er merkte, dass er ein klein wenig wacklig auf den Beinen war. Alle anderen hatten beim ersten Schuss ihre Getränke zur Seite gestellt. Ala-Turpeinen verstand nicht, weshalb. Gerade jetzt brauchte man sie doch. Ein Sportsternchen im tief ausgeschnittenen lila Kleid stieß ihn aus Versehen an, als sie versuchte, sich von der Seite in die Schlange zu drängeln. Ala-Turpeinen wischte sich mit der Handfläche die übergeschwappte Bowle vom Frack.
    Die Selektion im Licht des TV-Scheinwerfers ging indessen weiter. AlaTurpeinen fluchte innerlich schwer, als er den Justizminister in den Spiegelsaal gelangen sah. Warum nur? Kurz vor dem Kameramann, dem Reporter und dem Geiselnehmer wurde das Gedränge dichter, die meisten Leute wussten, dass sie hinausdurften, und hatten es eilig. »Nicht drängeln«, brüllte der Geiselnehmer. »In der Schlange bleiben!« Ala-Turpeinen stahl sich aus dem Gedränge und erhaschte einen Blick auf die Elite der Elite im Spiegelsaal. Er blickte hinter sich, lehrte sein Glas und stellte es neben einer Säule ab.
    Woll'n wir doch mal sehen, verdammt!
    In leicht gebückter Haltung huschte Ala-Turpeinen durch die Tür in den Spiegelsaal. Er befürchtete, von hinten angeschrien zu werden, aber das Gedränge vor der Kamera zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Der Präsident, die Minister, die Diplomaten und übrigen Geiseln standen nervös in kleinen Grüppchen im Spiegelsaal. Ala-Turpeinen bemühte sich um einen stabilen Schritt und hielt nach einigermaßen bekannten Gesichtern Ausschau. In einem Grüppchen standen zwei Minister, Parteigenossen von ihm, deren überraschte Blicke er aufschnappte. Sofort bekam der Alkohol in Ala-Turpeinens Kopf Gesellschaft vom aufsteigenden Zorn. So groß konnte die Überraschung ja auch wieder nicht sein, dass er auf dieser Seite auftauchte.
    »Erkki, Mensch, haben sie dich auch hierhergesteckt?«, fragte der Verteidigungsminister mit ärgerlicher Verwunderung.
    »Gibt's hier noch was zu trinken, oder habt ihr schon alles weggekippt?«, fragte Ala-Turpeinen mit einem ersten Anflug von Lallen. »Ich glaube, jetzt ist nicht der richtige Moment, um Bowle zu trinken, Erkki.«
    Ala-Turpeinen schnaubte und sah sich um. »Warum stehen hier so viele Sozis rum? Walzt die Sozihegemonie auch hier alles andere platt? Oder ist das eine Art Verschwörung?«
    Der feine Staub drang in Augen, Nase und Mund ein. Johanna versuchte mit allen Mitteln, das Niesen zu unterdrücken. Dazu kämpfte sie in dem

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