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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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flackernde Feuer im Kamin sorgten für Licht in der kleinen Wohnküche. Er schaute auf das abgenutzte Sofa mit Kiefernholzrahmen, auf dem zwei selbst gemachte Stoffpuppen saßen. In den letzten Jahren war Julia nicht mehr besonders von den Aufenthalten im Sommerhaus begeistert gewesen, aber als kleines Mädchen hatte sie viele Wochen mit Sirje dort verbracht, während Kimmo arbeitete.
    Er ging wieder auf die Terrasse und setzte sich neben Sirje, den Blick auf den schwarzen See gerichtet.
    »Ich wollte Toomas noch einmal besuchen, aber er war nicht zu Hause«, sagte er. »Oder er hat mir nicht aufgemacht.«
    »Warum erzählst du mir das erst jetzt? Warum hätte dich Toomas nicht in die Wohnung lassen sollen?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht aus demselben Grund, aus dem er mich nicht zurückruft, obwohl ich ihn darum gebeten habe.«
    »Vielleicht gefällt ihm dein Vorschlag nicht, sich zum Richter aufzuspielen.« Kimmo schwieg eine Weile, dann stellte er fest: »Toomas traut sich nicht, mit mir zu reden. Und mit dir auch nicht.« »Traut sich nicht? Was meinst du damit?«
    »Ich meine das Geld.«
    Allein die Erwähnung des Geldes, das in Julias Zimmer gefunden worden war, verdüsterte die Stimmung zusätzlich.
    »Ich glaube, dass Toomas davon weiß, aber nicht darüber sprechen will«, sagte Kimmo.
    »Was soll Toomas darüber wissen?«, fragte Sirje, die ihren Bruder verteidigen wollte.
    Kimmo nahm ihre Hand und drückte sie fest. »Wenn er davon weiß, weiß er vielleicht auch etwas, das mit dem Mord zu tun hat.«
    Sirje riss ihre Hand los. »Willst du damit andeuten, dass ...«
    »Ich meine nicht, dass Toomas direkt etwas mit der Sache zu tun hätte. Aber wenn Julia sich auf etwas eingelassen hat, bei dem größere Geldsummen im Spiel waren ... und wenn der Mord mit diesen Dingen zu tun hat, dann haben wir allen Grund, uns anzuhören, was Toomas dazu zu sagen hat. Oder reden wir lieber mit der Polizei?«
    Sirje zog das Handy aus der Manteltasche. »Wir fragen Toomas. Wir spekulieren nicht, sondern fragen ihn direkt.«
    Das Display leuchtete grün auf. Sirje wählte die Nummer von Toomas und drückte auf den Knopf mit dem Hörersymbol.
    »Sag am Telefon nichts. Sag nur, dass du dich mit ihm treffen willst. Bald.« Kimmo war zufrieden, dass er Sirje überhaupt zum Anrufen hatte bewegen können. Sirjes Verhältnis zu ihrem Bruder war wegen dessen dubioser Machenschaften ziemlich abgekühlt.
    »Er meldet sich nicht.«
    »Hinterlass ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.«
    Sirje wartete einen Moment mit dem Handy am Ohr, dann sagte sie auf Estnisch: »Sirje hier. Ruf mich zurück, es ist dringend.«
    Das leicht hügelige, kahle, steinige Gelände sah der Oberfläche eines fremden Planeten täuschend ähnlich. Über der offenen Landschaft wölbte sich ein heller Vollmondhimmel. Die nächst gelegene Stadt, Morön de la Frontera, lag vierzig Kilometer entfernt.
    Auf der kurvenreichen Straße leuchteten die Scheinwerfer eines einzelnen Autos. Der relativ alte schwarze Saab passierte mit hoher Geschwindigkeit die Anhöhe El Cabril. Dahinter lag ein zu Francos Zeiten gebauter Militärflughafen, den vor zehn Jahren eine Immobilienfirma aus Estepona gekauft hatte.
    Vor der Zufahrt hielt der Saab an. Obwohl der Maschendrahtzaun, der das Gelände umgab, und die Torpfosten rostig aussahen, öffnete sich das Tor dank eines gut geölten Mechanismus lautlos.
    Sobald er auf das Privatgelände gekommen war, konnte es sich Marcus Grotenfelt nicht mehr verkneifen, ein wenig mit dem Temperament des Turbos zu spielen. Er trat aufs Gas und ließ den Pferdestärken für einen kurzen Moment freien Lauf. Das milderte auch ein wenig seine Anspannung. Das bevorstehende Treffen hatte entscheidende Bedeutung.
    Die technischen Zeichnungen auf der DVD hatten die Chinesen überzeugt. Marcus selbst verstand nichts von integrierten Schaltkreisen und sonstigem elektronischem Zeug, aber er verließ sich zu hundert Prozent auf die schwedischen Ingenieure.
    Das barackenartige Flugplatzgebäude war viel zu schnell erreicht, Marcus musste bremsen und schlängelte sich zwischen zwei geparkten Autos auf die Start-und Landebahn. Er hielt das Lenkrad fest umklammert, als die Tachonadel flott auf zweihundert Stundenkilometer kletterte.
    Während er wieder einmal die Leistung der schwedischen Autohersteller bewunderte, klingelte sein Telefon.
    »Runter von der Landebahn, sie kommen früher als angekündigt«, sagte der Anrufer besorgt, aber dennoch

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