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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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nicht?« Toomas' Tonfall wurde schärfer. »Allein die Tatsache, dass Julia mir Hormone angeboten hat -was vermittelt das der Polizei für ein Bild von Julia? Oder von mir?«
    Kimmo stieg gleichzeitig mit Toomas und Sirje aus dem Wagen, und die beiden Männer gingen ein paar Schritte.
    »Du musst wenigstens eine Vermutung haben, wer Julia in illegale Machenschaften hineingezogen haben könnte. Von irgendjemandem hat sie etwas gekauft, und irgendjemandem hat sie es weiterverkauft. Das Geld ist ja nicht aus dem Nichts in ihren Schrank gekommen.«
    Toomas blieb abrupt stehen. »Ich soll eine Vermutung haben?«, fragte er kühl. »Ich soll Julias Umgang und Freunde kennen? Schaut doch mal in den Spiegel, vielleicht seht ihr da auch zwei Leute, die sie kennen. Oder wenigstens kennen sollten.«
    »Hör auf, so mit mir zu reden«, zischte Kimmo, aber Toomas war bereits bei seinem BMW. Er stieg ein und fuhr mit energischem Tritt aufs Gaspedal davon.
    Tero wachte von einem lauten Poltern im Wohnzimmer auf.
    Er blickte auf die grünen Ziffern seines Radioweckers. 3:20.
    Noch nie hatte er in Erwägung gezogen, sich eine Alarmanlage installieren zu lassen, weil es ihm eine überzogene Vorsichtsmaßnahme zu sein schien. Das hatte er bei Helsinki Security seinen Kunden natürlich nicht gesagt, unter denen auch viele Privatleute waren. Die Leute hatten Angst, obwohl es laut Statistik wenig Anlass dazu gab.
    Tero ging zur Tür des Schlafzimmers und öffnete sie vorsichtig. Ein kurzer, dunkler Flur führte ins Wohnzimmer, wo die Stand-by-Lämpchen der Videound Audio-Geräte leuchteten.
    In der Ecke sah er die Bewegung einer dunklen Gestalt. Einer Gestalt, die er kannte.
    Eine Welle der Wut und der Enttäuschung überkam ihn.
    »Valtteri«, brüllte er und drückte auf den Lichtschalter.
    Der Mann huschte mit einer Tasche in der Hand zur Terrassentür. Valtteri war noch dünner geworden und hatte sich die Haare wachsen lassen. Tero rannte seinem Stiefsohn hinterher und sah, dass die Tür der Vitrine offen stand. Die Fächer waren leer, nur der Globus und der Kompass waren noch da. »Du hast Fortschritte gemacht«, sagte Tero unter Aufbietung der letzten Reste von Selbstbeherrschung. »Du stiehlst jetzt richtig wertvolle Sachen. Besser wäre es gewesen, du hättest dich auch diesmal mit dem Fernseher zufriedengegeben, der ist jetzt flach und leichter zu tragen, verdammt noch mal ... aber die Sachen aus der Vitrine gibst du mir zurück!«
    Valtteri war halb zur Tür hinaus, als Tero ihn am Arm erwischte und wieder ins Zimmer zerrte. In Valtteris Augen lag ein gefühlloser Blick, die dürftigen Muskeln waren angespannt, und er keuchte heftig.
    »Hast du mich verstanden?«, schrie Tero, drückte seinen Stiefsohn gegen die Wand, entriss ihm die Tasche und warf sie auf den Fußboden. »Das wievielte Haus ist das schon diese Nacht? Bist du auch bei deiner Mutter gewesen?« 56
    Valtteri spuckte Tero ins Gesicht und versuchte sich loszureißen. Tero spuckte zurück.
    Da hörte Valtteri, auf sich zu wehren, und Tero löste vorsichtig den Griff. Im dem Moment befreite Valtteri seinen Arm, und noch bevor Tero die Situation erfassen konnte, war in Valtteris Hand ein Messer. Tero begriff, dass es das Messer mit dem Perlmuttgriff aus der Vitrine war, die Waffe, die sein Vater seinerzeit aus Südamerika mitgebracht hatte.
    Tero bewegte sich rückwärts zur Terrassentür, mit elastischen Knien, den Oberkörper nach vorne gebeugt. Im Handumdrehen hatte sich die Situation geändert. Trotz aller Feindseligkeit hatte es bis vor wenigen Augenblicken zwischen ihm und Valtteri noch eine Art menschliches Band gegeben, aber das war nun gerissen.
    »Lass mich gehen«, keuchte Valtteri und stach mit dem Messer nach Tero, sodass der einen Satz nach hinten machen musste, um nicht getroffen zu werden. Dabei schlug er mit dem Ellbogen gegen die Vitrine mit Ronis Pokalen. Die Glastür zersplitterte.
    In dem Moment griff Tero mit einer schnellen Bewegung nach der Hand, in der Valtteri das Messer hielt. Mehr zufällig als durch eine Reaktion gelenkt, zog Valtteri die Hand zurück, und die Klinge schnitt in Teros Arm. Das stoppte Tero, und Valtteri konnte durch die Terrassentür entkommen.
    Schwer fluchend drückte Tero die Hand auf die Wunde und rannte ins Bad. Dort presste er Toilettenpapier darauf, das sich im Nu rot färbte, und erst jetzt setzte der Schock ein. Die Wunde hätte ebenso gut in der Herzgegend sein können, dann würde er jetzt tot im Wohnzimmer

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