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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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in sein Bewusstsein ein. Er spürte etwas Feuchtes über sein Gesicht rinnen. Dann öffnete er die Augen und blinzelte ein paarmal.
    Marcus Grotenfelt hing leblos neben ihm, die Augen geöffnet. Toomas versuchte, den Kopf zu drehen, aber er konnte ihn nicht bewegen. Die Schmerzen wurden unerträglich, Toomas konnte sich nicht mehr rühren, und er brachte kein Wort heraus. Er war in dem zusammengedrückten Auto eingequetscht.
    Im Spiegel sah er eine Bewegung neben dem Fahrzeug. Ein großer Mann in dunklem Anorak blieb neben der Tür stehen. Toomas wollte um Hilfe rufen, aber er hatte keine Stimme. Er versuchte, durch Blinzeln die Aufmerksamkeit des Mannes zu wecken, aber dieser ging schon um das Wrack herum auf die Beifahrerseite. Gleich würde er durch das zersplitterte Seitenfenster greifen, Marcus Grotenfelts Tod feststellen und dann Toomas helfen.
    Der Mann zog etwas aus der Tasche seines Anoraks.
    Gummihandschuhe, stellte Toomas fest. Wofür brauchte er Gummihandschuhe? Der Mann betastete den toten Grotenfelt. Er fand dessen Portemonnaie und durchsuchte jedes Fach.
    Für einen Augenblick wich bei Toomas der Schmerz dem Entsetzen. Dieser Mann würde nicht helfen. Und der Zusammenprall war kein Unfall. Der Unbekannte hatte sorgfältig geschnittene graue Haare, und sein Gesicht schien einem etwa fünfzigjährigen Mann zu gehören. Unter dem Anorak trug er einen schwarzen Rollkragenpulli. Noch immer wühlte er in Grotenfelts Taschen und brachte schließlich einen Kugelschreiber zum Vorschein. Er schraubte ihn auf, zog einen dünnen Papierstreifen heraus und studierte ihn genau.
    Toomas gab sich nun keine Mühe mehr, sich zu bewegen oder Laut zu geben, sondern war so still wie möglich. Er versuchte sogar, nicht zu atmen. Der Mann hob schnell den Kopf. Toomas schloss die Augen. Hatte der andere seinen Blick bemerkt?
    Da hörte man auf der Straße ein Fahrzeug näher kommen.
    Reglos wartete Toomas eine Weile, dann öffnete er vorsichtig wieder die Augen. Der Mann war bereits dabei, im Dunkel des Waldes zu verschwinden. Toomas hatte den Geschmack von Blut im Mund, und sein Blick trübte sich. Schließlich verlor er das Bewusstsein.
28
    »Warum ruft Toomas nicht an?«, fragte Tero ungeduldig am Küchentisch. Vor ihm lag der Zettel mit der mühsam und riskant beschafften Ziffernfolge. »Ruf du halt ihn an«, sagte Roni. »Es ist eine ganze Weile her, seit er Marcus in Askola abgeholt hat, am Steuer sitzt er bestimmt nicht mehr.« Tero drehte sein Telefon in der Hand hin und her. »Toomas hat ausdrücklich gesagt, dass er uns anruft. Vielleicht ist Marcus immer noch in seiner Nähe, und er kann nicht reden. Wir warten ab.«
    Eine Weile saßen sie schweigend da, bis Roni sagte: »Und was passiert, nachdem Toomas an das Schließfach herangekommen ist? Kann er mit seinen Komplizen dann nicht auf die Idee kommen, uns zum Schweigen zu bringen, wo wir doch alles wissen?«
    »Das glaube ich nicht. Er weiß, dass wir garantiert den Mund halten werden. Aus gewissen Gründen.«
    Tero starrte auf den Zettel in seiner Hand, und Roni redete weiter: »Aber wenn es um irrsinnige Summen geht? Woher wollen wir wissen, in welchen dunklen Geschäften Marcus mitmischt ... Wenn er schon geschäftliche Beziehungen zu Toomas' Chef hat. Wenn Toomas und seine Kumpels das Depot leeren und etwas mitnehmen, das Millionen wert ist, kann es sein, dass uns deswegen bald auch finstere Gestalten aus dem Umfeld von Marcus auf den Fersen sind ...«
    »Es hat keinen Sinn, so zu reden. Wir können nicht mehr tun, als Toomas den Schließfachcode zu geben und zu hoffen, dass er sein Wort hält. Außerdem haben wir das ein oder andere in der Hand. Wir können damit drohen, etwas zu verraten, wenn er nicht Wort halten will.« Roni seufzte. Wieder kehrte Stille ein.
    Tero sah auf die Uhr. »Ich rufe Marcus an und frage ihn, wie er die finnische Sauna überstanden hat. Wir versuchen, uns möglichst normal zu verhalten.« Tero tippte Marcus' Nummer.
    »Wer ist da?«, fragte am anderen Ende jemand auf Finnisch.
    Tero erschrak. Das war nicht Marcus' Stimme.
    »Hier spricht Polizeihauptmeister Simola. Wer sind Sie?«
    Warum meldete sich ein finnischer Polizist an Marcus' Handy? War Marcus aus irgendwelchen Gründen verhaftet worden? Tero hätte am liebsten aufgelegt, aber man würde ihn als Anrufer identifizieren können, wenn man das für nötig hielte.
    »Das ist doch die Nummer von Marcus Grotenfelt...«
    »Ja. Wer sind Sie?«
    »Ich bin ein Freund von Marcus. Tero

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