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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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fragte er und versuchte aufmunternd zu klingen. »Ihr Esten seid zähe Burschen.«
    Bevor Toomas etwas sagen konnte, hielt Tero ihm die geschlossene Hand hin. »Hier drin ist er. Du weißt sicher, wovon ich rede?«
    »Das Gedächtnis habe ich zum Glück nicht verloren«, antwortete Toomas so leise, dass es fast im Rauschen der Krankenhauselektronik unterging. »Habt ihr ihn also herausgefunden?«
    Tero beugte sich näher zu ihm hinab und flüsterte: »Ja. Und jetzt möchte ich, dass wir eine bestimmte Nachricht auf deiner Mailbox löschen.« »Tero ...« Eine seltsame Erregung trat in Toomas' Stimme. »Komm näher ...« Tero beugte sich ganz dicht über Toomas. Er nahm den Geruch eines Desinfektionsmittels und irgendeines Medikamentes wahr.
    »Geh nach Lausanne. Lass dir das Schließfach zeigen. Bring den Inhalt hierher ...«
    »Ich will damit nichts zu tun haben«, sagte Tero strikt. »Das geht mich nichts an. Ich habe meinen Teil getan, und jetzt ...«
    »Du verstehst mich nicht. Das alles hat mit Julia zu tun. Roni hat sie nicht umgebracht, sondern sie haben es getan ... Das weiß ich jetzt.« »Wer siel«, fragte Tero ungläubig.
    »Wenn du den wirklichen Mörder finden willst, dann fahr nach Lausanne und bring mir den Inhalt des Schließfachs ... Sprich mit niemandem darüber, auch nicht mit Roni. Sie schrecken vor nichts zurück ...«
    »Du halluzinierst. Du hattest einen Unfall. Marcus ist tot...«
    »Marcus wurde umgebracht. Und man hat ihm den Code abgenommen. Ich muss den Inhalt des Bankdepots haben ... bevor die Mörder von Marcus ihn in die Hände bekommen. Verstehst du?«
    »Nein, das verstehe ich nicht. Absolut nicht.«
    »Sei vorsichtig, wenn du nicht das Schicksal von Julia und Marcus teilen willst. Und wenn du Ronis Zukunft retten willst. Du gehst nur ans Bankschließfach und bringst mir den Inhalt, mehr nicht. Mehr brauchst du auch nicht zu wissen.«
    Tero hörte an Toomas' Stimme, dass dieser es ernst meinte. Sehr ernst. »Verzeihen Sie, aber er braucht jetzt seine Ruhe«, sagte die Schwester, die hinter Tero erschienen war.
    Tero richtete sich langsam neben dem Bett auf. In der Faust hielt er den Zettel mit dem Schließfachcode der Schweizer Bank.
30
    Die Sonne schien vom blauen Himmel auf Lausanne und ließ die schneebedeckten Gipfel hinter dem Genfer See leuchten.
    Doch Tero schenkte der blendend schönen Landschaft nicht die geringste Beachtung, sondern musterte sich selbst im spiegelnden Schaufenster eines Uhrengeschäfts, richtete seine Krawatte und prüfte, ob der Anzug gut saß. Unter anderen Umständen hätte er sich die im Schaufenster ausgelegte alte Breitling näher angesehen, aber jetzt wandte er sich ab und ging über die Straße auf das mit dekorativen Steinmetzarbeiten verzierte Gebäude der UBCBank zu.
    Er konnte nicht begreifen, was Toomas mit dem »wirklichen Mörder« gemeint hatte. Aber er wollte Toomas glauben, aus vollem Herzen. Allein der Gedanke, dass Roni gar nicht der Täter war, erfüllte ihn mit unfassbarer Freude und Hoffnung. Er hatte es für das Klügste gehalten, Toomas' Anweisung zu befolgen und Roni nicht zu sagen, was er vorhatte. Stattdessen hatte er ihm nur mitgeteilt, er helfe den ganzen Tag im Büro von Helsinki Security aus. Vor der breiten Treppe blieb Tero stehen, um den mächtigen Eingang zu betrachten. Durch die Drehtür kamen Menschen heraus, deren Reichtum man an ihrem selbstsicheren Auftreten und ihrer ebenso dezenten wie eleganten Kleidung ablesen konnte.
    Er umklammerte den Griff seines Aktenkoffers und ging ruhig, aber ohne zu zögern die Treppe hinauf. Die große gewölbeartige Halle atmete den Geist vergangener Zeiten, als Bankgeschäfte noch eine würdevolle Angelegenheit waren. Auch jetzt noch bewegten sich die Leute beherrscht und gemessenen *73
    Schrittes. Der Steinboden glänzte, das Wachpersonal in Uniform hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt und beobachtete aufmerksam die Geschehnisse in der Halle.
    Tero ging an einen Schalter und grüßte den Angestellten, der ihn durch seine Brille ansah, mit möglichst fester Stimme.
    »Ich möchte gern an mein Depot«, sagte Tero und legte den Zettel mit dem Code auf die polierte Marmorfläche.
    Der Mann nahm den Zettel in die Hand. »Einen Moment, bitte.« Er tippte etwas in den Computer und lächelte dann diskret.
    »Bitte sehr, hier entlang«, sagte er und ging zum anderen Ende der Halle voran. Dort ließ er Tero hinter die Absperrung kommen und bat ihn, ihm zu folgen. Sie gingen eine

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