Ren Dhark Sternendschungel Galaxis Band 1: Der goldene Planet
drohte, sprang er erneut auf. »Verdammt, Ren, ich hatte gar keine andere
Wahl. Ich stand unter Zugzwang, weil um ein Haar die Fortschrittspartei die
Wahl gewonnen hätte. In dem Fall hätte man mich enteignet, und ich hätte alles
verloren, was ich mir aufgebaut habe. Es war nicht damit zu rechnen, daß die
PfD den Wahlausgang auf der Zielgeraden noch umbiegt, und dann auch noch so
deutlich.«
»Dann
korrigieren Sie Ihre Entscheidung«, forderte Riker vehement. »Vermutlich
braucht die Erde Sie jetzt dringender denn je.«
»Dazu
ist es leider zu spät.« Wallis hob entschuldigend die Hände. »Große Teile
meiner Belegschaft sind bereits umgezogen, der Aufbau der erforderlichen
Infrastruktur auf Eden ist in vollem Gange. In allen Bereichen laufen
weitreichende logistische Maßnahmen. Selbst wenn ich wollte, ich kann nicht
mehr zurück.«
»Dann
ist Ihr Stammwerk also auf dem Weg nach Eden«, folgerte Dhark. Die zunächst
unübersichtlichen Puzzleteile fügten sich mit nüchterner, beinahe kalter Logik
ineinander. Er fragte sich, ob er an Wallis’ Stelle nicht ebenso gehandelt
hätte. Oder an der von Trawisheim.
Auf
keine von beiden Fragen fand er eine Antwort.
»Vielleicht
ist es gut, daß ich mit diesen Dingen nichts mehr zu tun habe.«
»Das
ist doch nicht dein Ernst, Ren. Du mußt um dein Amt kämpfen«, plädierte Riker.
»Wir können das nicht so einfach hinnehmen.«
»Das
sind demokratische Vorgänge, die ihre rechtlich einwandfreie Legitimation
haben, Dan. Die müssen wir sogar so hinnehmen«, wehrte Dhark ab. »Oder
willst du dich etwa über die geltenden Gesetze hinwegsetzen?«
»Natürlich
nicht, aber…«
»Es
gibt kein Aber.« Der ausgebootete Commander erhob sich. »Ich gehe in die
Zentrale und werde die Besatzungen informieren.«
Er
begriff, daß er keine Ahnung von dem politischen Intrigenspiel auf der Erde
hatte. Er hatte das zuvor nie bemerkt, weil er nicht wirklich darin verstrickt
gewesen war. Was wirklich ablief, hatte er bei seinen Raumflügen nicht
mitbekommen, und darüber war er im Grunde sogar froh. Mit einem Mal sah er den
Posten, den er noch bis vor kurzem bekleidet hatte, in einem anderen Licht. Er
war nicht der richtige Mann dafür.
Sollten
sich doch andere damit herumschlagen!
Ren
horchte in sich hinein. War das jetzt Fatalismus? Machte er sich selbst etwas
vor, weil ihm keine andere Wahl blieb? Oder dachte er tatsächlich so? Er zuckte
mit den Achseln und verließ den Konferenzraum.
Riker
und Wallis folgten ihm mit verbissenen Gesichtszügen.
*
Ren
Dhark wehrte sämtliche Fragen nach Neuigkeiten ab. Die konnte Dan im Anschluß
an seine Worte weitergeben.
»Einen
Kanal öffnen«, forderte er statt dessen. »Ich möchte, daß die Besatzungen aller
zehn Schiffe hören, was ich mitzuteilen habe.«
Er
spürte instinktiv, daß ihn einige seiner Offiziere unauffällig musterten.
Unwillkürlich schienen sie zu spüren, daß ein gravierender Vorfall eingetreten
war, der über das gewohnte Tagesgeschäft hinausging. Das lange und häufige
Beisammensein auf engstem Raum ließ einen Menschen auch feine Nuancen wahrnehmen,
wenn sie sich plötzlich veränderten.
Oder
benehme ich mich anders als sonst? fragte er sich. Ist meine
Körpersprache eine andere? Der Klang meiner Stimme womöglich?
»Hier
spricht Ren Dhark«, begann er, als der Kanal offen war. »Ich möchte nicht viele
Worte machen, sondern nur eine kurze Erklärung abgeben. Wie ich soeben erfahren
habe, hat auf der Erde die Wahl stattgefunden.« Er stockte und unterbrach sich,
weil er den Eindruck hatte, daß seine Stimme ihm den Dienst versagte.
Irgendwer
stieß, von einer Vorahnung ergriffen, scharf die Luft aus. Dhark nahm aus den
Augenwinkeln wahr, daß Arc Doorn Blickkontakt zu Dan Riker aufnahm, der eben in
Begleitung von Wallis die Kommandozentrale betrat.
Nun
werde es schon los. Es bringt nichts, es länger hinauszuzögern.
»Mein
bisheriger Stellvertreter Henner Trawisheim ist zum neuen Commander der
Planeten gewählt worden«, rang Ren sich die bitteren Worte ab. »Wir setzen Kurs
auf die Erde. Dort wird sich entscheiden, wie es mit uns… mit mir
weitergeht. Dan, übernimm das Kommando und leite alles in die Wege.«
Er
nickte Wallis zu und ging zum Schott hinüber, um die Zentrale zu verlassen. Die
hinter seinem Rücken einsetzenden Ausbrüche allgemeiner Bestürzung bekam er nur
noch mit einem Ohr mit. In Gedanken war er ganz woanders, und zwar so ziemlich
an jedem Punkt des Universums, den er
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