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RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

Titel: RENAS VERSPRECHEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Kornreich Gelissen , Heather Dune Macadam
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und sie ist alles, was zählt.
    Ich wei ss , da ss es für Dank a hart werden wird. In ihrem Ge sicht sehe ich einen Ausdruck von Verwirrung und Lähmung. Ich werde versuchen müssen, ständig bei ihr zu sein. Als hätte ich die Macht, sie vor der SS zu bewahren. Doch glaube ich tatsächlich, dies zu können; ich mu ss glauben, da ss ich es kann.
    Die Nacht verbringen wir in Block Zehn. Mit starrer Miene
    sieht sie sich um und fragt mich, wo wir sind. Der Mann, mit dem ich korrespondiert habe, ruft meinen Namen am Fenster und wirft mir ein Stück Brot und eine weitere Mittei lung her über. Ich gehe nach unten und nehme sie diesmal mit mehr Ge schick und ohne viel zu zögern an mich.
    „ Hier, Danka, ein Stück Brot v on einem polnischen Lands mann.“ Ich bin dankbar für diese Sonderration. Sie bemerkt die Notiz nicht, die ich lese und schnell zerrei ss e. „Sie werden in Block Elf, gleich neben euch, erschossen. Zerreiss dies sofort.“
    Ich setzte mich auf unsere Pritsche, nehme Dankas Hand in meine und schaue ihr einen ungestörten Augenblick lang ins Gesicht. Sie ist so müde, da ss sie kaum ihre Augen offenhalten kann, aber sie erzählt mir alles, was ihr widerfahren ist.
    „ Was ist mit Zosia und den Kindern?“
    „ Ic h habe nichts von ihnen gehört.“
    „Vielleicht geht es ihnen gut.“
    „Vielleicht.“ Es ist eine schwache Hoffnung, aber wir klam mern uns an jeden Hoffnungsschimmer, der sich uns zeigt. Tränen strömen uns übers Gesicht, als wir die Tragweite des sen, was um uns geschieht, nach und nach erfassen. Ich habe Angst. Wir sind im Gefängnis. Unser einziges Verbrechen ist, geboren zu sein.
    „ Wi r dürfen hier nicht viel weinen“ , sage ich und tupfe ihre Trä nen mit meinem Ärmel ab. „ Wir dürfen sie nicht wissen lassen, da ss sie uns getroffen haben. Siehst du - hier, das ist der Feind, und wir müssen sehr klug sein, um sie zu über listen. Hörst du mir zu, Danka?“ Sie nickt, als sie sich die Tränen von den Wangen wischt.
    „ Dann pa ss gut auf, was ich dir jetzt sage. Wir sind Bau ers töchter. Wir werden arbeiten, aber das haben wir schon immer getan. Die Arbeit hier wird uns nichts ausmachen. Und das ist mein Traum, Danka - ich werde dich nach Hause bringen. Wir werden durch die Tür unseres Bauernhauses gehen, und Mama und Papa werden dor t auf uns warten. Mama wird uns in den Arm nehmen und küssen, und ich werde sa gen: ‚Ma ma, ich habe dir die Kleine zurückge bracht‘.“
    „Ja, Rena.“ Sie legt ihren Kopf auf meine Brust und schläft in meinen Armen ein.
    Ich starre in die Dunkelheit und wiege meine Schwester, bis ihr Atem langsamer und tiefer wird, und ich sicher sein kann, da ss sie nicht wach wird. Schüsse zerrei ss en die Nacht. Durch die Schlitze des zugenagelten Fens ters sehe ich zu, wie russi sche Soldaten auf dem Bo den zusammenbrechen. Es gibt so viel, was ich von Gott erbitten möchte, aber meine Lippen sind taub, und mir bleibt der Mund offenstehen, weil ich nicht glauben kann, was ich sehe.
    Ich trage die Uniform v on Kameraden dieser toten Solda ten. Morgen werden we itere Mädchen durch das Tor mar schieren; man wird ihnen die Uniformen der Männer aushän digen, bei deren Tod ich gerade Zeugin war. Meine Kehle schwillt mir zu. Ich kann niemandem sagen, was ich gesehen habe. Nur mein Flüstern kann gehört werden, doch ich glaube nicht, da ss irgendwer zuhört. „Gott helfe uns.“
     
    Vier Uhr morgens.
    „Raus! Raus!“
    Die Raumältesten hämmern gegen die Kojen, scheuchen die Mädchen auf, die nicht zu den Frühaufstehern gehören. Es ist Dankas erster Morgen, und sie schreckt aus dem Schlaf hoch. Ich wünschte, es wäre mehr Zeit gewesen, sie auf die Prozedur des Aufstehens und des Anwesenheitsappells vorzubereiten, aber ich hatte sie auf gar nichts vorbereiten können. Ich habe auf meine Schwester gewartet, und das hat mich davon abge halten, an anderes zu denken.
    „ Rena? “ Benommen sieht sie mich an. Wie wünschte ich mir, alles wäre ein Traum, ein Alptraum.
    Heute werden wir arbeite n. Ich hatte schon darauf gewar tet, etwas tun zu können und dieses Gefangenendasein zu beenden, und frage mich, ob sie uns wohl eher freilassen werden , wenn wir sehr hart arbeiten. Weil ich mir unbedingt das Ge sicht waschen möchte, stehe ich sofort in der Schlange vor der Toilette. Danka bewegt sich langsamer, und als die Reihe der Frauen, die dringend auf die Toilette wollen, länger wird, drängt man sie nach hinten.
    Der Kessel steht vor der

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