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RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

Titel: RENAS VERSPRECHEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Kornreich Gelissen , Heather Dune Macadam
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der ersten Nacht liegen wir zu zweit in einer Koje, doch es gibt noch leere Kojen, die auf weitere Mädchen warten. Sie werden heute in Block Fünf sein.
    Mein Bett steht gleich an der Wand mit einem zugenagelten Fenster, doch durch die Latten kann ich in den Hof von Block Elf schauen. Nach so vielen sc hlaflosen Nächten fällt das Ein schlafen nicht schwer, aber irgendwann mit ten in der traumlo sen Nacht höre ich Schüsse. Wachsam liege ich auf meiner Strohpritsche und ziehe die Decke fes ter um mich. Doch es ge lingt mir nicht, die Kälte in meinem Rückgrat zu vertreiben, und der an meiner Taille festgebundene Becher ist auch kein Trost. Ich wei ss , da ss irgendwo jemand stirbt.
    Der Anwesenheitsappell am zweiten Morgen kommt ge nau so früh, genauso grob. Es ist vier Uhr morgens. Sie schreien uns zu, uns in alphabetischer Reihenfolge aufzu stellen. Ver zweifelt rempeln wir einander an, als wir versuchen herauszubekommen, wo wir hingehören; jeder, der nicht an seinem Platz ist, wird in die Reihe zurückge prügelt. Anscheinend mar schieren wir immer nur vo n einem Ort zum anderen und ste hen lange Zeit tatenlos herum. Dies mal werden wir in eine Ba racke mit Bänken und langen Tischen geschleust. Unsere Reihe wird von zwei Schwestern angeführt, ich glaube sie bekommen die Nummern 1001 und 1002. Das Tätowieren ist sehr schmerzhaft. Die männlichen Gefangenen, die immer u nd im mer wieder die Nadel wie einen Schu ss in unseren linken Un terarm jagen, machen dies nur ungern. Sie wissen, wie weh es tut. Doch die Deutschen treiben sie zur Eile an, und es bleibt keine Zeit, sanft und behutsam vorzugehen. Es ist, als würde jeder Einstich das letzte bi ss chen Ich zum Bersten bringen. Meine Nummer ist 1716. Gebrandmarkt und num m eriert wie Vieh, reiben wir uns die Arme wie wir uns die nackten Köpfe gerieben haben, versuchen den Schmerz zu ver treiben.
    Jetzt fangen die Nazis an, Ordnung zu schaffen. Die weib li chen Kapos, deutsche Gefangene, sind für uns verantwortlich wenn wir uns au ss erhalb der Unterkunft aufhalten. Wir lernen die Kapos an der Farbe der Dreiecke zu unterscheiden, die sie tragen: Grün bedeutet, da ss die Frau wegen Mordes hier ist, rot meint, da ss sie eine politische Gefangene ist, und schwarz steht für eine Prostituierte oder eine Asoziale.
    Eine junge slowakische Jüdin namens Elza wird zu unserer Blockowa bestimmt, unserer Blockältesten, und sie trägt für uns die Verantwortung, wenn wir uns im Gebäude aufhalten. Zu ihren Aufgaben gehört es, uns zum Anwesenheitsappell zu bringen und das Brot zu verteilen, das jedem Raum zugeteilt wird. Es gibt auch Sztubowas, Raumälteste, die die Brotlaibe für alle im Raum aufteilen und jeder ihren Teil geben. Untereinander zwischen Bloc kältesten und Raumältesten, ver schwindet Brot in die eigene Tasche. Es fällt nicht schwer, das mitzubekommen, und mir wird sofort klar, da ss ich mit dem, was ich bekomme, gut haushalten mu ss . Manchmal bekomme ich nur eine halbe Portion zugeteilt, manchmal ist es die ganze Ration; alles ist eine Frage des Glücks und hängt davon ab, ob Raumälteste und Blockälteste ehrliche Menschen sind.
     
    Vom Fenster her höre ich einen Mann von drau ss en, von jen seits der Maue r fragen: „Woher kommst du?“
    „ Aus Tylicz, in der Nähe von Krynica“ , erwidere ich.
    „Geh nach unten“ , weist er mich an und dreht dabei seinen Kopf zur Seite, um zu sehen, in welche Richtung der Wachposten schaut, ehe er mir ein Stück Brot über den Stacheldraht wirft. Ich renne aus der Tür und packe dieses Stückchen, gerade als ein mit Papier umwickelter Stein neben meinen Fü ss en landet. Ich hebe die Nachricht auf und laufe zur Tür zurück, ehe der Posten auf dem Wachturm seinen Scheinwerfer auf die Lagerstra ss e richtet. Keuchend stecke ich hinter der Tür das Brot in meine Tasche und zerknülle die Nachricht in meiner Hand, ehe ich lässig an Elzas Zimmer vorbeigehe. Im ersten Stock in einer Ecke falte ich die Notiz auseinander und lese: „ Zerrei ss e diese Nachricht, sobal d du sie gelesen hast, in winzi ge Stückchen. Als wir kamen, waren hier 12000 russische Sol daten. 5000 sind noch übrig, 7000 wurden erschossen. Eure Kleider waren ihre Uniformen. Ich komme aus Warschau. “ Ich zerrei ss e das Papier in lauter kleine F etzelchen und kehre nach unten zurück, wo ich mich zur Toilette anstelle, um dort die Konfetti loszuwerden.
    Block Zehn ist jetzt voll. Ich schlafe neben Fremden, die im Schlaf weinen. Wir

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