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RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

Titel: RENAS VERSPRECHEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Kornreich Gelissen , Heather Dune Macadam
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Aufstellen!“ Schmutzig und ausgelaugt stehen wir in der Reihe. Wir sind nicht meh r dieselben Mädchen, die heute M orgen zur Arbeit losmarschiert sind, wir lassen unsere Köpfe tiefer hän gen, unsere Augen schie ss en nicht so schnell und wachsam umher. Dankas Wangen sind eingefallen, ihre Au gen fast leer. Be siegt kehren wir in unsere Blocks zurück.
    Der abendliche Anwesenhei tsappell dauert endlos. Wir ste hen in Reih und Glied und sehen zu, wie die anderen Einheiten ins Lager zurückkehren. Manche Mädchen tragen Leichen. Ich möchte meiner Schwester diesen Anblick ersparen, aber ich kann mich nicht rühren. Eine SS-Wache befiehlt, da ss die Lei chen neben uns auf einen Haufen geworfen wer den. Sie wer den gezählt. Ich werde gezählt. Danka wird ge zählt. Die Le benden werden auf einer anderen Liste zusammengezählt als die Toten. Ich glaube, es ist dunkel, bin mir aber nicht sicher; die Lichter von den Wachtürmen sind eine ständige brutale Sonne, die nicht wärmt.
    In schweigendem Entsetzen eilen wir zurück in Block Zehn, unser neues Zuhause. Die Raumältesten teilen unsere Brotkanten aus. Es gibt keine Zusatzration für diesen harten Ar beits tag, kein Stück Fleisch oder Käse, nur einen Margarine klum pen auf unsere schmutzigen Hände. Wir sitzen auf unseren Betten und starren diese Mahlzeit an. Wie kann man so etwas Abendbrot nennen? Langsam und bedächtig lecken wir unsere Handteller ab.
    „Ich halte das nicht aus.“ „ Sieh dir meine Hände an. “ „Ich habe Blasen.“ „ Ich sterbe vor Hunger. Warum geben sie uns nicht mehr zu essen? “ Furchtsam steigen die Stimmen aus den Kojen auf. Andere haben sich schon auf den Matratzen zu sammengerollt und weinen im Schlaf. Einige führen Gespräche mit der Luft, und ich frage mich, ob ich die Männer, die ich an meinem ersten Tag hier gesehen habe, richtig einge schätzt ha be. Vielleicht ist dies ja ein Ort für Verrückte, vielleicht dauert es nicht mehr lange, und wir unterhalten uns alle mit der Luft. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, da ss ich die Männer im Lager für Geisteskranke geha lten habe. Es ist noch keine Wo che her.
    Nach dem Essen gehe ich nach unten und wasche mich.
    Meine Brustwarzen sind wund und rot von dem kratzigen Wollhemd und der Kälte, die meiner Haut so böse zusetzt wie die Wanzen, die mich heimsu chen. Warum haben sie mir mein en Büstenhalter und mei ne Unterwäsche genommen? Ich ha be das Gefühl, als hätte jemand meine Brüste mit Sandpapier bearbeitet, bis keine Haut mehr übrigblieb. Ich mache das Hemd zu und kehre zu unserer Koje im Obergescho ss zurück. Danka schläft bereits fest. Ich versuche, mich neben sie zu legen, aber meine Seite ist zu empfindlich. Hingekauert wie ein Fötus ziehe ich die Knie unter den Körper und gestatte meinen Schultern nach vorne zu fallen. Mein Kopf ruht auf der Matratze. Ich frage mich, wie ich jemals einschlafen soll, aber ich kann der Müdigkeit nicht widerstehen. Ich döse wie ein Felsbrocken.
     
    Vier Uhr morgens.
    „Raus! Raus!“
    Wir wälzen uns aus den Betten und rasen zur Toilette, ehe die Schlange zu lang wird. Wir bekommen unseren Tee und trinken ihn schnell, während wir darauf warten, da ss die SS unsere Häupter zählt. Der Tee ist nicht warm genug, um unsere Hände oder unsere Mägen zu wärmen. Wir stel len uns hin ter Emma, unserer Aufseherin, auf. Irgendwie haben wir in den letzten zwei Tagen ihren Namen mitbekommen. Sie trägt ein schwarzes Dreieck. Sie ist eine Prostituierte. In Fün ferrei hen marschieren wir in der Dunkelheit hinter ihr her aufs Feld, wo wir den ganzen Tag Steine und Sand sieben werden. Der Morast ist jetzt so tief, da ss es fast unmöglich ist, die Waggons zu schieben. Doch wir ziehen unsere Last durch den Dreck. Wie der Mann im griechischen Mythos sind wir gezwungen, zur Strafe jenen ewigen Felsen einen Berg hochzuschieben.
    Um die Mittagszeit sind uns wieder ein paar Augenblicke der Ruhe und etwas Steckrübenbrühe gegönnt. Selbst als wir uns hinten in der Schlange anstellen, sichert uns das keine
    Gemüse- oder Fleischstück e , doch die Brühe ist ein bi ss chen dicker - vielleicht mei nen wir das aber auch nur.
    Am Samstag, unserem Sabbat, arbeiten wir. Dies ist wieder ein Weg, unseren Glauben zu unterminieren und unsere Kraft zu brechen. Wir graben im Schmutz und vergessen dabei, da ss es ein Versto ss gegen das hebräische Gesetz ist, an diesem h eili gen Tag eine Hand zu rühren. Wir schau feln und schieben, sie ben und

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