RENAS VERSPRECHEN (German Edition)
Gedanken, bis ich den Kopf schüttle, um die Warnung loszuwerden. Aus dem Au genwinkel sehe ich ei ne Frau mit einer List e in der Hand, und ic h denke mir: Selt sam, da ss sie hier ist. Sie kommt hinter dem Gebäude hervor, schaut nervös hierhin und dorthin, als hätte sie Angst. Sie bleibt einen Augenblick stehen, streicht jeman den von der Li ste und nimmt dann vorsichtig eins der Mädchen an die Hand, führt sie aus der letzten Reihe hin ter Mengeles Büro. Sie ver schwinden.
Als mir diese Wahrnehmung bewu ss t wird , fängt mein Herz zu rasen an. „ Danka, das i st kein gutes Kommando für uns.“
„Was?“ Ihre Augen werden ganz gro ss vor lauter Angst. „Warum sagst du das?“
„ Eine von der Elite hat gerade eine Freundin oder Verwandt e aus unseren Reihen weggeholt.“
„Wer?“
„ Ich wei ss nicht, wer sie ist, aber sie ist wichtig genug, um herumzulaufen, während alle anderen zum Anwesenheits ap pell anstehen. Sie wird es wissen, wenn das ein schlechtes Kommando ist. Wir werden unter keinem Dach arbeiten. D ies hier ist ein Todeskommando.“
„ Das k annst du doch gar nicht wissen.“
„Doch, das wei ss ich.“ Ich schaue mich um. Meine Ge dan ken gehen jedes nur denkbare Szenario durch. Ich brauche kei ne Sekunde, um zu entscheiden, wie wir vorgehen müss en, wenn wir überleben wollen. „Komm mit mir.“
Ihr falle n fast die Augen aus dem Kopf. „Wohin?“
„ Zurück in die Sauna. “ Ich schaue auf die gefürchteten Kleider, die wi r tragen. Wie hatte ich die Zeichen übersehen können? Keine Nummern auf der Brust, neue Kleider, saubere wei ss e Schürzen, genau wie di e Versuchsopfer sie getragen haben. „ Unsere einzige Chance ist die, uns unsere alten Uniformen zu holen, ehe sie weggebracht werden, u nd wir für immer verloren sind.“
„ Das können w ir nicht.“
„Wir müssen.“ Ich bin wild entschlossen.
„ Wie? “ Meine Gedanken haben sich über unsere momentane Situation hinauskatapultier t, befassen sich mit den Einzel heiten, die unser Leben retten könnten.
„ Wir werden so tun, als wären wir so wichtig wie irgendei ne Blockälteste oder Aufseherin. Ich werde dich bei der Hand nehmen, und wir werden über das Gelände marschieren, und ich werde dich erst loslassen, wenn wir in der Sauna sind. “
„Vor allen?“
„Das ist unser Risiko.“
„ Das können wir nicht. Sie werden uns ganz si cher erschie ss en.“
„ Danka! Das hier hat wa s mit Experimenten zu tun. Erin nerst du dich noch an die Fr auen mit den leeren Gesichtern?“
„ Die Kräuter sammel ten?“ Ich nicke.
„ Möchtest du zu einer lebenden Toten wer den?“ Ich schaue ihr fest in die Augen.
„Nein.“
„ Nun, das wirst du aber sein, wenn du jetzt nicht mit mir kommst. Wir haben eine Chance zu leben, und eine Chance zu sterben. Wenn wir das Gelände überqueren, können wir leben oder sterben. Wenn wir hierb lei ben, ist der Tod uns ge wi ss .“
Sie will mitkommen, das wei ss ich, aber vor Angst sin d ihre Fü ss e wie festgewurzelt. „Ich kann nicht“ , flüstert sie.
Ic h beuge mich dicht an ihr Ohr. „ Ich werde mein Gelübde brechen. Ich habe geschworen, mit dir zu sterben, aber nur, wenn du selektiert wirst, nich t, wenn du dich für den Tod ent scheidest. Dazu habe ich mich nicht verpflich tet!“ Unsere Sa che steht auf wackligen Beinen. Die SS ist damit beschäftigt, die Gefangenen auf der anderen Seite der Lagerstra ss e zu zählen. „ Wenn du nicht auf das hören willst, was ich dir sage, dann entscheidest du dich dafür, dein Leben aufzugeben - ich werde das aber nicht. Ich werde zurück zur Sauna gehen, ob du jetzt mitkommst oder nicht.“ Ich bete, da ss ich ihr genug Angst eingejagt habe, damit sie mir mir kommt.
„ Was soll ich tun?“ Ihre Stimme schwankt.
„ Du gehst einfach mit mir. Das ist alles, was du zu tun hast. Halte dein Kinn hoch und glaube daran, da ss du wichtig bist.“ Ihre Augen werden glasig. Sie wird tun, was ich ihr gesagt habe. „Jetzt gib mir deine Hand.“ Wie kalter, feuchter Fisch schlie ss en sich ihre Finger um meine.
Ich prüfe kurz, in welche Richtung die SS schaut. Taube schlägt jemanden. Seine Aufmerk samkeit ist woanders, ic h nehme meine ganze Selbstachtung zusammen und stelle mir die Wo lke vor, die Gott auf meine Schwester und mich her ab schickt, wie er es auf dem Berg getan hat, als er mit Moses sprach. Wir machen unseren ersten Schritt aus der Reihe. Am Appell vorbei, vorbei an der wachsamen SS, vorbei an Tausen
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