Renate Hoffmann
beschäftige mich seit vielen Jahren damit, daher weiß ich, dass es um die Finanzen des Unternehmens nicht schlecht bestellt ist...“ Caitlins Blick brannte auf Frau Hoffmanns Haut. Sie brauchte einige Sekunden um sich zu fassen.
„Wie ist ihr Name?“, fragte Caitlin eisig in die bedrohliche Stille des Konferenzraums.
„Warum möchten Sie den wissen?“, fragte Frau Hoffmann zurück.
„Damit ich eine Empfehlung aussprechen kann“, antwortete Caitlin vage.
„Was für eine Empfehlung?“
„Ihren Name bitte!“, fauchte Caitlin ungehalten.
„Mein Name ist Renate Hoffmann, doch das hätten Sie leicht selbst herausfinden können, da ich die einzige leitende Angestellte der Buchhaltung bin.“ Ein paar der anwesenden Mitarbeiter hörte man schmunzeln. Die anderen schauten Frau Hoffmann ehrfürchtig an.
„Denken Sie, das ist witzig?“ Caitlins Stimme vibrierte vor Wut. Frau Hoffmann stand langsam auf und ging ruhig in Richtung Tür. Die Blicke ihrer Bewunderer begleiteten sie wie ein schützender Schatten. „An Ihrer Stelle würde ich mir das gut überlegen“, sagte Caitlin drohend.
Frau Hoffmann drehte sich um und schaute ihr direkt in die Augen. „Wissen Sie, Caitlin, ich habe nichts zu verlieren.“
Kapitel 23
Frau Hoffmann saß in ihrem Büro. Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum sie es gesagt hatte, und ein Teil von ihr bereute es zutiefst. Ein anderer hingegen war stolz. Dieser Teil schien ihr anerkennend auf die Schulter zu klopfen, während der Teil in ihr, der bereute etwas gesagt zu haben, verängstigt über mögliche Konsequenzen nachdachte.
Wenige Augenblicke später klopfte es an Frau Hoffmanns Tür. Egal, wer da klopfte, Frau Hoffmann wollte ihn nicht sehen. Vielleicht lag das daran, dass sie mit nur zwei Personen rechnete. Entweder Herrn Hofer oder Caitlin. Und beide wollte sie nicht sehen. Es klopfte ein zweites und ein drittes Mal. Seufzend stand Frau Hoffmann auf und begab sich zur Tür. Während sie durch ihr Büro ging, wurde ihr klar, dass dieser eine Raum ihr Territorium war und diese Erkenntnis bestärkte sie.
Frau Hoffmann öffnete die Tür. Und zu ihrer eigenen Überraschung standen da weder Herr Hofer, noch Caitlin. Stattdessen stand da die Frau aus der vorletzten Reihe, deren schwerfälliges Blinzeln sie Minuten zuvor noch amüsiert verfolgt hatte. „Ich hoffe, ich störe Sie nicht, Frau Hoffmann...“ Frau Hoffmann schüttelte den Kopf. „Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich sehr mutig fand, was Sie eben getan haben.“ Entgeistert und verwirrt schaute Frau Hoffmann die blinzelnde Frau an. „Sie kennen mich vermutlich nicht...“, sagte diese kleinlaut, „...ich bin Frau Kleinschmidt aus der Finanzabteilung...“
Frau Hoffmann nickte und streckte ihr ihre Hand entgegen. „Freut mich Sie kennen zu lernen, Frau Kleinschmidt.“
Frau Kleinschmidt lächelte verlegen. „Mich freut es auch.“
Einige Stunden später, weder Herr Hofer, noch Caitlin hatten Frau Hoffmann aufgesucht, klingelte der Telefonapparat, ein riesiges, grünes, scheußliches Ding, das den Kalten Krieg überlebt haben musste. Frau Hoffmann lehnte sich über den Tisch und nahm ab. „Hoffmann ... ja, das habe ich mir schon gedacht...“, sagte Frau Hoffmann seufzend. Der Teil in ihr der bereute etwas gesagt zu haben, senkte ängstlich seinen Kopf. „Und wann?“, fragte Frau Hoffmann ruhig. Sie klang gefasst. Dieser selbstsichere Tonfall überraschte sie vermutlich mindestens genauso sehr wie Herrn Hofer. „In Ordnung“, sagte Frau Hoffmann, noch immer ruhig und gefasst. „ich bin gleich da.“
Frau Hoffmann stand im Aufzug und fragte sich, was wohl auf sie zukommen würde. Insgeheim jedoch stand sie hinter dem, was sie gesagt hatte. Sie empfand Caitlins energische Ausbrüche als verkehrt und einer Chefin unwürdig. Eine Vorgesetzte sollte eine Vorbildposition einnehmen, die Menschen führen. Das, was Caitlin gerade getan hatte, war in Frau Hoffmanns Augen das genaue Gegenteil gewesen.
„Bitte setzen Sie sich doch, Frau Hoffmann...“ Herr Hofer zeigte auf einen freien Sitzplatz. Der Konferenzraum wirkte riesig, wenn er leer war, was Frau Hoffmann ein wenig einschüchterte. Caitlin saß bereits am Kopfende des Tisches, neben Herrn Hofer. Die beiden nebeneinander zu sehen, sagte Frau Hoffmann nicht zu. In diesem Moment schien es so, als säße sie auf der Anklagebank, obwohl ihrer Meinung nach Caitlin dort hätte sitzen müssen. Frau Hoffmann ging mit erhobenem Haupt auf den
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