Renate Hoffmann
angedeuteten Sessel zu und setzte sich.
„Frau Connelli hat mir den Vorfall gemeldet...“, sagte Herr Hofer ruhig. Frau Hoffmann erwartete rügende Worte und einen erhobenen Zeigefinger und sie beschloss es über sich ergehen zu lassen. „Sie hat mir die Situation geschildert“, fuhr er fort. Frau Hoffmann schaute Caitlin fest in die Augen. „Und sie hat in diesem Zusammenhang eine Empfehlung ausgesprochen, die ich sehr unterstütze.“ Frau Hoffmann sah sich schon ihre Sachen packen. Zu ihrer eigenen Verwunderung hatte sie keine Angst mehr. Es schien ihr nicht wirklich wichtig, denn Frau Hoffmann wusste, dass sie wieder Arbeit finden würde. Sie dachte an ihr Festgeldkonto und das bewundernde Lächeln der blinzelnden Frau. „Frau Hoffmann, wie lange sind Sie schon bei uns?“, fragte Herr Hofer.
Obwohl es ihr widerstrebte, antwortete sie, „Über sieben Jahre.“
Herr Hofer nickte. „In dieser Zeit haben Sie nicht ein einziges Mal unentschuldigt gefehlt“, fuhr er fort.
„Und ich habe nur ein Mal entschuldigt gefehlt“, sagte Frau Hoffmann mit geschwellter Brust.
„Das ist richtig...“ Caitlin schien verärgert. Ihr elfenhaftes Gesicht war in Falten gelegt. „Würden Sie uns bitte nun Ihre Sicht der Situation schildern.“ Frau Hoffmann fragte sich, wozu das noch gut sein sollte. Sie fragte sich, was das änderte. Frau Hoffmann atmete tief ein, dann schaute sie zu Herrn Hofer ohne Caitlin eines Blickes zu würdigen.
„Und so hat es sich wirklich zugetragen?“, fragte Herr Hofer forschend.
„Wollen Sie damit sagen, dass ich lüge?“, fragte Frau Hoffmann forsch. Herr Hofer schüttelte den Kopf. „Was wollen Sie dann damit sagen?“
„Ihre Versionen unterscheiden sich einfach voneinander, das ist alles“, antwortete Herr Hofer ruhig.
Zum ersten Mal erhob Caitlin ihre sanfte Stimme. „Ich kann Ihnen versichern, dass es sich genauso zugetragen hat, wie ich es Ihnen berichtet habe...“, säuselte sie und legte sachte ihre Hand auf seinen Unterarm. Frau Hoffmann machte ein abschätziges Geräusch.
„Warum sind Sie so feindselig Frau Hoffmann? So kenne ich Sie gar nicht“, sagte Herr Hofer erstaunt. Frau Hoffmann traute ihren Ohren nicht. Vielleicht war an dem Gerücht über Herrn Hofer und Caitlin Connelli doch etwas dran. „Frau Hoffmann?“ Caitlin schaute wieder zufrieden. In ihrem Gesicht blitzte der Triumph.
„Herr Hofer, Sie können glauben wem Sie wollen, ich für meinen Teil stehe zu dem, was ich gesagt habe, und damit meine ich hier und vorhin im Konferenzzimmer...“ Frau Hoffmann lächelte mechanisch. „Ich habe meine fachmännische Meinung zum Besten gegeben, die keineswegs auf Vermutungen, sondern auf Fakten basiert.“
Herr Hofer nickte. Caitlin richtete sich in ihrem Sessel auf. „Hätten Sie gerne meinen Posten gehabt?“ Frau Hoffmann schüttelte den Kopf. „Sie finden also nicht, dass Sie mehr Anrecht darauf gehabt hätten?“
Frau Hoffmann räusperte sich. „Das hat nichts damit zu tun, ob ich ihren Posten gerne bekommen hätte.“
„Also finden Sie, dass Sie mehr Anrecht darauf gehabt hätten“, sagte Caitlin ruhig.
Frau Hoffmann wusste, worauf das hinauslief. Caitlin zielte darauf ab, es so aussehen zu lassen, als hätte Frau Hoffmann sie angegriffen, weil diese sie insgeheim um ihre übergeordnete Stellung beneidete. „Das kann man sehen, wie man will“, antwortete Frau Hoffmann vage.
„Ja, sicher, kann man das, aber wie sehen Sie es?“
„Wenn man nach Erfahrung und Firmenzugehörigkeit geht“ sagte Frau Hoffmann gelassen, „hätte sicher ich den Posten mehr verdient, als Sie. Doch ich traue der Führungsebene durchaus zu, die richtige Person für den richtigen Posten zu besetzen.“
Caitlin schaute zu Herrn Hofer hinüber. „Was meinen Sie?“, fragte sie ihn. Frau Hoffmann verstand nicht, was diese Frage sollte. Es verärgerte sie, dass die beiden so taten, als wäre sie nicht anwesend. Frau Hoffmann war derartiges Verhalten normalerweise gewohnt, doch diese Situation war anders. Er nickte.
„Was meinen Sie wozu?“, fragte Frau Hoffmann merklich gereizt.
„Ich stimme Frau Connellis Empfehlung voll und ganz zu.“
Diese Aussage irritierte Frau Hoffmann noch zusätzlich. Am liebsten wäre sie einfach aufgestanden und gegangen. Sie empfand dieses Gespräch als unendliche Zeitverschwendung. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne weiterarbeiten“, sagte Frau Hoffmann und stand auf. „Ich habe noch eine ganze Menge zu
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