Renate Hoffmann
tun.“ Als sie das sagte schaute sie Caitlin vorwurfsvoll an.
„Ich finde es wichtiger, diese Situation zu klären“, sagte Frau Connelli. „Denn unter diesen Umständen kann eine Zusammenarbeit unmöglich funktionieren.“ Frau Hoffmann legte ihre Handflächen auf die blankpolierte Oberfläche des Tisches. „Doch wenn Sie gehen wollen, dann tun Sie das bitte. Ich kann Sie nicht dazu zwingen, zu bleiben“, sagte Caitlin samtig.
Frau Hoffmann stand auf. „Vielen Dank für dieses Gespräch.“ Als sie das sagte vibrierte ihre Stimme. „Ich denke, es ist allen Beteiligten mehr geholfen, wenn wir an dieser Stelle abbrechen.“
„Und das entscheiden Sie?“, fragte Caitlin provokant. „Ich finde es sehr schade, dass Sie dieses Gespräch derart sabotieren.“
„Wie bitte? Ich sabotiere?“, fragte Frau Hoffmann aufgebracht.
„Ja, ganz recht, Sie sabotieren“, sagte Caitlin hämisch lächelnd. „Dieser Konflikt wird sich nicht von alleine lösen, oder sehen Sie das anders?“ Herr Hofer betrachtete die Situation, als hätte er die Kontrolle über sie verloren. „Da Sie aber offensichtlich nichts weiter dazu zu sagen haben, ist es vermutlich wirklich das Beste, Sie widmen sich wieder Ihrer Arbeit.“
Und plötzlich sprudelten die Sätze aus Frau Hoffmanns Mund, genauso, wie sie es bereits im Konferenzzimmer getan hatten. Ihre Gedanken verschafften sich Gehör, ohne dass Frau Hoffmann ihnen die Erlaubnis dazu gegeben hätte. „Doch, ich habe etwas zu sagen.“ Frau Hoffmann klang kontrolliert und gefestigt, obwohl sie sich innerlich kein bisschen danach fühlte. „Wenn Sie es genau wissen wollen, finde ich, dass durch diese ganzen unnötigen Sitzungen viel zu viel zeit verloren geht. Ich finde es nicht sinnvoll, mir stundenlang Ihre Vorstellung von einer funktionierenden Zusammenarbeit anhören zu müssen, während sich auf meinem Schreibtisch die Arbeit türmt.“
„Ich bin Ihnen keinerlei Rechenschaft schuldig. Es ist meine Sache, wie ich...“
„Ich war noch nicht fertig“, sagte Frau Hoffmann bestimmt. Herr Hofer schaute zu Catlin, die wiederrum völlig fassungslos Frau Hoffmann ansah. „Ich finde es nicht sinnvoll, etwas zu ändern, dass gut funktioniert hat, bis Sie gekommen sind.“ Caitlins Augen formten sich zu kleinen Schlitzen. Die Verachtung, die Frau Hoffmann trag, änderte nichts an ihrem sachlichen Tonfall. „Ich kann Ihnen versichern, dass die ganze Theorie, die man Ihnen auf der Uni beigebracht hat, nicht die reale Arbeitswelt widerspiegelt.“ Caitlins Nüstern blähten sich mit jedem Satz, den Frau Hoffmann sagte, weiter auf. Frau Hoffmann schob den Sessel zurück. „Wissen Sie Caitlin, wir sind es hier gewöhnt einfach unsere Arbeit zu machen und nicht wertvolle Zeit in unproduktiven Meetings zu vergeuden.“
Frau Hoffmann stand schon an der Tür, als Herr Hofer sie bat noch einen Moment zu bleiben. Und obwohl Frau Hoffmann nichts so sehr ersehnte wie das Verlassen dieses Konferenzraums, ging sie zurück zu ihrem Sessel und setzte sich wieder hin. „Der eigentliche Grund, weswegen wir Sie zu einem Gespräch gebeten haben, ist in all der Diskussion leider untergegangen“, sagte er lächelnd. Frau Hoffmann fragte nicht, was der eigentliche Grund gewesen war. Stattdessen starrte sie Caitlin zornig an. „Wir finden, Sie haben zu viel Potential, als dass man es weiterhin in der Buchhaltung verschwenden sollte“, sagte Herr Hofer erfreut. Frau Hoffmann schaute misstrauisch. „Wir denken, dass ihre starke Persönlichkeit und ihr Engagement in der Personalabteilung viel mehr von Nutzen wären...“
Noch nie hatte jemand die Worte starke Persönlichkeit und Engagement im Zusammenhang mit Frau Hoffmann genannt. Und dann verstand sie, worauf das letzten Endes hinaus lief. Sie schaute zu Caitlin hinüber und konnte nicht umhin diesen raffinierten Schachzug anzuerkennen, den Caitlin ausgeheckt hatte, um Frau Hoffmann loszuwerden.
Caitlin und Herr Hofer lächelten. Und sie schienen zu erwarten, dass sich in Frau Hoffmanns Gesicht auch jeden Moment ein überglückliches Lächeln ausbreiten würde, was jedoch nicht geschah. Frau Hoffmann holte tief Luft. „Ich fühle mich von Ihrem Angebot sehr geschmeichelt...“, sagte sie lächelnd, „...doch ich kann es leider nicht annehmen...“
„Sie lehnen ab?“, fragte Herr Hofer fassungslos. Frau Hoffmann nickte.
„Aber Sie können nicht ablehnen“, sagte Caitlin drohend. Auch Herr Hofer schien diesen Unterton bemerkt zu haben, denn
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