Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
Vom Netzwerk:
den Bauch. „Mir ist immer noch ganz flau im Magen.“
    Herbert bot an sie nach Hause zu begleiten, was Renate dankend ablehnte. Er nickte verständnisvoll und brachte sie zu ihrem Fahrrad. „Soll ich dich sicher nicht nach Hause bringen?“
    Renate schüttelte den Kopf. „Ich muss mich nur ein bisschen ausruhen“, sagte sie und legte ihre Tasche in den Fahrradkorb.
    „Renate-Schatz...“, Renate schaute Herbert fragend an. „Du bist doch nicht etwa...“, er schaute ihr in die Augen.
    „Was?“, fragte sie unsicher.
    „Du bist doch nicht etwa schwanger?“, fragte er flüsternd. Völlig erstarrt schaute sie durch ihn hindurch. Diese Möglichkeit hatte sie nicht einmal in Betracht gezogen. „Renate-Schatz?“
    Sie schaute Herbert an. „Ich denke nicht...“, sagte sie, und sie wünschte sich, dass sie es nicht war. Wenn man es genau nahm, hatte sie sich noch nie etwas weniger gewünscht, als von Herbert schwanger zu sein. „Ich bin sicher, es lag am Bier.“
    Als Renate in den Lilienweg abbog, ging es ihr besser. Es war unwahrscheinlich, dass sie schwanger war, zumal sie ihre Übelkeit von vorhin frei erfunden hatte. Dennoch beschäftigte sie die nicht auszuschließende Möglichkeit, dass er es tatsächlich doch geschafft haben könnte, sie in einer ihrer schwachen Momente zu schwängern. Doch weil es unmöglich war, einen Test in der Apotheke zu kaufen, ohne Gerede zu provozieren, schob sie diesen abscheulichen Gedanken in die hinterste Ecke ihres Gehirns und hoffte, dass man ihr ihre Angst nicht anmerken würde, wenn sie gleich zu Hause ankäme.
    Eine Stunde später klopfte es an Renates Tür. Sie lag in ihrem Bett und grübelte. Sie fragte sich, wann sie zuletzt ihre Regel gehabt hatte und verfluchte sich selbst dafür, dass sie nicht zu den Frauen gehörte, die diese Termine zu notieren pflegten. Es klopfte ein zweites Mal, dann öffnete jemand unaufgefordert die Tür. „Renate-Schatz...“ Renate drehte sich um. „Geht es dir besser?“ Sie nickte. Herbert setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand. „Ich glaube, ich habe vorhin nicht zeigen können, was ich wirklich empfinde...“, sagte er und drückte sie. „Für mich wäre es das schönste, wenn wir ein Kind bekommen würden...“ Renate versuchte zu verbergen, dass sie sich nichts Furchtbareres vorstellen konnte und lächelte.
    Herbert ging in Richtung Tür. „Ach ja...“, sagte er und ging noch einmal zu Renate zurück. „Den hast du liegen lassen...“ Er streckte Renate ihren Kalender entgegen. Renate wusste, dass sie ihn sicher nicht hatte liegen lassen, weil sie ihn nicht gebraucht und daher auch nicht aus ihrer Tasche gezogen hatte, sagte aber nichts, außer danke und nahm ihn an sich. Als Herbert die Tür hinter sich zu gezogen hatte, öffnete sie den Kalender. Sie blätterte ihn durch. Enttäuscht legte sie ihn wenig später wieder weg. Sie war sich sicher gewesen, Henning habe ihr eine Nachricht hinterlassen, was er auch getan hatte. Renate hatte sie lediglich überblättert.
     
Kapitel 58  
    Nach dem Abendessen blätterte Renate den Kalender ein zweites Mal durch. Und dieses Mal sah sie Hennings Nachricht. Sie zuckte zusammen. Heute Abend am Weiher. Ich warte auf dich... Sie schaute auf die Uhr. Es war schon halb neun. Renate versuchte krampfhaft einen guten Grund zu finden, der es rechtfertigen würde, dass sie das Haus um diese Uhrzeit noch verlassen wollte, doch ihr fiel nichts ein. Zumindest nichts, das wirklich glaubhaft geklungen hätte.
    Und dann tat sie etwas, das sie noch nie in ihrem Leben getan hatte, sie schlich sich davon. Sie sagte ihren Eltern, dass sie sich noch immer nicht gut fühle und dass sie deswegen früh ins Bett gehen werde. Auf die Frage ihrer Mutter, ob sie denn etwas für Renate tun könne, antwortete diese, dass sie sich sicher wäre, dass sie lediglich Schlaf brauche, was Helga ihr zu glauben schien, denn sie gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange und wünschte ihr eine gute Nacht.
    Renate packte ihre Tasche, öffnete die Tür zu ihrem Balkon und kletterte am Gitter des Rosenbuschs hinunter. Sie schob ihr Fahrrad bis zur nächsten Straßenecke, dann stieg sie auf und radelte so schnell sie konnte zum Weiher, wo Henning schon seit über zwei Stunden auf sie wartete.
    Als sie zwanzig Minuten später völlig außer Atem ankam, sah sie ihn nicht sofort und sie fürchtete, dass er inzwischen vielleicht schon längst nicht mehr dort wäre, als sie ihn schließlich am Ufer sitzend entdeckte.
    Ohne ein Wort,

Weitere Kostenlose Bücher