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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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scheißegal, dass ich Angst um dich habe.“
    „Mensch, Nati...“, sagte er seufzend.
    „Nichts, Mensch Nati...“, sagte Renate verärgert.
    Henning stieg die Leiter hinunter. „Du brauchst dir echt keine Sorgen machen.“
    „Ich mache mir aber...“
    „Ja, dann mach es einfach nicht“, unterbrach sie Henning gereizt.
    Am Abend lag Renate im Bett und schmollte. Henning war noch am Telefon mit Walter, seinem Chef, der ihm vermutlich gerade sagte, dass er die Maschine sogar schon früher haben könnte. Renate war normalerweise kein überängstlicher Mensch. Sie gehörte auch nicht zu den Frauen, die versuchten ihre Männer einzusperren oder zu kontrollieren. Fairerweise muss jedoch erwähnt werden, dass Henning ihr nie auch nur den Hauch eines Grunds gegeben hatte, ihm nicht vertrauen zu können.
    Der Fußboden knarrte unter Hennings Schritten. Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer und setzte sich zu Renate. Er kam langsam auf sie zu. „Jetzt hör doch auf, Nati...“, sagte er und zog sie an sich. Renate schaute ihn nicht an. „Warum kannst du dich nicht für mich freuen?“, fragte er und ließ sie wieder los.

„Wie viele Motorradunfälle hattest du noch mal?“
    „Du gehst mir echt auf die Nerven...“, sagte Henning und stand auf.
    „Los, sag schon...“, bohrte Renate. „Wie viele?“
    „Vier...“, sagte Henning angespannt.
    „Und was hast du dir alles gebrochen?“, fragte sie weiter.
    „Ich kann Motorrad fahren...“, entgegnete Henning gereizt.
    „Ich habe auch nie das Gegenteil behauptet...“
    „Ja, was soll das dann alles?“
    „Ich habe ein schlechtes Gefühl...“, sagte Renate und zog an Hennings Hand.
    „Ich passe schon auf mich auf...“
    Henning und Renate lagen nebeneinander. Die Stimmung war geladen. „Kannst du bitte endlich aufhören...“ Renate schüttelte den Kopf. „Hör mir Mal zu...“, sagte Henning und drehte sich zu ihr. „Ich würde mir die Haare schneiden lassen, wenn du das wolltest, ich würde mir sogar anständige Hosen kaufen, aber das kannst du nicht von mir verlangen...“
    Renate versank in Hennings braunen Augen. „Versprichst du mir, dass du aufhörst, wenn du wieder einen Unfall haben solltest?“
    Er schien ihr ein solches Versprechen nicht geben zu wollen. „Das kann ich dir nicht versprechen...“, sagte er nach einer Weile.
    Renate stand auf. Sie war stehend nicht viel größer, als Henning, wenn er auf dem Bett saß. „Solltest du noch einmal einen Unfall haben, bei dem du verletzt wirst...“, sagte sie bestimmt, „...und solltest du dennoch nicht aufhören, werde ich dich verlassen...“ Renate nahm ihre Bettdecke und verließ das Zimmer. Henning schaute ihr nach. Er wusste, dass sie es ernst meinte.
     
Kapitel 70  
    Das Klingeln des Telefons riss Frau Hoffmann aus dem Schlaf. Sie stand auf und ging in den Flur. Als sie die Nummer auf dem Display sah, realisierte sie erst, dass sie vergessen hatte sich bei der Arbeit krank zu melden. Sie hatte es auch versäumt Herrn Hofer zu sagen, dass sie die Stelle nicht annehmen werde. Und auch Frau Kleinschmidt dürfte sich gewundert haben, Frau Hoffmann mittags nicht anzutreffen.
    Frau Hoffmann legte den Hörer weg. Es schien ihr nicht wichtig, sich krank zu melden. Es schien ihr auch nicht wichtig, was ihr Verhalten für Folgen haben würde. Sie dachte an ihr Festgeldkonto und legte sich wieder ins Bett.
    Sie griff in den Karton und zog eine Kassette hervor. Im ersten Moment dachte sie, es wäre eine von Hennings Musikkassetten, doch die waren alle beschriftet gewesen. Sie schaute die Kassette genau an, dann ging sie ins Wohnzimmer und legte sie in den Kassettenrekorder ihrer Stereoanlage.
    Für einen kurzen Moment passierte nichts. Frau Hoffmann wollte gerade ihre Hand ausstrecken und das Band stoppen, als sie fast der Schlag traf. Auf diesem Band war Hennings Stimme. Das ist der Anschluss von Nati und Henning. Wir sind verhindert, im Sinne von unterwegs oder beschäftigt... Wenn ihr eine Nachricht hinterlassen wollt, dann tut es einfach... Dann hörte man ihn einen winzigen Moment lachen und dann war es vorbei. Sie spulte zurück, drückte auf Play und schloss die Augen.
    Frau Hoffmann hörte die Ansage zum mindestens zwölften Mal, als es an ihrer Tür klingelte. Paralysiert starrte sie auf den Kassettenrekorder. Diesen Anrufbeantworter hatte Henning nur wenige Wochen vor seinem Tod gekauft. Es klingelte ein zweites Mal. Zitternd ging Frau Hoffmann zu ihrer Wohnungstür, nahm den Hörer ab und

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