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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Sorgen.
    Er blickte auf seinen Teller und vergewisserte sich, dass er jede einzelne fleischerne Substanz identifizieren konnte.
    Nachdem er alles zufriedenstellend hatte zuordnen können, nahm er einen Bissen Rindfleisch.
    „Das ist gut", sagte Lady Millicent und stieß ihn in die Seite.
    Er lächelte und nickte, erleichtert, dass sie die Stimme ein wenig gesenkt hatte.
    „Holen Sie sich Nachschlag. Ist das Beste auf dem Teller." Da war Sebastian sich nicht so sicher, aber...
    „WO IST DAS RINDFLEISCH?"
    Schon wieder das linke Ohr.
    Lady Millicent reckte den Hals, lugte hierhin und dorthin. Sie öffnete den Mund, um noch etwas zu schreien, doch Sebastian hob, wie er hoffte, beruhigend, die Hand und winkte einen Lakaien herbei.
    „Noch etwas Rind für die Dame", bat er.
    Mit schmerzlicher Miene musste der Lakai eingestehen, dass nichts mehr übrig war.
    „Können Sie ihr etwas bringen, was wie Rindfleisch aussieht?"
    „Wir haben Ente in einer ähnlichen Soße."
    „Himmel, nein." Sebastian hatte keine Ahnimg, wie schlimm Lady Millicents Ausschlag ausfiel und wie lange diese Reaktion auf sich warten ließ, aber er hoffte glühend, dass er dies nicht herausfinden musste.
    Mit einer übertriebenen Geste deutete er zum anderen Ende des Tisches und sagte etwas über einen Hund, und während sie dann dort hinsah, kippte er rasch das restliche Rindfleisch von seinem Teller auf den ihren.
    Nachdem am Kopfende des Tisches weder Hund (noch Spund, Schund oder Grund) zu sehen waren, wandte Lady Millicent sich recht verärgert an Sebastian. Der jedoch wehrte sie rasch ab mit: „Man hat doch noch eine Portion gefunden."
    Sie knurrte erfreut und machte sich daran, das Rindfleisch zu verspeisen. Sebastian warf einen verstohlenen Blick über den Tisch und entdeckte, dass Annabel offenbar die ganze Episode beobachtet hatte.
    Sie grinste von einem Ohr zum anderen.
    Sebastian dachte an all die Londoner Damen, die entweder entsetzt oder angeekelt zugesehen hätten oder, wenn sie über Humor verfügt hätten, sich bemüht hätten, ihr Lächeln hinter vorgehaltener Hand zu verbergen.
    Annabel war da anders. Sie lächelte genauso, wie sie lachte, herzhaft und einfach wunderbar. Ihre grüngrauen, im Kerzenlicht eher zinngrauen Augen funkelten vor Mutwillen.
    Und während er sie so über Lady Challis. schwer beladene Tafel betrachtete, wurde ihm klar, dass er niemals ohne sie leben konnte. Sie war so schön, so herrlich weiblich, dass es ihm förmlich den Atem raubte. Ihr Gesicht, herzförmig und mit diesem Mund, der immer aussah, als sei er zu einem Lächeln bereit, ihr Teint, nicht ganz so blass, wie es die Mode diktierte, aber für sie genau richtig. Sie sah gesund aus, windgeküsst.
    Sie war die Sorte Frau, zu der ein Mann gern nach Hause kam. Nein, sie war die Frau, zu der er gern nach Hause käme.
    Er hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht... aber warum? Er konnte sich kaum darauf besinnen. Er hatte sie gemocht, sie begehrt, und er hatte es weiß Gott schon immer genossen, Frauen in Not zu retten. Aber bisher hatte er noch keine gebeten, ihn zu heiraten.
    Hatte sein Herz möglicherweise etwas gewusst, was sein Verstand noch nicht ganz erfasst hatte?
    Er liebte sie.
    Er betete sie an.
    Jeden Abend wollte er zu ihr ins Bett kriechen, sie lieben, als gäbe es kein Morgen, und dann am nächsten Tag ausgeruht und befriedigt in ihren Armen aufwachen, bereit zu der einzigartigen Aufgabe, sie zum Lächeln zu bringen.
    Schwungvoll hob er das Glas an die Lippen und lächelte in seinen Wein. Das flackernde Kerzenlicht tanzte über den Tisch, und Sebastian Grey war glücklich.
    Nach dem Mahl entschuldigten sich die Damen, damit die Herren ihren Portwein genießen konnten. Annabel ging zu Louisa (die bedauerlicherweise recht weit oben am Kopfende und damit in Lord Newburys Nähe hatte sitzen müssen), und dann gingen die beiden Arm in Arm in den Salon.
    „Lady Challis sagt, wir sollen etwas lesen oder schreiben oder uns mit einer Stickarbeit beschäftigen, bis die Herren sich wieder zu uns gesellen", sagte Louisa.
    „Hast du eine Stickarbeit mitgebracht?"
    Louisa verzog das Gesicht. „Ich glaube, sie sagte, sie wolle uns damit versorgen."
    „Jetzt tritt der eigentliche Zweck dieser Hausgesellschaft zutage", sagte Annabel trocken. „Bis wir nach London zu-rückkehren, hat Lady Challis ein nagelneues Sortiment an Kissenhüllen."
    Louisa kicherte und meinte dann: „Ich schicke jemanden nach meinem Buch. Willst du deines auch haben?"
    Annabel

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