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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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raus", warnte sein Onkel.
    „Das könnte ich natürlich", meinte Sebastian, „aber ich hätte ein furchtbar schlechtes Gewissen, eine so reizende junge Dame einem so schrecklichen Schicksal zu überlassen."
    Newburys Augen wurden schmal. „Du änderst dich auch nie, was?"
    Mit ausdrucksloser Miene erwiderte Sebastian: „Wenn du damit meinst, dass ich charmant bin wie eh und je ..."
    Sein Onkel biss die Zähne zusammen, dass sich die Kinn-backen verkrampften.
    „Manche würden es sogar gewinnend nennen." Sebastian wusste, dass er den Bogen überspannte, aber es fiel ihm so verdammt schwer, sich zusammenzunehmen. All diese Punkte waren ihm altvertraut. Sie änderten sich nie. Gemeinhin ließ sein Onkel sich ausführlich darüber aus, was für ein erbärmlicher Wicht er doch sei, und Sebastian stand gelangweilt daneben, bis er fertig war. Weswegen Sebastian, als Newbury zu seiner neuesten Tirade anhub, nur die Arme verschränkte und sich breitbeinig hinstellte, um es einfach über sich ergehen zu lassen.
    „Dein ganzes Leben lang", lärmte Newbury, „warst du faul und ziellos, du hast herumgehurt, bist in der Schule gescheitert..."
    „Also, das stimmt aber nicht", unterbrach Sebastian ihn, da er das Gefühl hatte, dass er seinen Ruf vor einem so großen Publikum verteidigen musste. Klassenbester war er zwar nie gewesen, aber auch nie der Schlechteste.
    Aber sein Onkel war noch lange nicht fertig. „Was meinst du wohl, wer für deine verdammte Schulbildung bezahlt hat? Dein Vater?" Er lachte verächtlich. „Der hatte doch nie Geld. Ich hab mein Leben lang seine Rechnungen bezahlt."
    Einen Augenblick war Sebastian überrascht. „Nun, dann muss ich mich wohl bei dir bedanken", sagte er ruhig. „Das wusste ich nicht."
    „Natürlich wusstest du das nicht", gab sein Onkel zurück.
    „Du achtest ja nie auf irgendetwas. Das hast du noch nie.
    Du hängst nur faul herum, vergnügst dich mit den Frauen anderer Männer, rennst davon, verlässt das Land und überlässt uns die Verantwortung für deine Possen."
    Das war zu viel. Wenn Sebastian wütend wurde, wurde er allerdings unverschämt. Und leichtfertig. Und richtig witzig. Er drehte sich zu Annabel und streckte hilflos die Hände aus, als wollte er sagen: Wie ist das möglich? „Und ich dachte, ich wäre zur Armee gegangen. König und Vaterland und so."
    Eine kleine Menschenmenge hatte sich um sie versammelt. Anscheinend hatten Lady Challis und ihre Gäste es endgültig aufgegeben, Diskretion zu heucheln.
    „Hoffentlich habe ich mich da nicht geirrt", fügte er hinzu und warf seinem Publikum einen sorgfältig modellierten ungläubigen Blick zu. „Ich habe in Frankreich eine ganze Menge Leute erschossen."
    Jemand kicherte. Ein anderer lachte hinter vorgehaltener Hand. Aber niemand machte Anstalten, sich einzumischen, erkannte Sebastian. Er fragte, ob er es wohl getan hätte, wenn er nur Beobachter gewesen wäre.
    Vermutlich nicht. Die Szene wäre viel zu amüsant gewesen. Ein Gift und Galle spuckender Earl, ein Neffe, der ihn verspottete und provozierte. Sebastian glaubte, dass genau das von ihm erwartet wurde. Sein Witz war trocken, sein Charme legendär, und er verlor nie die Beherrschung.
    Newbury Gesicht nahm einen noch erstaunlicheren Magentaton an. Er wusste, wenn Sebastian die Lacher auf seiner Seite hatte, war auch die Stimmimg für ihn. Am Ende würden sich die meisten zwar auf die Seite von Rang und Reichtum stellen, aber im Augenblick war der Earl der Hanswurst. Und Sebastian wusste, wie sehr er das hasste.
    „Steck deine Nase nicht in Dinge, die dich nichts angehen", stieß sein Onkel hervor. Er deutete mit einem Wurstfinger auf Sebastian, kam dabei seiner Brust bis auf wenige Zoll nahe. „Dir war Miss Winslow doch völlig gleichgültig, ehe du erfahren hast, dass ich vorhabe, sie zu heiraten."
    „Tatsache ist, dass das nicht stimmt", erwiderte Sebastian beinahe leutselig. „Im Gegenteil, du hattest dich längst von ihr abgewendet und es dir erst anders überlegt, als du dachtest, ich könnte interessiert sein."
    „Auf deine Flittchen kann ich wahrhaftig verzichten.
    Und sie ...", er nickte zu Annabel hinüber, die den gesamten Wortwechsel mit vor Schreck weit aufgerissenem Mund verfolgt hatte, „... läuft unmittelbar Gefahr, eins zu werden."

    Sebastians Eingeweide zogen sich noch fester zusammen.
    „Vorsicht", warnte er mit gefährlich ruhiger Stimme. „Du beleidigst eine Dame."
    Lord Newbury rollte die blutunterlaufenen Augen. „Ich

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