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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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nahm sich das, was er wollte, weil er fand, es stehe ihm zu. Wenn seine Bedürfnisse mit denen eines anderen kollidierten, war ihm das, ehrlich gesagt, ziemlich egal.
    „Annabel", sagte er. „Sie müssen mir sagen, was passiert ist."
    Doch sie weinte immer noch, schluckte riesige Schluchzer hinunter, und ihre Nase ... Er reichte ihr ein Taschentuch.
    „Danke", stieß sie hervor und benutzte es. Zwei Mal.
    „Olivia", knurrte er und drehte sich zu ihr um, „sagst du mir jetzt endlich mal, was zum Teufel hier los ist?"
    Seine Cousine kam zu ihm, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn derart selbstgerecht an, wie das nur eine Frau fertigbrachte. „Miss Winslow glaubt, dass dein Onkel kurz davor steht, ihr einen Heiratsantrag zu machen."
    Er stieß den Atem aus. Das überraschte ihn nicht. Annabel war genau die Braut, die sein Onkel sich wünschte, vor allem jetzt, da er glaubte, dass Sebastian sie ebenfalls wollte.
    „Na, na", sagte er in einem Versuch, sie zu trösten. Er ergriff ihre Hand und drückte sie. „Das wird schon wieder. Ich würde auch weinen, wenn er mich bäte, ihn zu heiraten."
    Sie sah aus, als wollte sie lachen, aber dann weinte sie doch wieder.
    „Können Sie nicht einfach Nein sagen?", fragte er. „Kann sie nicht Nein sagen?", fragte er Olivia.
    Olivia verschränkte die Arme. „Was glaubst du?"
    „Wenn ich wüsste, was ich glaube, hätte ich nicht gefragt, oder?", knurrte er und richtete sich auf.
    „Sie ist das älteste von acht Kindern, Sebastian. Acht!"
    „Zum Kuckuck", explodierte er, „kannst du nicht einfach sagen, was du meinst?"
    Annabel sah auf, jetzt doch kurz zum Schweigen gebracht.
    „Ich kann nun genau nachfühlen, was Sie empfinden", sagte er zu ihr.
    „Es ist kein Geld mehr da", sagte Annabel kleinlaut.
    „Meine Schwestern haben keine Gouvernante. Meine Brüder werden das Internat verlassen müssen."
    „Und was ist mit Ihren Großeltern?" Lord Vickers hatte doch genug Geld, um ein paar Internatsrechnungen zu bezahlen.
    „Mein Großvater redet schon seit zwanzig Jahren nicht mehr mit meiner Mutter. Er hat ihr die Heirat mit meinem Vater nie verziehen." Sie hielt einen Moment inne, atmete zittrig ein und schnauzte sich wieder. „Er hat mich nur aufgenommen, weil meine Großmutter darauf bestand. Und sie hat darauf bestanden, weil... na ja, ich weiß nicht, warum.
    Ich glaube, sie dachte, es wäre amüsant."
    Sebastian sah Olivia an. Sie stand immer noch mit verschränkten Armen da - sie sah aus wie eine kriegerische Glucke. „Entschuldigen Sie mich einen Moment", sagte er zu Annabel, packte Olivia am Handgelenk und zerrte sie durch das Zimmer. „Was willst du denn, dass ich mache?", zischte er.
    „Keine Ahnung, wovon du sprichst."
    „Nun tu doch nicht so. Seit meiner Ankunft stierst du mich an."
    „Sie ist verstört."
    „Das sehe ich auch", fuhr er sie an.
    Sie tippte ihn an die Brust. „Na, dann tu etwas dagegen."
    „Ich kann doch nichts dafür!" Und das konnte er auch nicht. Newbury hatte Annabel gewollt, lange bevor Sebastian in die Angelegenheit verwickelt worden war. Vermutlich wäre sie in genau derselben Lage, wenn Sebastian ihr nie begegnet wäre.
    „Sie muss heiraten, Sebastian."
    Ach, zum Kuckuck. „Willst du damit andeuten, dass ich ihr einen Antrag machen soll?", fragte er, obwohl er wusste, dass sie genau das meinte. „Ich kenne sie doch kaum eine Woche."
    Sie sah ihn an, als hielte sie ihn für einen durch und durch gemeinen Kerl. Himmel, genau so fühlte er sich auch. Annabel saß am anderen Ende des Zimmers und weinte in sein Taschentuch. Man musste schon ein Herz aus Stein haben, um ihr nicht helfen zu wollen.
    Aber sie gleich heiraten? Welcher Mann heiratete eine Frau, die er erst - wie lange war es noch mal? - seit acht Tagen kannte? Die Gesellschaft mochte ihn für unklug und unbeständig halten, aber nur deswegen, weil es ihm gefiel.
    Er präsentierte dieses Bild von sich, weil... weil... zum Kuckuck, er war sich nicht sicher, warum er es tat. Vielleicht einfach, weil ihn auch das amüsierte.
    Aber er hatte gedacht, dass Olivia ihn besser kannte.

    „Ich mag Miss Winslow", flüsterte er. „Wirklich. Und ich bedauere sehr, dass sie sich in dieser entsetzlichen Lage befindet. Mir ist weiß Gott bewusst, wie schrecklich ein Leben an Newburys Seite sein muss. Aber ich bin nicht dafür verantwortlich. Es ist nicht mein Problem."
    Olivia warf ihm einen schwer enttäuschten Blick zu.
    „Du hast doch auch aus Liebe geheiratet",

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