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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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schönste Zeit der Schwangerschaft", bestätigte Annabel.
    Olivia legte den Kopf schief und warf Annabel einen fragenden Blick zu.
    „Ich bin das älteste von acht Kindern. Meine Mutter war fast meine gesamte Jugend über schwanger."
    „Acht? Lieber Himmel. Wir sind nur zu dritt."
    „Deswegen will Lord Newbury mich ja heiraten", erklärte Annabel ausdruckslos. „Meine Mutter hatte sechs Geschwister. Mein Vater neun. Ganz zu schweigen davon, dass ich, wenn man dem Klatsch Glauben schenkt, so fruchtbar bin, dass die Vögel zu singen anfangen, wenn ich komme."
    Olivia verzog das Gesicht. „Sie haben das mitbekommen?"
    Annabel rollte mit den Augen. „Ich fand es sogar lustig."
    „Schön, dass Sie die komische Seite daran sehen können."
    „Das muss man doch", erwiderte Annabel mit einem schicksalsergebenen Schulterzucken. „Wenn nicht, dann ..."
    Sie seufzte, ohne den Satz zu beenden. Es war einfach zu deprimierend.
    Sie sank in sich zusammen und richtete den Blick auf das kunstvoll geschwungene Bein eines Beistelltischchens. Sie starrte darauf, bis es ihr vor den Augen verschwamm und dann doppelt zu sehen war. Vermutlich hatte sie angefangen zu schielen. Vielleicht wurde sie auch blind. Möglicherweise würde Lord Newbury sie nicht mehr wollen, wenn sie erblindete. Konnte man blind werden, wenn man tagelang schielte?
    Vielleicht. Es könnte einen Versuch lohnen. Sie legte den Kopf schief.
    „Annabel? Miss Winslow? Alles in Ordnimg?"
    „Ja", sagte Annabel automatisch, den Tisch immer noch entschlossen im Blick.
    „Oh, da kommt ja der Tee", rief Olivia aus, erleichtert, dass das peinliche Schweigen ein Ende hatte. „So, hier." Sie setzte sich und stellte eine Tasse auf eine Untertasse. „Wie trinken Sie Ihren?"
    Widerstrebend sah Annabel vom Tisch auf und hörte auf zu schielen. „Bitte ein wenig Milch. Keinen Zucker."
    Olivia wartete ab, bis der Tee gezogen hatte, plauderte von diesem und jenen und nichts Besonderem. Annabel war froh - nein, dankbar -, einfach dasitzen und zuhören zu dürfen. Sie erfuhr etwas über Olivias Schwägerin, die nicht gern nach London kam, und ihren Zwillingsbruder, der (an ungeraden Tagen) der reinste Teufelsbraten war. An geraden Tagen, sagte Olivia, die Augen gen Himmel gerichtet, „liebe ich ihn vermutlich."
    Während Annabel ihren heißen Tee trank, erzählte Olivia ihr von der Arbeit ihres Mannes. „Früher hat er schreckliche Dokumente übersetzt. Einfach nur langweilig. Man sollte eigentlich meinen, dass Papiere für das Kriegsministerium wahnsinnig aufregend sein müssen, aber glauben Sie mir, das ist nicht der Fall."
    Annabel trank und nickte, trank und nickte.
    „Er beklagt sich andauernd über die Romane von Mrs Gorely", fuhr Olivia fort. „Sie sind wirklich schlecht geschrieben. Aber ich glaube, insgeheim übersetzt er sie furchtbar gern." Sie sah auf, als hätte sie gerade an etwas gedacht.
    „Diese Aufträge hat er Sebastian zu verdanken."
    „Wirklich? Wie das?"

    Olivia öffnete den Mund, doch es dauerte ein paar Augenblicke, ehe sie sagte: „Ehrlich, ich weiß gar nicht recht, wie ich es beschreiben soll. Sebastian hat eine Lesung für Fürst Alexei veranstaltet. Den Sie, glaube ich, gestern Abend kennengelernt haben."
    Annabel nickte. Und runzelte dann die Stirn. „Er hat eine Lesung veranstaltet?"
    Olivia sah aus, als könnte sie es immer noch nicht ganz glauben. „Es war bemerkenswert." Sie schüttelte den Kopf.
    „Ich kann es immer noch nicht ganz glauben. Er hat die Hausmädchen zum Weinen gebracht."
    „Ach herrje." Sie musste wirklich einen dieser Gorelys lesen.
    „Jedenfalls war Fürst Alexei hin und weg von der Geschichte. Miss Butterworth und der verrückte Baron. Er bat Harry, es zu übersetzen, damit seine Landsleute es auch lesen können."
    „Die Geschichte muss ja ziemlich unglaublich sein."
    „Allerdings. Todbringende Tauben."
    Annabel verschluckte sich am Tee. „Sie machen Witze."
    „Nein. Ich schwöre Ihnen, Miss Butterworths Mutter wird von Tauben zu Tode gepickt. Und das, nachdem die arme Frau die Einzige in ihrer Familie ist - außer Miss Butterworth natürlich -, die die Seuche überlebt."
    „Welche Seuche denn? Die Beulenpest?", fragte Annabel.
    „Möglich, die Autorin geizt da ein bisschen mit Details.
    Die Beulenpest hätte mir gut gefallen."
    „Ich muss ein Buch von ihr lesen", sagte Annabel.
    „Ich kann Ihnen eins leihen." Olivia stellte die Teetasse ab, erhob sich und ging durch das Zimmer. „Wir haben jede Menge

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