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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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einem meiner Freunde!«
    »Ich hab’s dir ja gesagt — sie ist nichts für anständige, gottesfürchtige Menschen«, rief Mooner höhnisch und hob sein Gewehr.
    Gelbe Hand stieß Linnet beiseite. »Ich verstecke mich nicht hinter einer Frau«, sagte er stolz und blickte aufrecht in den Gewehrlauf, der auf ihn zielte.
    Mooner betätigte den Abzug, doch der Schuß ging nicht los. »Verdammtes Schießpulver! Ist in diesem verfluchten Regen naß geworden... Ich hätte sonst längst ’ne schöne tote Rothaut hier liegen!«
    Linnet stellte sich wieder vor Gelbe Hand und sah Richter Talbot zornbebend an. »Wie können Sie so etwas zulassen? Er hätte fast einen völlig unschuldigen Mann getötet! Und Sie stehen einfach dabei und unternehmen nichts!«
    »Linnet, Mooner hat gute Gründe, die Indianer zu hassen.«
    »Ach ja? Ich hätte da auch ein paar gute Gründe!« Sie drehte sich zu dem jungen Indianer um und fragte offen und geradeheraus: »Du hast mir gesagt, du wolltest mich nach Spring Lick bringen. Würdest du das immer noch tun?«
    Er nickte ihr kurz zu.
    Linnet legte ihre Hand auf seinen Arm. »Ich weiß, daß du stolz und tapfer bist. Aber glaube mir — es ist keine Ehre, von einem Mann wie Mooner Yarnall getötet zu werden!«
    Er dachte über ihre Worte nach und nickte dann wieder.
    Sie wandte sich erneut an den Richter und Mooner: »Offensichtlich bedarf ich nicht länger Ihres Schutzes. Sie können wieder gehen.«
    »Aber, Linnet, wir können Sie doch nicht in der Obhut eines Indianers zurücklassen.«
    »Dann schlage ich vor, daß Sie mit uns zusammen zurückreiten. Gelbe Hand begleitet mich in jedem Fall, und ich werde auf seinem Pferd sitzen.«
    »Linnet, bitte«, stotterte der Richter. »Sie können doch bei mir aufsitzen!«
    Sie sah kurz zu Mooner hinüber, der Gelbe Hand noch immer mit gehässigen Augen betrachtete. »Nein. Ich habe meinen Begleiter bereits gewählt.« Linnet ging vorsichtig vor dem jungen Indianer her. Sie war immer darauf bedacht, ihn mit ihrem Körper zu decken. Dann schwang sie sich hinter dem Shawnee aufs Pferd, legte ihre Arme um seine Taille und preßte den Beutel mit den kostbaren Hagebutten fest gegen ihren Körper.
    Der Regen machte es schwierig für Linnet, mit Gelbe Hand zu sprechen. Etwa eine Meile vor Spring Lick trieb Gelbe Hand das Pferd in einen schmalen Pfad. Linnet sah sich kurz nach dem Richter und Mooner um, die fluchend versuchten, mit ihnen Schritt zu halten. Aber es war offensichtlich, daß der junge Indianer den Weg besser kannte. Außerdem schien ihn der Regen nicht so sehr zu behindern wie die weißen Männer.
    Nach ein paar Minuten gelangten sie auf eine Art Plateau. Von hier aus konnten sie bequem auf die verwirrten, ziellos umherirrenden Weißen hinuntersehen. Linnet hob die Hand an den Mund, um das aufkommende Lachen zu unterdrücken. Die Verblüffung und die Wut der beiden war wirklich zu komisch! Als sie verstohlen zu Gelbe Hand sah, bemerkte sie, daß auch seine Mundwinkel leicht zuckten. Aus dem Zusammentreffen, das bald einen dramatischen, tödlichen Ausgang genommen hätte, war ein harmloser Spaß geworden.

18
    »Herr im Himmel, Mädchen! Was haben Sie denn angestellt, um ’ne solche Aufregung zu verursachen?« begrüßte Phetna die nasse, vor Kälte zitternde Linnet. »Der Richter ist hier gewesen und hat Befehle gebrüllt und geflucht — so laut, daß die Kleine angefangen hat zu weinen. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, ehe ich sie wieder beruhigt hatte!« Phetna sah mit einem zärtlichen Ausdruck in den Augen hinüber zu Miranda. Das Kind saß auf seinem Stühl-chen vor dem Feuer und konzentrierte sich darauf, sein Essen zuerst auf den Löffel und von da aus in den Mund zu bugsieren.
    »Wie geht es ihm?« fragte Linnet und ging zu Devon.
    »Genau wie immer. Er hat nicht halb soviel Scherereien gemacht wie Sie. Sie sagen mir jetzt sofort, was los war! Ich habe gehört, daß Sie mit ’ner Rothaut durchgebrannt sind, um mit dem Stamm zurückzukommen und die ganze Ortschaft hier auszurotten. Ist das wahr?«
    »Also wirklich! Daß die Leute hier immer aus einer Mücke einen Elefanten machen müssen!«
    »Ich weiß zwar nicht, was ein Elefant ist, aber daß die Indianer keine Mücken sind, weiß ich ganz genau. Und Sie wüßten das auch, wenn Sie schon so lange hier leben würden wie ich!«
    »Ich bin mir durchaus bewußt, welche Gefahr die Indianer darstellen. Meine Eltern wurden von Indianern getötet. Ich habe gesehen, wie meine eigene

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