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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hatte sie ihm je angemessen für seine Wohltaten gedankt?
    Wie sie heute diesen Macalister geküßt hatte! Nicht nur mit den Lippen — nein, mit ihrem ganzen Körper hatte sie ihn liebkost. Er schmetterte den Krug zu Boden. Bei Gott, eines Tages würde sie ihn auch so küssen! Er wandte sich wieder dem Indianer zu. Die schwarzen Augen des unbeweglich daliegenden Mannes brannten vor Haß. Der Gedanke, daß ein anderer ähnliche Gefühle hegte wie er, brachte den Richter zum Lachen.
    Warum hatte der Indianer das Pärchen auf der Kleewiese beobachtet? Wollte er nur wissen, was geschah, oder steckte mehr dahinter? Es mußte das letztere sein, denn der Wilde war so versunken in den Anblick der beiden gewesen, daß er nicht bemerkt hatte, wie der Richter heranschlich. Talbot hatte seinen Gewehrkolben auf den Kopf des Indianers niedersausen lassen.
    Er hob den Krug und trank dem Indianer zu. »Was wolltest du da draußen, Jungchen? Siehst nicht so aus wie einer dieser jungen Dachse, die Frauen stehlen müssen, um ihre Männlichkeit zu beweisen. Nein — du hattest was anderes vor!« Er trank den letzten Schluck Whisky. »Also — ich habe was anderes vor, das kann ich dir flüstern! Zuerst mal will ich einer Frau ihre Zurückweisung heimzahlen. Weißt du, es macht einen nicht gerade selbstbewußter, wenn man von so einer Kanaille als Fußabtreter benutzt wird. Klapperschlange! Alle Weiber sind so. Sie lügen und nützen dich aus. Immer sind sie die Gewinner! Nun, diese eine wird mich nicht zum Narren machen!« Ihm war gar nicht bewußt geworden, daß er wie ein Hinterwäldler sprach. »O nein, Sir, die wird kein Bein mehr auf die Erde bringen! Für alles wird sie mir bezahlen, für alles! Und sie wird auch nicht mehr über mich lachen! Die nicht! Ich muß mir nur diesen Macalister vom Hals schaffen...«
    Obwohl er betrunken war, registrierte der Richter doch, daß die Augen des Indianers bei dem Namen >Macalister< aufleuchteten. »So, du kennst also Macalister? Scheint auch ’ne Rothaut zu sein, der Kerl. Sprichst du Englisch, Rothaut?«
    Der gefesselte und geknebelte Mann nickte kurz.
    »Wo soll das noch enden? Rothäute, die eine zivilisierte Sprache reden. Demnächst wird die Regierung noch Schulen für wilde Tiere einrichten. Ich nehme dir jetzt den Knebel ab, Jungchen. Aber wenn du versuchen solltest, mich hinters Licht zu führen, dann werde ich dir mit dem größten Vergnügen die Zähne einschlagen. Klar?«
    Er entfernte den Knebel. »Sag mir, wie du heißt!«
    »Crazy Bear«, antwortete der Indianer.
    »In Ordnung, Crazy Bear. Du und ich, wir werden uns jetzt ein wenig unterhalten.«
    Als Linnet erwachte, galt ihr erster Blick Devons Bett. Es war leer. Sie seufzte. Es hatte ihr besser gefallen, als er sich nicht von der Stelle rühren konnte — ehe er sie auf die Kleewiese geführt hatte und letzte Nacht allein auf die Veranda gegangen war. Sie verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schaute zur Decke. Miranda und Phetna schliefen noch tief und fest. Die Ereignisse des gestrigen Tages schienen die beiden sehr erschöpft zu haben.
    Heute, dachte sie, heute werden wir alle diese entsetzliche Stadt verlassen! Devon wird uns nach Sweetbriar bringen. Sie bedauerte nur, daß sie Nettie in Spring Lick zurücklassen mußte. Aber der Gedanke an all die guten Freunde, die in Sweetbriar warteten, stimmte sie fröhlich.
    »Wo ist denn der Junge?«
    Linnet sah zu Phetna hinüber, die auf einer geborgten Matratze auf dem Fußboden schlief. »Ich weiß es nicht. Seit Sie ihm die Mokassins gegeben haben, ist er richtig unternehmungslustig geworden. Er könnte sich sonstwo herumtreiben.« Sie versuchte ihre verdrießliche Stimmung zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht ganz.
    Phetna lächelte. »Sie sollten eigentlich wissen, daß man einen Macalister nicht im Haus halten kann. Das sind keine Pantoffelhelden, mein Kind.«
    »Ich glaube, Sie haben recht. Ich habe mich nur in der letzten Zeit so daran gewöhnt, daß er immer in meiner Nähe ist. Gestern abend hat er noch stundenlang auf der Veranda gesessen und nachgedacht. Es muß spät geworden sein, denn ich habe nicht gehört, wann er ins Bett gegangen ist.«
    Phetna setzte sich auf. »Ein richtiger Mann macht sich eben Sorgen um seine Frauen. So, jetzt steh’ ich aber auf und koche uns was Richtiges, ja?«
    Linnet lächelte verträumt. »Sie brauchen nicht viel zu kochen. Wir reiten nämlich heute nach Hause.«
    Phetnas Gesicht erstarrte. »Ihr geht zurück nach

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