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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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bist. Aber du hättest genug Verstand beweisen und mir sagen müssen, daß du erschöpft bist! Also, jetzt hör endlich auf, die tapfere Frau zu spielen, die alles allein schafft! Geh rüber zu den Felsen dort. Ich werde uns ein Dach aus Ästen flechten.«
    »Aber was ist mit dir, Devon? Du bist schließlich derjenige von uns beiden, der verwundet ist.« Sie berührte zart seinen verschorften Arm. »Und du hattest nicht mehr zu essen als ich.«
    »Wenn wir heil aus diesem Wald kommen, dann nehme ich dich mal mit zu meinem Urgroßvater. Der hatte nämlich die fixe Idee, daß mein weißes Blut mich verweichlichen könnte. Deshalb hat er mich fast umgebracht, als ich mich dem Mannbarkeitsritus unterzog. Das Feuer und Crazy Bear zusammengenommen sind eine Kleinigkeit im Vergleich zu den Gemeinheiten, die sich der alte Mann damals ausgedacht hat!«
    »Aber das ist doch ganz unmöglich! Du hattest doch gar keine Narben, ehe das mit dem Feuer passierte.«
    Er lächelte auf sie nieder: »Du scheinst mich aber damals ganz genau studiert zu haben.«
    Sie sah verlegen zur Seite. »Ich glaube, ich gehe jetzt besser zu den Felsen.«
    »Sind alle englischen Mädchen wie du?«
    »Nicht im geringsten. Es tut mir leid, sagen zu müssen, daß ich das gesamte englische Volk entehrt habe. Wenn mein Vater wüßte, was ich alles angestellt habe, seit ich dich traf — ich glaube, er hätte mich enterbt und verstoßen!« Sie lehnte sich an einen Felsblock und sah zu, wie Devon dünne Äste abbrach, um daraus ein Dach zu flechten.
    »Lynna«, bat er sanft, »erzähl mir was über deine Familie. Warum habt ihr England verlassen? Ihr hattet doch viel Geld, oder?«
    Mit leiser Stimme erzählt sie ihm von ihrer Kindheit im Luxus. Immer hatte sie alles bekommen, was sie sich wünschte. Als die Minen ihres Vaters erschöpft waren, ging er, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen, mit seiner Familie in ein anderes Land, um ein neues Leben anzufangen.
    »Du hattest doch viele Dienstboten, nicht? Bist du deshalb so herrschsüchtig?«
    Sie ignorierte seine Bemerkung.
    »Du wirst weder ein großes Haus noch Dienstboten haben, wenn du bei mir bleibst«, sagte er mit einem drohenden Unterton. »Meine Mutter —«
    »Reiche Leute sind nicht alle aus demselben Holz geschnitzt, ebensowenig wie alle Indianer oder — so hoffe ich zumindest — alle eingebildeten Ladenbesitzer! Wenn ich hinter Reichtümern hergewesen wäre, dann hätte ich nur einen meiner Verehrer in England heiraten müssen! Und was deine Mutter anbelangt — hast du dir schon einmal überlegt, daß da ganz andere Gründe eine Rolle spielen könnten, als ihre Sehnsucht nach seidenen Kleidern? Vielleicht hatte sie Angst, daß ihr Sohn eines Tages von Indianern durch halb Kentucky gejagt werden würde? Oder daß ihr Ehemann von einem Bär umgebracht würde? Oder ihre Freunde durch Feuer entstellt würden?« Sie drehte sich zornbebend weg.
    »Vielleicht«, flüsterte Devon und flocht eifrig an seinem Regenschutz.
    Es verging einige Zeit, ehe Linnet fragte: »Ist unser Verfolger nicht mehr da?«
    »Doch, doch. Nach meiner Einschätzung ist er immer noch ganz in unserer Nähe. Er verfolgt uns, seit wir den Fluß verlassen haben. Wenn es einer von Crazy Bears Männern wäre, hätte er bestimmt schon was unternommen. Aber er folgt uns nur. Deshalb bin ich der Meinung, er ist bloß neugierig.«
    »Wieso kannst du ihn hören und ich nicht? Ich habe es immer wieder versucht, aber nichts bemerkt.«
    Er sah sie so erstaunt an, daß sie sich im stillen fragte, ob ihr vielleicht plötzlich drei neue Köpfe gewachsen wären. »Mein Gott! Der Kerl macht doch mehr Lärm als ein Büffel! Er muß groß und schwer sein. Geht etwas steifbeinig. Wahrscheinlich ein Weißer.«
    Sie sah ihn bewundernd an. Ihre Augen glitten suchend durch das Dickicht. »Wo ist er jetzt?« wisperte sie leise.
    »Er ist vor einer Weile weggegangen, kurz nachdem du hingefallen bist. Vielleicht holt er sich was zu essen, oder er ist es leid, uns zu beobachten. Egal, ich glaube nicht, daß ich dich jetzt allein lassen kann.«
    »Mich? Aber ich habe doch nichts, was es wert wäre, gestohlen zu werden.«
    Er blickte sie amüsiert an. Ihre Wangen röteten sich verlegen. »Ich glaube, es ist mein Fehler«, meinte er, -während er die Äste vorsichtig an den Felsen befestigte. »Wenn du die letzten drei Jahre mit mir zusammengelebt hättest, dann wüßtest du genau, was man dir stehlen könnte!«
    Sie sah ihn an und verstand sofort, was er

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