Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
Ducasses Leiche einfach liegen und verließ den Club, ohne mich noch einmal umzusehen. Erst als ich auf der Straße stand und frische Luft atmete, traf mich das Entsetzen mit voller Wucht. Ich war abscheulich. Andererseits hatte Ducasse mich verführt, hatte mich mit seinen Augen hypnotisiert, mich gegen meinen Willen zu sich gelockt und für all das nun die Konsequenzen getragen. Warum sollte ich mich schuldig fühlen? Ich ging die Straßen entlang, entfernte mich immer weiter vom Club und von der Tat, die ich begangen hatte. War ich endlich frei? Oder hatte ich die Tür zu meiner dunklen Seite so weit aufgestoßen, dass ich sie niemals wieder würde schließen können?
Niemand konnte rückgängig machen, was einmal geschehen war. Ducasse war kein Unschuldslamm und wahrscheinlich nicht einmal vollkommen menschlich gewesen. Er hatte mich manipuliert und benutzt. Warum sollte ich mir also Gedanken darüber machen, dass ich ihn ins Jenseits befördert hatte? Ich gab mir einen Ruck und ließ die Ereignisse hinter mir. Was geschehen war, war geschehen. Amen.
Nachdem ich für eine Weile durch die Straßen gestreift war, beruhigte ich mich langsam. Plötzlich klingelte mein Handy. Hoffentlich war es Benny, damit ich sie bitten konnte, sich mit mir zu treffen! Ich sehnte mich nach einem Gespräch mit ihr, sehnte mich nach einer Bestätigung, dass ich das Richtige getan hatte. Doch zu meiner Überraschung war Fitz am anderen Ende der Leitung.
»Hallo, Daphne«, sagte er. Ich antwortete nicht, denn ich brauchte einen Moment, um mich zu sammeln. »Daphne? Bist du da?«
Der Klang seiner Stimme munterte mich auf. Fitz war das genaue Gegenteil von Ducasse, denn er war weder böse noch hinterlistig. Mit Fitz’ Hilfe konnte ich mich möglicherweise für immer von der dunklen Welt abwenden.
»Ja, ich bin hier«, sagte ich mit einem Lächeln in der Stimme. »Was gibt es?«
»Ich wollte dir nur schnell mitteilen, dass ich nach Hause darf«, erwiderte er.
»Wann?«, fragte ich, blieb stehen und legte eine Hand über mein freies Ohr, damit ich ihn besser verstehen konnte.
»Sobald ich ein Taxi gerufen habe«, sagte er.
»Du nimmst ein Taxi? Hast du niemanden, der dich abholt?«, fragte ich besorgt.
»Wenn ich bis morgen früh warte, schon. Aber selbst wenn ich mit dem Bus fahren müsste, würde ich heute Abend hier verschwinden. Ich habe die Nase voll von Krankenhäusern.«
»Wenn du es noch ein bisschen länger aushältst, komme ich sofort zu dir. Hilft dir zu Hause irgendjemand?«
»Äh, nein. Aber es ist ja nur für heute Nacht. Ab morgen kann ich das organisieren. Das kriege ich schon hin«, sagte er.
»Von wegen! Du kommst heute Nacht zu mir. Und jetzt wage es nicht, dich auch nur einen Zentimeter vom Fleck zu rühren. Ich bin in zehn Minuten da«, befahl ich und legte auf.
Ich winkte ein Taxi herbei und traf wie angekündigt zehn Minuten später am Krankenhaus ein, wo ich dem Fahrer einen Zwanziger in die Hand drückte und ihn bat zu warten. Fitz stand bereits fertig angezogen am Eingang der Ambulanz. Er stützte sich auf einen Stuhl, umarmte mich aber mit dem freien Arm und küsste mich flüchtig auf die Wange.
»Ich möchte dir nicht zur Last fallen«, sagte er. »Bring mich einfach zu mir nach Hause.«
»Ach, Blödsinn.« Es machte mich glücklich und vermittelte mir ein Gefühl von Vollständigkeit, in seiner Nähe zu sein. »Darüber wird nicht diskutiert. Entweder machen wir es so, wie ich sage, oder überhaupt nicht.« Ich nahm seine kleine Reisetasche und schlang meinen anderen Arm um seine Taille. Auf dem Weg zum Taxi stützte er sich jedoch erstaunlich wenig auf mich.
»Du kommst mir schon ziemlich kräftig vor«, stellte ich fest, als ich nach ihm in den Wagen stieg.
»Ich habe dir doch gesagt, dass es mir gut geht.« Er lächelte mich an und sah mir tief in die Augen. Unsere Blicke verschmolzen miteinander, und mit einem Mal wurden wir beide von unseren Gefühlen überwältigt.
»Ich würde mich besser fühlen, wenn du die Nacht über bei mir bleibst«, durchbrach ich die Stille. »Du hast wahrscheinlich nicht einmal etwas zu essen in deiner Wohnung.«
»Ich kann mir was bestellen«, erwiderte er, ohne die Augen von mir abzuwenden. »Aber es ist lieb von dir, dass du dir Sorgen machst, und ich komme sehr gern mit zu dir, wenn du es wirklich willst.«
Der letzte Satz war voller Doppeldeutigkeit.
»Ich will es wirklich. « Ich nahm seine Hand. »Aber schlag dir direkt aus dem Kopf, dass wir
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