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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Kisten ohne Mühe. Als er an mir vorbeiging, fielen mir seine großen Hände auf. An einer fehlte die Spitze des Zeigefingers. Er bemerkte, dass ich ihn anstarrte, und sagte: »Netter Hund.«
    »Danke«, erwiderte ich.
    »Praktizierst du immer noch Kabbalah?«, fragte er.
    »Nein, ich versuch’s jetzt mit Wicca«, antwortete ich. Mar-Mar hob bei diesem Wortwechsel fragend eine Augenbraue, doch ich schloss kommentarlos die Tür hinter den beiden.

    Bevor ich mich anzog, rief ich Benny an. Sie nahm nicht ab, und ich wurde an ihre Mailbox weitergeleitet. »Benny, ich bin’s, Daphne. Bitte ruf mich so schnell wie möglich zurück.« Ich nahm mir vor, sie in einer Stunde erneut anzurufen. Wenn ich sie dann immer noch nicht erreichte, würde ich auf andere Weise versuchen, sie ausfindig zu machen. Unbehagen flackerte in mir auf. Irgendetwas stimmte da nicht.
    Dann bereitete ich mich auf meinen Besucher vor. Ich besitze eine Leidenschaft für Mode, aber die passende Garderobe für ein Treffen mit einem Killer auszusuchen war keine leichte Aufgabe. Wahrscheinlich befürchtete er, ich sei verwanzt oder bewaffnet oder man wolle ihm eine Falle stellen. Das überzeugendste Argument, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen, war vermutlich, ihm die Tür nackt zu öffnen, doch das hätte zu neuen Problemen geführt, die ich gern vermeiden wollte. Ich entschied mich also für einen enganliegenden weißen Pullover und eine ebenso körperbetonte kamelfarbene Hose aus Gabardine.
    An den Füßen trug ich Wildlederstiefel mit Leopardenmuster von Manolo Blahnik, meine momentanen Lieblingsschuhe, was sie bis zu meiner nächsten Shopping-Therapie vermutlich auch bleiben würden. Wenn ich mir mein Liebesleben in diesem März so ansah, würde ich vermutlich noch vor dem ersten Aprilregen wieder in die Galleria nach Houston fliegen, um meinem Bankkonto größeren Schaden zuzufügen.
    Seit ich im Italien zur Zeit der Renaissance in mein erstes Abendkleid geschlüpft war, besitze ich ein Faible für hübsche Anziehsachen. Ich liebe sie mit einer Treue, die ich noch keinem Mann entgegengebracht habe. Keine feine Seide oder feingewebte Wolle hat allerdings auch jemals meine Gefühle verletzt. Selbst die Gewissensbisse ob eines teuren Einkaufs machten mich nicht so fertig wie zum Beispiel die Stimme von Darius’ Ex-Freundin im Hintergrund, wenn wir miteinander telefonierten. Seit nunmehr vierhundert Jahren treffe ich dämliche Entscheidungen, wenn es um Männer geht, besitze aber ein wahres Talent für den Kauf hübscher Kleidung, wenn ich das mal so sagen darf. Natürlich hilft auch der Besitz eines prall gefüllten Schweizer Bankkontos. Es hat seine Vorteile, ein Vampir und Mar-Mars Tochter zu sein, und Reichtum ist einer davon.
    Der exklusive Besuch eines Killers ist ein anderer.
    Gegen halb sieben rief mich Mickey, der Portier, auf dem Haustelefon an und verkündete, dass ich einen Besucher namens Fudd hätte. Ich bat ihn, Fudd zu mir hochzuschicken. Mickey zögerte und fügte hinzu: »Sind Sie sich sicher?«
    »Ja klar, lassen Sie ihn hoch«, erwiderte ich.
    Eine Minute später öffnete ich die Tür und stand einem untersetzten Mann Ende sechzig oder Anfang siebzig gegenüber, dessen Gesicht aussah, als habe er eine Runde zu viel gegen George Foreman geboxt.
    »Fudd?«, fragte ich.
    Der Mann nickte und sah sich nervös zum Aufzug um, der wieder hinunter in die Lobby fuhr. Er trug eine braune Lederjacke, einen blauen Pullover, ein Paar Dockers und eine unauffällige Hose. Seine sandfarbene Haut ließ entweder auf verblassende Florida-Bräune oder ein Leberproblem schließen, und seine tiefliegenden Augen waren von vielen kleinen Falten umgeben. Er schritt auf eine Art durch die Tür, die andere warnte, sich besser nicht mit ihm anzulegen, was allerdings auch mit der Waffe in Zusammenhang stehen konnte, die er mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Schulterhalfter oder im Bund seiner Hose trug.
    Ich schloss Jade in der Küche ein. Fudds Blick wanderte derweil aufmerksam durch meine Wohnung. Ich bat ihn, sich zu setzen, und wollte ihm die Jacke abnehmen, was er jedoch ablehnte. Dann fragte ich, ob er etwas trinken mochte.
    »Haben Sie Cola light? Ich hab Zucker, Sie wissen schon, Diabetes«, sagte er und setzte sich in einen Sessel, von dem aus er die Tür im Auge behalten konnte.
    »Sicher«, erwiderte ich. »Ich bin sofort zurück.«
    Ich füllte die Cola in ein Kristallglas von Waterford, fügte einen Schnitzer Limette hinzu und brachte es zu

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