Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
Fudd, der – einmal abgesehen von dem Blumenkohlohr und der zerschlagenen Nase – eher wie ein Rentner aus Florida wirkte als wie ein Profikiller.
»Danke«, sagte er, nachdem ich ihm die Cola gereicht hatte.
Ich setzte mich auf einen Sessel ihm gegenüber. »Mein Name ist Daphne. Erst einmal möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich mit dieser Unterredung einverstanden erklärt haben. Bitte seien Sie versichert, dass ich nichts über Sie oder Ihre … Ihre Geschäftspartner wissen möchte. Ich benötige nur Informationen über einen bestimmten Mann. Und falls es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern Ihre Fachkenntnis dazu benutzen, um einen meiner Kunden zu beschützen.«
»Ich will nich unverschämt sein«, sagte er. »Aber ich weiß wirklich nich, was ich Ihnen sagen könnte. Ich bin hier, weil ich jemandem noch einen Gefallen schulde. Aber ich will nich zu persönlich werden, verstehen Sie?«
Fudd lispelte, und ich versuchte, mich nicht zu sehr von diesem Sprachfehler ablenken zu lassen. Ich beugte mich vor und sagte mit ruhiger Stimme: »Ich verstehe, dass Ihre Zeit kostbar ist, Mr …«
»Einfach nur Fudd«, sagte er.
»Okay. Fudd, kommen wir gleich zur Sache. Ich suche nach einem Profi in Ihren Reihen, der unter dem Namen Gage bekannt ist. Haben Sie jemals von ihm gehört?«
»Ja. Aber er is keiner von uns. Und er hat nie für uns gearbeitet.« Fudd rollte den Kopf von links nach rechts, als lockerte er sich vor einem bevorstehenden Kampf. Er wirkte äußerst unbehaglich.
»Wissen Sie, für wen er arbeitet?«, beharrte ich.
»Es heißt, dass er selbständig operiert.« Fudd ließ seine Knöchel knacken.
»Ist er Amerikaner?«
»Wüsste ich nich«, erwiderte er.
»Wissen Sie, wo er sich zurzeit aufhält? In welcher Stadt zum Beispiel?«
»Viele Typen kommen aus Detroit. Aber nein, über diesen Gage hab ich nichts gehört. Bis vor fünf Jahren hat niemand was von ihm gehört. Er kam aus dem Nichts. Ich hab über ihn aus den Zeitungen erfahren und ein bisschen rumgefragt. Jeder wettet, dass er vom Militär is. Ein Typ aus dem Süden, der versucht, Kohle zu machen.«
»Wie kann ich mit ihm Kontakt aufnehmen? Falls ich einen Job für ihn hätte?«
»Keine Ahnung. Nich meine Abteilung. Ich kann es höchstens draußen rumerzählen.«
»Würden Sie das tun?«
»Meinetwegen.«
»Das wäre wirklich großartig«, sagte ich und schob einen Umschlag mit eintausend Dollar über den Tisch. Fudd nahm ihn an sich, schaute diskret hinein und steckte ihn dann in seine Jackentasche.
»Und falls es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern Ihren Rat bezüglich eines Kunden in Anspruch nehmen.«
»Sicher. Schießen Sie los.«
»Jemand droht, ihn umzubringen. Der Anschlag soll höchstwahrscheinlich in der Öffentlichkeit stattfinden, vor einer großen Menschenmenge. Wozu das Publikum? Ist das nicht viel zu riskant?«
»Ja, das stimmt. Aber er will wohl eine Botschaft senden. Nach dem Anschlag is klar, dass alle anderen besser auch die Finger davon lassen. Also von dem, was ihr Kunde gemacht hat, um auf die Abschussliste zu geraten. Es hat nichts mit Rache zu tun. Ihr Kunde tritt jemandem auf die Füße. Er mischt sich in fremde Angelegenheiten ein. Verstehen Sie?«
»Ja. Eins noch: Wie oft wird sich der Schütze den Ort angucken, an dem der Anschlag stattfinden soll? Und wann wird er dies tun? Was glauben Sie?«
»Zwei Mal wahrscheinlich. Das erste Mal, um Maß zu nehmen. Die Position für den Schuss festzulegen. Das zweite Mal eine Woche oder ein paar Tage vor dem Anschlag. Nur um sicherzugehen, dass alles noch beim Alten is.«
Diese Art der Befragung machte Fudd ganz offenbar nervös. Während er sprach, zuckte er wiederholt mit den Schultern, verdrehte die Augen und verhielt sich fahrig. Es war sehr warm in meiner Wohnung, und ihm stand der Schweiß auf der Stirn. »Schön, Sie kennengelernt zu haben, aber ich muss jetzt gehen.« Fudd stand auf und steuerte auf die Tür zu. Ich sprang hoch, um sie für ihn zu öffnen.
»Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte ich zu seinem Hinterkopf.
»Erzählen Sie es niemandem«, sagte er, während er mit dem Finger auf den Aufzugknopf einhämmerte. Er drehte sich nicht noch einmal um.
Sobald Fudd gegangen war, dachte ich darüber nach, was er mir erzählt hatte. Ich ging zu meinem Computer und beschloss, noch einmal einen Blick auf die Dateien über Daniels engste Mitarbeiter zu werfen, kam jedoch zu keinem Ergebnis.
Dann googelte ich sie alle –
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