Rendezvous mit einem Mörder
Schlafzimmer und warf sich ihre Jacke und ihre Tasche über den Arm. »Ich habe dir diese Dinge nur erzählt, damit du weißt, womit ich es zu tun habe. Damit du verstehst, weshalb ich meine Energie nicht in zwei Hälften teilen und das analysieren kann, was zwischen uns passiert.«
»Es wird immer irgendwelche Fälle geben.«
»Allerdings hoffe ich, dass es nicht immer solche Fälle sein werden. Hier geht es nicht um Mord aus Habgier oder Leidenschaft. Das hier sind nicht die Taten eines verzweifelten oder verrückten Menschen. Das, was hier geschieht, ist kalt und genauestens durchdacht. Es ist ganz einfach…«
»Böse?«
»Ja.« Es erleichterte sie, dass er das Wort als Erster sagte. So klang es weniger idiotisch. »Was auch immer wir mit der Genforschung, der künstlichen Befruchtung, unseren zahlreichen Sozialprogrammen erreicht haben, gelingt es uns doch nach wie vor nicht, die grundlegenden menschlichen Schwächen wie Gewalt, Lust oder Habgier wenigstens zu kontrollieren.«
»Die sieben Todsünden.«
Sie dachte an die alte Mrs. Finestein mit ihrer vergifteten Eiscreme. »Ja. Aber jetzt muss ich wirklich los.«
»Wirst du heute Abend nach Dienstschluss zu mir kommen?«
»Ich Weiß nicht, wann ich fertig sein werde. Es könnte – «
»Wirst du kommen?«
»Ja.«
Er lächelte, und sie wusste, dass er darauf wartete, dass sie den nächsten Schritt tat. Sie war sich sicher, dass er wusste, wie schwer es ihr trotz allem fiel, auf ihn zuzutreten, ihren Kopf zu heben und ihn, wenn auch möglichst beiläufig, zu küssen.
»Bis dann.«
»Eve. Du solltest wirklich Handschuhe anziehen.«
Sie öffnete die Tür und blickte lächelnd über ihre Schulter. »Ich weiß – aber ich verliere sie sowieso dauernd.«
Ihre Hochstimmung hielt an, bis sie in ihr Büro kam, wo DeBlass und sein Adlatus sie erwarteten.
DeBlass blickte bedeutsam auf seine goldene Uhr. »Das ist wohl eher die Zeit, zu der Bankmenschen ihren Dienst antreten, Lieutenant Dallas.«
Sie wusste genau, dass es erst kurz nach acht war, aber trotzdem schälte sie sich möglichst lässig aus ihrer Lederjacke und erklärte ironisch: »Ja, wir führen hier ein wirklich angenehmes Leben. Gibt es vielleicht irgendetwas, was ich für Sie tun kann, Senator?«
»Inzwischen hat es einen dritten Mord gegeben, sodass ich nicht gerade glücklich bin über die Fortschritte, die Sie erzielen. Trotzdem bin ich hier, um den Schaden möglichst zu begrenzen. Ich will nicht, dass der Name meiner Enkeltochter mit den Namen der beiden anderen Opfer auch nur annähernd in Verbindung gebracht wird.«
»Dann wenden Sie sich am besten direkt an Simpson oder seinen Pressesprecher.«
»Werden Sie nicht vorlaut, junge Frau.« DeBlass beugte sich vor. »Meine Enkelin ist tot. Das lässt sich nicht mehr ändern. Aber ich werde nicht zulassen, dass der Name DeBlass durch den Tod zweier gewöhnlicher Huren in den Schmutz gezogen wird.«
»Sie scheinen keine besonders hohe Meinung von Frauen zu haben, Senator.« Sie sah ihm reglos ins Gesicht.
»Ganz im Gegenteil: Ich bete sie geradezu an. Was der Grund dafür ist, dass ich diejenigen Frauen, die sich verkaufen, die sich über jegliche Moral und jeden Anstand hinwegsetzen, verabscheue.«
»Einschließlich Ihrer Enkelin?«
Mit puterrotem Kopf und hervorquellenden Augen sprang er von seinem Stuhl. Eve war sich sicher, dass er sie geschlagen hätte, wäre nicht Rockman eilig zwischen sie getreten.
»Senator, der Lieutenant will Sie doch nur reizen. Sie sollten ihr nicht die Genugtuung zuteil werden lassen, dass Sie die Fassung verlieren.«
»Sie werden meine Familie nicht in den Schmutz ziehen.«
DeBlass atmete keuchend, und Eve fragte sich flüchtig, ob er vielleicht Herzprobleme hatte. »Meine Enkeltochter hat teuer für ihre Sünden bezahlt, und ich werde nicht zulassen, dass die anderen von mir geliebten Menschen deshalb auch noch öffentlichen Hohn und Spott über sich ergehen lassen müssen. Ebenso wenig, wie ich Ihre bösartigen Anspielungen weiter dulden werde.«
»Ich versuche lediglich, Fakten zusammenzutragen.« Es war faszinierend zu beobachten, wie er um Fassung rang. Was ihm nur sehr schwer gelang. Immer noch zitterten seine Hände, und immer noch hatte sich sein Atem nicht beruhigt. »Ich versuche, den Mann zu finden, der Sharon getötet hat, Senator. Und ich hätte angenommen, dass Ihnen das durchaus nicht egal ist.«
»Selbst wenn er gefunden würde, bekäme ich sie dadurch nicht zurück.«
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