Rendezvous mit einem Mörder
Offensichtlich erschöpft von seinem Ausbruch sank er zurück auf seinen Stuhl. »Was wichtig ist, ist, den Rest meiner Familie zu schützen. Und aus diesem Grund muss Sharons Fall unabhängig von den Morden an den anderen beiden Frauen untersucht werden.«
Seine Meinung gefiel ihr ganz und gar nicht, aber genauso wenig gefiel ihr sein nach wie vor hochrotes Gesicht. »Kann ich Ihnen vielleicht ein Glas Wasser holen, Senator?«
Er nickte und winkte sie hinaus. Eve ging in den Korridor, hielt einen Becher unter den Wasserfilter an der Wand, und als sie zurückkam, war sein Atem etwas ruhiger und hatte sich das Zittern seiner Hände etwas gelegt.
»Der Senator ist zurzeit leicht überanstrengt«, wandte sich Rockman an sie. »Seine Gesetzesvorlage zur Stützung der öffentlichen Moral wird morgen zur Abstimmung vorgelegt. Außerdem ist natürlich diese Familientragödie eine große Belastung für ihn.«
»Das kann ich durchaus verstehen. Genau aus diesem Grund tue ich ja auch alles in meiner Macht Stehende, um den Fall zu einem Abschluss zu bringen.« Sie legte ihren Kopf auf die Seite. »Allerdings ist es für gewöhnlich wenig hilfreich, während der Ermittlungstätigkeit ständig politisch unter Druck gesetzt zu werden. Und noch weniger gefällt es mir, wenn man mich in meiner Freizeit überwacht.«
Rockman bedachte sie mit einem milden Lächeln. »Tut mir Leid. Könnten Sie das bitte etwas genauer erklären?«
»Ich wurde überwacht, und meine persönliche Beziehung zu einer Zivilperson wurde dem Polizeipräsidenten Simpson gemeldet. Es ist kein Geheimnis, dass Simpson und der Senator auf ziemlich gutem Fuß stehen.«
»Der Senator und Polizeipräsident Simpson sind sowohl persönliche als auch politische Freunde«, stimmte Rockman ihr unumwunden zu. »Trotzdem wäre es wohl weder ethisch vertretbar noch im Interesse des Senators, ein Mitglied der Polizei überwachen zu lassen. Ich versichere Ihnen, Lieutenant, Senator DeBlass ist viel zu sehr mit seiner eigenen Trauer und seiner Verantwortung für unser Land beschäftigt, um sich Gedanken zu machen über Ihre… Privatbeziehungen. Allerdings hat uns Polizeipräsident Simpson von Ihrem Verhältnis mit Roarke berichtet.«
»Ihrem Verhältnis mit einem unmoralischen Opportunisten.« Der Senator stellte seinen Becher scheppernd auf den Tisch. »Mit einem Mann, der vor nichts Halt machen würde, um seine persönliche Macht und seinen Einfluss zu vergrößern.«
»Mit einem Mann«, fügte Eve entschieden hinzu, »der von jedem Verdacht, irgendetwas mit den Mordfällen zu tun zu haben, endgültig befreit ist.«
»Mit Geld kann man alles kaufen, auch Immunität«, kam DeBlass’ erboste Antwort.
»Nicht hier in diesem Büro. Ich bin sicher, dass Sie beim Commander den ausführlichen Bericht anfordern werden. Währenddessen habe ich, ungeachtet der Frage, ob Ihr Leid dadurch gemildert wird, die Absicht, den Mann zu finden, von dem Ihre Enkelin ermordet worden ist.«
»Ich nehme an, ich sollte Sie zu Ihrem Eifer beglückwünschen.« DeBlass erhob sich von seinem Platz. »Aber sorgen Sie dafür, dass Sie durch diesen Eifer nicht den Ruf meiner Familie in Gefahr bringen.«
»Wie kommt es eigentlich zu diesem Sinneswandel, Senator?«, fragte ihn Eve im Ton ehrlicher Verwunderung. »Als wir das erste Mal miteinander sprachen, haben Sie mir gedroht, es würde mich meinen Job kosten, wenn es mir nicht gelingen würde, Sharons Mörder möglichst schnell zu finden und seiner gerechten Strafe zu überführen.«
»Sie ist tot und begraben«, war alles, was er sagte, ehe er das Büro verließ.
»Lieutenant.« Rockman sprach mit leiser Stimme. »Ich wiederhole noch einmal, dass Senator DeBlass unter einem Druck steht, unter dem ein Geringerer als er sicher längst zusammengebrochen wäre.« Er atmete langsam aus. »Tatsache ist, dass dieser Druck seine Frau bereits zerstört hat. Sie hatte einen Zusammenbruch.«
»Das ist schlimm.«
»Die Arzte wissen nicht, ob sie sich je davon erholen wird. Sein Sohn ist ob dieser zusätzlichen Tragödie außer sich vor Trauer, und seine Tochter hat sich von der Familie zurückgezogen und auch ihr Amt als Kongressabgeordnete niedergelegt. Die einzige Hoffnung des Senators, dass seine Familie wieder zueinander findet, besteht darin, das durch Sharons Tod verursachte allgemeine Entsetzen allmählich abklingen zu lassen.«
»Dann wäre es vielleicht vernünftig, wenn er sich zurücklehnen und die Polizei nicht länger in ihrer Arbeit
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