Rendezvous mit einem Mörder
Elizabeth an seine Brust warf, meinte Eve beinahe zu hören, wie ihre zarten Knochen klapperten. »Es tut mir Leid, dass ich dich extra hierher gebeten habe. Ich hätte dir keine solchen Umstände bereiten sollen.«
»Red keinen Unsinn.« Er legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie derart zärtlich, ihm ins Gesicht zu blicken, dass es Eve große Mühe bereitete, sich weiter von ihrem Verstand lenken zu lassen, statt von ihrem Gefühl. »Beth, du solltest besser auf dich achten.«
»Ich scheine ganz einfach nicht mehr funktionieren zu können. Ich kann nicht mehr denken, ich bin vollkommen gelähmt. Alles bricht unter mir zusammen und ich – « Sie brach ab, denn plötzlich fiel ihr ein, dass sie nicht allein waren. »Lieutenant Dallas.«
Eve bemerkte den flüchtigen Vorwurf in Elizabeth’ Augen, als diese sich wieder an Roarke wandte. »Er hat mich nicht mitgebracht, Ms. Barrister. Es war eher andersherum. Ich bekam heute Morgen einen Anruf von jemandem aus diesem Haus. Haben vielleicht Sie mit mir gesprochen?«
»Nein.« Elizabeth trat einen Schritt zurück. Ihre Hände suchten einander, und sie verschränkte zitternd ihre Finger. »Nein, das habe ich nicht. Es muss Catherine gewesen sein. Sie tauchte gestern Abend plötzlich bei uns auf. Vollkommen hysterisch, am Ende ihrer Kräfte. Ihre Mutter wurde ins Krankenhaus gebracht, und die Aussichten sind schlecht. Bestimmt ist der Stress der letzten Wochen einfach zu viel für sie gewesen. Deshalb habe ich dich auch angerufen, Roarke. Richard ist am Ende seiner Weisheit, und auch ich bin völlig hilflos. Wir brauchen einfach jemanden, der die Sache in die Hand nimmt.«
»Warum gehen wir nicht rein und setzen uns irgendwo hin?«
»Sie sind im Wohnzimmer.« Mit einer ruckhaften Bewegung wandte Elizabeth den Kopf und blickte ans andere Ende der Eingangshalle. »Sie weigert sich, ein Beruhigungsmittel zu nehmen und gibt uns auch keine Erklärung für ihren grauenhaften Zustand. Wir durften nur ihren Mann und ihren Sohn anrufen, um ihnen zu sagen, sie wäre bei uns, und sie sollten bleiben, wo sie sind. Sie ist außer sich vor Sorge, die beiden könnten sich in irgendeiner Gefahr befinden. Ich nehme an, dass das, was Sharon zugestoßen ist, in ihr die Sorge um ihr eigenes Kind geweckt hat. Sie ist geradezu besessen von dem Gedanken, den Jungen vor Gott weiß was zu beschützen.«
»Wenn sie mich angerufen hat«, unterbrach Eve Elizabeth’ Ausführungen, »dann redet sie vielleicht mit mir.«
»Ja. Ja, das wäre möglich.«
Sie führte ihre Gäste durch die Eingangshalle in das geräumige, sonnendurchflutete Wohnzimmer. Catherine DeBlass saß, schwer gegen ihren Bruder gelehnt, auf einem der Sofas. Eve war sich nicht sicher, ob Richards Umarmung tröstlich oder beklemmend war.
Mit ernster Miene wandte er sich an seinen Freund. »Roarke. Gut, dass du kommen konntest. Wir sind vollkommen am Ende.« Seine Stimme bebte und wäre um ein Haar gebrochen. »Wir sind einfach am Ende.«
»Elizabeth.« Roarke ging vor Catherine in die Hocke. »Warum klingelst du nicht nach einer Kanne Kaffee?«
»Oh, natürlich. Sofort.«
»Catherine«, sagte er mit sanfter Stimme und legte zärtlich eine Hand auf ihren Arm. Trotzdem fuhr Catherine unter der Berührung zusammen und riss entsetzt die Augen auf.
»Nicht. Was – was machst du hier?«
»Ich bin gekommen, um Beth und Richard zu besuchen. Es tut mir Leid, dass es dir nicht gut geht.«
»Gut?«, fragte sie mit einem harten Lachen und rollte sich zusammen. »Keinem von uns wird es je wieder gut gehen. Wie könnte es? Wir sind alle besudelt. Wir sind alle schuldig.«
»Woran?«
Sie schüttelte den Kopf und zog sich in die entfernteste Ecke des Sofas zurück. »Das kann ich dir nicht sagen.«
»Kongressabgeordnete DeBlass. Ich bin Lieutenant Dallas. Sie haben mich vorhin angerufen.«
»Nein, nein, das habe ich bestimmt nicht.« Panisch schlang sich Catherine die Arme um die Brust. »Ich habe Sie nicht angerufen. Ich habe nichts gesagt.«
Als sich Richard vorbeugte, um sie zu berühren, schob sich Eve mit einem warnenden Blick in seine Richtung zwischen die Geschwister und ergriff Catherines starre Hand. »Sie wollten, dass ich Ihnen helfe. Und das werde ich jetzt auch tun.«
»Das können Sie nicht. Das kann niemand. Es war falsch, dass ich angerufen habe. Wir müssen diese Sache innerhalb der Familie klären. Ich habe einen Mann, ich habe einen kleinen Jungen.« In ihren Augen schwammen Tränen. »Ich muss die
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