Rendezvous mit einem Mörder
doch sicher noch mehr Munition liefern. Nach dem Motto: ›Hier seht ihr den niederträchtigen, unmoralischen Schurken, der meine arme, fehlgeleitete Enkelin auf dem Gewissen hat‹.«
»Aber mit der Ergreifung des Täters wäre zumindest ein gewisses Risiko verbunden. Vielleicht ist der Mörder eine aufrechte, angesehene, ebenfalls fehlgeleitete Stütze unserer Gesellschaft. DeBlass braucht nicht unbedingt den wahren Täter, sondern vielmehr einfach einen geeigneten Sündenbock.«
Er wartete ein paar Sekunden, während sie das Gesagte durchdachte. »Wer hat wohl Ihrer Meinung nach dafür gesorgt, dass Sie mitten in den Nachforschungen zu diesem Fall zur psychologischen Untersuchung einbestellt wurden? Wer verfolgt jeden einzelnen der Schritte, die Sie unternehmen, wer überwacht jede einzelne Stufe der Ermittlungen? Wer befasst sich wohl plötzlich derart eingehend mit Ihrem persönlichen wie auch beruflichen Vorleben?«
Erschüttert stellte sie ihre Tasse ab. »Ich nehme an, DeBlass hat darauf gedrängt, dass man mich zu den Tests schickt. Weil er mir entweder nicht traut oder weil er nicht sicher ist, dass ich die erforderliche Kompetenz besitze, um die Ermittlungen ordnungsgemäß und erfolgreich zu leiten. Außerdem hat er Feeney und mich von East Washington aus beschatten lassen.« Sie atmete vernehmlich aus. »Woher wissen Sie, dass er mir hinterherschnüffelt? Weil Sie es auch tun?«
Das zornige Flackern ihrer Augen und die von ihr erhobenen Anschuldigungen machten ihm nichts aus*. Sie waren ihm lieber als die Sorge, die jemand anders vielleicht empfunden hätte. »Nein. Ich weiß es, weil ich, während er Ihnen hinterherschnüffelte, ihm hinterherschnüffelte. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es sicher wesentlich befriedigender wäre, Sie im Laufe der Zeit persönlich kennen zu lernen, statt durch irgendwelche schriftlichen Berichte.«
Er trat näher zu ihr und strich mit seinen Fingern über ihre abgesäbelten Haare. »Ich respektiere die Intimsphäre der Menschen, die ich gern habe. Und Sie habe ich gern, Eve. Ich weiß nicht genau, warum, aber Sie rufen bestimmte Gefühle in mir wach.«
Als sie einen Schritt zurück machen wollte, verstärkte er unmerklich den Druck seiner Finger. »Ich bin es leid, dass Sie jedes Mal, wenn ich einen Moment mit Ihnen allein habe, einen Mordfall zwischen uns stellen.«
»Es steht nun mal ein Mordfall zwischen uns.«
»Nein. Wenn überhaupt etwas, dann hat er uns erst hierher geführt. Ist das vielleicht ein Problem? Können Sie den Lieutenant Dallas nicht lange genug abschütteln, um etwas zu empfinden?«
»Ich bin nun mal der Lieutenant Dallas.«
»Aber ich will den Menschen Eve Dallas, der Sie doch sicher auch sind.«
Vor Ungeduld und vor Verlangen wurden seine Augen dunkel. Allerdings galt die Frustration, die er darüber empfand, dass er ein solches Verlangen nach dieser Frau verspürte, dass er sie jede Sekunde anflehen würde, sich ihm hinzugeben, ausschließlich ihm selbst. »Außerdem hätte Lieutenant Dallas ganz sicher keine Angst vor mir, selbst wenn Eve Dallas sie vielleicht empfände.«
Bestimmt lag es einzig an dem Kaffee, dass ihre Nerven plötzlich flatterten. »Ich habe keine Angst vor Ihnen, Roarke.«
»Ach nein?« Er trat noch etwas näher und umfasste vorsichtig den Kragen ihres Hemdes. »Was meinen Sie, wird passieren, wenn Sie die Grenze zwischen uns beiden übertreten?«
»Zu viel«, murmelte sie. »Und zugleich nicht genug. Sex steht nicht gerade ganz oben auf der Liste meiner Wünsche. Er lenkt zu sehr ab.«
Das zornige Blitzen seiner Augen wich ehrlich belustigtem Gelächter. »Da haben Sie ganz sicher Recht. Allerdings nur, wenn man es gut macht. Meinen Sie nicht auch, es wäre an der Zeit, dass ich es Ihnen zeige?«
Sie packte seine Arme, nicht sicher, ob sie ihm entgegentreten oder vor ihm zurückweichen wollte. »Es ist ein Fehler.«
»Dann müssen wir zumindest dafür sorgen, dass es sich für uns lohnt«, murmelte er, bevor er seinen Mund auf ihre Lippen presste.
Sie schmiegte sich an seine Brust.
Schlang ihre Arme um seinen festen Nacken, vergrub ihre Finger in seinem dichten Haar und presste sich zitternd eng an seinen Körper, als der Kuss rauer, ja fast brutal wurde. Sein Mund war heiß, beinahe siedend. Unter seiner Berührung flackerten tief in ihrem Inneren lodernd grelle Flammen auf.
Seine schnellen, ungeduldigen Hände zerrten bereits das Hemd aus ihrer Hose und suchten nach ihrer Haut. Sofort zerrte auch
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