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Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Titel: Rendezvous mit einem Vampir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Anders ironisch fort. »Du duschst immer vier Stunden am Stück.«
    Harper schaute mit finsterer Miene in den Kühlschrank, schließlich nahm er eine Blutkonserve und eine Schüssel mit irgendwelchen Essensresten heraus. Um was es sich dabei handelte, wusste er nicht so genau, aber er hatte Hunger. Er würde es einfach aufwärmen und dann herausfinden, wie es schmeckte. Das Abendessen mit Drina war das erste Mal seit sehr langer Zeit gewesen, dass er gewöhnliche Nahrung zu sich genommen hatte. Noch hatte er keine Ahnung, was er eigentlich mochte und was nicht, von daher war für ihn alles ein Experiment.
    »Es tut Drina weh, dass du einen Bogen um sie machst«, knurrte Anders ihn an.
    Harper stellte die Schüssel auf den Tresen und ließ den Kopf hängen. Es war kein Wunder, dass sie sich verletzt fühlte, immerhin hatte er sich gleich nach ihrer Ankunft in den ersten Stock zurückgezogen und war nicht mehr aufgetaucht, solange sie noch wach war. Seine Gedanken waren in der Zwischenzeit …
    »… um eine tote Frau gekreist«, führte Anders seine Überlegung laut ausgesprochen zu Ende und erinnerte ihn daran, dass alle anderen seine Gedanken mühelos lesen konnten.
    »Sie war meine Lebensgefährtin«, gab er leise zurück.
    »War ist hier das entscheidende Wort. Sie ist jetzt tot, weil das Schicksal etwas anderes für dich vorgesehen hat. Jetzt hast du Drina. Du solltest dich verdammt glücklich schätzen, denn manche von uns finden niemals eine zweite Lebensgefährtin, und falls doch, vergehen bis dahin meistens ein paar hundert Jahre. Drina ist bereits eine Unsterbliche, also noch ein günstiger Umstand mehr für dich, da du ja bereits dein Kontingent einer einzelnen Wandlung ausgeschöpft hast. Es wäre wirklich dumm von dir, einen solchen Glücksfall ungenutzt verstreichen zu lassen.«
    Harper sah aus dem Fenster auf den Hinterhof, während er mit seinem Frust zu kämpfen hatte. Alles, was Anders gesagt hatte, traf zu, dennoch wusste er nicht, wie er sich von seiner beharrlichen Schuld befreien sollte. In Toronto war es ihm gelungen, sie für eine Weile zu vergessen, aber je näher sie Port Henry gekommen waren, umso mehr hatte er sich wie ein untreuer Ehemann gefühlt, der auf dem Rückweg von einem heimlichen Treffen mit seiner Sekretärin war.
    Er kniff die Augen zu. Jenny war tot und beerdigt, weil sie sich wandeln lassen wollte, damit sie seine Lebensgefährtin sein konnte, und er war mit einer anderen Frau unterwegs gewesen, mit der er sich bestens vergnügt hatte. Er kam sich vor, als würde er auf ihrem Grab tanzen.
    Aber das war noch nicht mal das Schlimmste. Was ihm viel mehr zu schaffen machte, war die Tatsache, dass er sich einfach nicht an Jennys Gesicht erinnern konnte. Das hatte mit Drinas Auftauchen nichts zu tun, zu dieser Erkenntnis war er schon vor einer Weile gelangt. Ihr Bild war einfach in seiner Erinnerung verblasst, und das eigentlich schon vor ihrer Beerdigung. Es war verkehrt, es war schändlich. Sie war gestorben, weil sie bei ihm hatte sein wollen, und deshalb verdiente sie etwas Besseres.
    »Und was genau verdient sie?«, wollte Anders wissen, der sich offenbar noch immer in seinen Gedanken tummelte.
    Harper warf dem sonst so wortkargen Mann einen finsteren Blick zu. »Was kümmert es dich?«
    »Tut es nicht«, meinte Anders beiläufig und ordnete die Karten vor sich auf dem Tisch an. »Wenn du auf etwas Gutes verzichten willst, das dir das Schicksal förmlich vor die Füße wirft, dann mach das ruhig.«
    »Besten Dank«, gab Harper zynisch zurück und drehte sich wieder zum Tresen um.
    »Aber eines sag ich dir«, fuhr der andere Mann im Plauderton fort. »Wenn sich herausgestellt hätte, dass Drina sowohl für dich als auch für mich eine Lebensgefährtin sein könnte, dann wärst du jetzt tot. Ich hätte dich umgebracht, um sie für mich zu beanspruchen. Die meisten Unsterblichen würden so handeln. Deshalb bist du meiner Meinung nach ein Idiot, oder aber irgendwas stimmt nicht mit dir. So oder so ist sie ohne dich besser dran.«
    Harper wirbelte herum und sah den Mann aufgebracht an, doch der blickte gar nicht erst von seinen Karten auf, sondern spielte ungerührt weiter, während er noch hinzufügte: »Allerdings glaube ich nicht, dass sie zu dieser Einsicht gelangen wird. Es wird an ihr nagen, und es wird sie von der Aufgabe ablenken, die sie hier eigentlich erledigen soll. Das ist gar nicht gut, denn ein unkonzentrierter Jäger endet meistens als toter Jäger.« Anders hielt

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