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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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war.
    Leinentücher, die so groß waren wie Laken, hingen an Haken, und eine große Kupferbadewanne voll mit Wasser glitzerte im Sonnenuntergang, der durch das Fenster zu sehen war. Der Himmel hatte aufgeklart. Kerzen flackerten in den Wandleuchtern, und eine silberne Kanne mit frischem Lavendel stand auf einem Holztisch neben der Badewanne. Was hätte das Glück noch vollkommen gemacht? Ein Glas Wein. Chloe konnte fast einen Engelschor in ihrem Kopf »Halleluja« singen hören. Ein Bad! Wie lange hatte sie darauf gewartet? Mehr als eine Woche? Und dazu auch noch in einer wunderschönen Kupferbadewanne! Was für eine Freude, was für ein Segen … »Was ist das?« Chloe nahm etwas in die Hand, das aussah wie eine Bürste mit einem Griff, die zum Schrubben der Böden benutzt wurde.
    »Das ist die Bürste, mit der ich Sie saubermachen werde«, erwiderte Fiona.
    Eine Kamerafrau stand in der Ecke auf einem umgedrehten Holzeimer und filmte.
    »Damit hören Sie ja wohl jetzt auf, oder?«, fragte Chloe die Kamerafrau, die ihr jedoch nicht antwortete. Ganz gleich, wie sehr sie sich auch ein Bad wünschte, war es für sie undenkbar, nackt gefilmt zu werden und diese kompromittierenden Bilder von sich überall im Internet verbreitet zu sehen. So naiv war sie doch nicht!
    »Steigen Sie in die Badewanne, Miss Parker!« Fiona, die Scheuerbürste in der Hand, wich Chloe nicht von der Seite. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, es gibt noch andere hier im Haus, die darauf warten, an die Reihe zu kommen.«
    Chloe schob das Badekleid hoch bis zu ihren Oberschenkeln, um es auszuziehen, doch sie brachte es nicht fertig. Wie konnten sie ihr das nur antun? Ihr nach sieben Tagen ohne Möglichkeit, sich zu duschen, eine Wanne voll Wasser vor die Nase zu stellen, und dann von ihr zu erwarten, dass sie sich nackt filmen ließ? »Wissen Sie was? Es geht nicht. Ich kann nicht mehr.« Sie drehte sich auf ihren nackten Füßen um, doch Fiona versperrte die Tür, die Scheuerbürste in der Hand.
    »Sie behalten das Kleid an, während Sie baden«, erklärte sie. Sie legte ihre Hand, in der sich die Scheuerbürste befand, auf die Hüfte.
    »Ich behalte es an?«
    »Ja. Alles andere wäre undamenhaft.«
    Zum ersten Mal in ihrem Leben dachte Chloe: Das England des Regency ist ätzend . Wer würde schon in einem Kleid baden?
    Noch schlimmer aber war, dass sie nicht in der Badewanne gefilmt werden wollte, weder mit noch ohne Kleid. Doch dann streute Fiona frische Lavendelzweige ins Wasser, und es sah verlockender aus denn je.
    »Entweder baden Sie jetzt oder gar nicht«, meinte Fiona. Sie nahm Chloes Hand und führte sie zur Wanne.
    »Alle anderen haben in ihren Kleidern gebadet.«
    Chloe verschränkte ihre Arme. »Wirklich? Wer?«
    »Nun, Lady Grace, Mrs Crescent, Mrs …«
    »Na gut. Ich gehe hinein.« Fiona half Chloe beim Einsteigen, und sie sank in das Wasser, während sich ihr Kleid aufblähte.
    Innerhalb von Sekunden war ihr Po taub. »Das Wasser ist – eiskalt!« Sie fuhr hoch wie von der Tarantel gestochen. »Es ist im Wasser wärmer als draußen«, bemerkte Fiona scharf und drückte Chloe wieder in die Wanne. Die Bürste in der Hand, schrubbte sie den Nacken, das Haar und die Schultern ihrer Herrin. »Sie werden sich an die Temperatur gewöhnen.«
    Chloe zuckte zusammen. Die Bürste tat weh, und das nasse Kleid klebte ihr an den Rippen. »Warum ist das Wasser so kalt?« Ihre Zähne klapperten.
    Fiona schrubbte noch ein bisschen fester. »Sie wissen es wirklich nicht, oder?«
    »Nein.« Unter ihrem Kleid zeichnete sich auf ihren Armen und Knien Gänsehaut ab. Sie zog ihre Knie an und beobachtete die Kamerafrau, die sie diskret von der Seite her filmte.
    Fiona ließ mit einer Schöpfkelle Wasser, das die Temperatur gefrorenen Wodkas besaß, über Chloes Kopf laufen. »Zuerst mussten die Diener das Wasser aus dem Brunnen pumpen«, erklärte sie. »Dann mussten sie es mit hölzernen Schultertragen zwei Treppen hochschleppen, um es dann in die Wanne zu schütten. Die beiden mussten ungefähr fünfzehn Mal rauf und runter gehen.«
    So sehr sie mit den Dienern auch mitfühlte, fragte sie sich, ob ihre Lippen bereits blau waren, als sie sie berührte.
    »Allein mit dieser Arbeit waren sie schon fast den ganzen Tag beschäftigt. Dann begannen wir damit, die Herrschaften zu baden, natürlich in der Reihenfolge ihres Rangs. Lady Grace war die erste, dann folgte ihre Anstandsdame, anschließend Ihre Anstandsdame, dann die Anstandsdame von Julia, dann

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