Rendezvous mit Mr Darcy
mit ihren Lippen. Und dann formte sie noch etwas, doch Chloe konnte keine Lippen lesen. Sebastian, Henry und die Anstandsdamen saßen im Schatten einer alten Buche und schauten Grace, Julia und Chloe bei ihrem Wettkampf zu. Fifi und zwei Greyhounds schliefen unter dem Holztisch, an dem Fiona und weitere Bedienstete Limonade einschenkten und süße Hefebrötchen aufeinanderschichteten.
Chloe stellte ihren Bogen aus Lanzenholz, der fast so groß war wie sie, neben sich und vermied es, Sebastian anzusehen. Sie zog die Bänder ihrer braunen Lederhandschuhe fester. Ein Diener sammelte die Pfeile ihrer Fehlschüsse ein und reichte sie ihr wie zerbrochene Träume.
Grace spannte den Bogen.
»Meine Damen …« Der Butler trat vor die Kamera. »Darf ich Sie einen Augenblick unterbrechen!«
Grace seufzte, nahm eine entspannte Haltung ein und kratzte sich am Schlüsselbein.
Sonnenbrand, dachte Chloe. Die Haut würde sich bald schälen!
»Ich möchte Sie daran erinnern«, fuhr er fort und schaute zuerst Chloe und dann Grace an, »dass dies heute die letzte Runde im Wettbewerb des Bogenschießens ist …«
Eine Mücke schwirrte um Chloes Augen herum. Sie schloss für einen Augenblick die Lider und vertrieb sie mit der Hand. Als sie sie wieder öffnete, sah sie zufällig genau in Sebastians Augen, der ihr zuwinkte und lächelte. Zumindest sah es so aus. Egal, auf jeden Fall lächelte er – sie an. Selbst wenn die umwerfende Grace und die anziehende Julia neben ihr standen, hatte er diese Art, ihr das Gefühl zu vermitteln, die Eine zu sein. Die Einzige. Sie schwenkte ihren Bogen aus Lanzenholz neben sich.
»Ähm …« Der Butler räusperte sich. »Die Gewinnerin des heutigen Wettbewerbs wird nicht nur fünfzehn Vielseitigkeitspunkte gewinnen, sondern auch einen exklusiven Ausflug mit Mr Wrightman. Mögen die Spiele beginnen!« Er hob den Arm, um den Wettbewerb fortfahren zu lassen.
Chloes Hände zitterten.
Grace ließ ihre weißen Zähne zu einem falschen Lächeln aufblitzen, und Chloe bemerkte, dass sie weißer schienen als noch tags zuvor. »Ein weiterer Ausflug mit Mr Wrightman? Darauf schieße ich.« Grace zog die Sehne ihres Bogens zurück, und landete mit einem schnappenden Geräusch einen weiteren Treffer ins Schwarze.
Chloes Hände begannen in den Lederhandschuhen zu schwitzen.
»Miss Parker, darf ich Sie etwas fragen?« Henry verbeugte sich in ihre Richtung. Mrs Crescent stand direkt neben ihm.
Chloe wollte sich nicht von Henry ablenken lassen. Nicht jetzt. »Wir können sicherlich nach dem Wettbewerb miteinander sprechen, Mr Wrightman.« Sie knickste, um den schroffen Ton ihrer Weigerung abzumildern.
»Es könnte für Sie von Nutzen sein, Miss Parker. Kommen Sie zu uns herüber!«, forderte Henry sie auf und geleitete sie zu dem Tisch mit den Erfrischungen, wo er ihr ein Glas Limonade reichte. Ihre Hände zitterten, und als sie einen Schluck trank, stieß das Glas klirrend gegen ihre Zähne. Henry überging höflich dieses Missgeschick, doch die Kamera fing es ein. Sie nahm einen großen Schluck und dachte, das, was sie wirklich bräuchte, wäre ein Wodka mit Limonade.
Henry sah ihr geradewegs in die Augen, als hätte sie einen Fremdkörper darin. »Miss Parker, tragen Sie zu Hause eine Brille?«
Sie spuckte ihn fast mit der Limonade voll. »Was?« Sie wischte sich den Mund mit einer Stoffserviette vom Tisch ab. »Ähm, ich meine, wie bitte? Was für eine Frage ist das?«
Henry nahm seine Brille ab und schaute ihr in die Augen, während Mrs Crescent und selbst Fifi sie anstarrten. »Haben Sie in letzter Zeit Ihre Sehstärke überprüfen lassen?«
Chloe lachte. »Wollen Sie damit andeuten, ich wäre blind, Mr Wrightman?«
»Sie sind dran, Miss Parker«, rief Grace, während sie ihre Pfeile mit einem lauten Ka-long in ihren Zinnköcher gleiten ließ.
Chloe legte die Hände in die Hüften. »Ich sehe wunderbar, vielen Dank.« Sie nahm wahr, dass Sebastian im Hintergrund stand, die Arme verschränkt, die Stirn gerunzelt, während er wieder einmal beobachtete, wie sie sich mit Henry unterhielt.
Mrs Crescent klopfte Chloe auf die flügelärmelige Schulter. »Henry hat Sie beobachtet, meine Liebe – Sie blinzeln jedes Mal, wenn Sie schießen.«
Sie schaute Henry finster an. Was beabsichtigte er mit diesem Manöver? Wollte er ihre Konzentration stören?
Der Butler, der wieder vor die Kamera trat, unterbrach ihre Gedanken. »Miss Parker, Sie sind jetzt an der Reihe, oder geben Sie auf?«
Was für eine
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