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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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Frauen. »Miss Parker.«
    Sie konnte beinahe hören, wie die Hörner in ihrem Kopf eine Fanfare schmetterten und hatte das Gefühl, trotz ihres desaströsen Klavierspiels dem Sieg verlockend nahe zu sein, da sie ja Sebastian im Eishaus treffen würde. Sie verabschiedete sich von Julia, ungläubig, dass Sebastian sie wegschickte und Grace dabehielt.
    »Meine Damen …« Der Butler schaute Chloe und Grace an. »Mr Wrightman wird Sie morgen Abend auf dem Ball sehen.«
    Sebastian verbeugte sich, Chloe und Grace knicksten, und Chloe sah zu, wie Julia nicht hüpfend, sondern schlurfend an Sebastians Arm in die Eingangshalle ging.
    »Ein Glück, dass wir die los sind«, sagte Grace und rieb sich die Hände, als wäre sie gerade eine lästige Fliege losgeworden.
    Die letzte Aufgabe war der Ball, und Chloe begab sich in die fähigen Hände von Mrs Crescent und Fiona, und sogar ihre Kammerzofe und ein paar Dienstmädchen halfen dabei, sie anzuziehen, zu frisieren, den Schmuck anzulegen und sie für den Abend herzurichten. Sie war so gewissenhaft wie eine Braut, die sich ihr Hochzeitskleid anzog, und sie brauchte eine ganze Armada an Helfern dafür.
    Leider begleitete Mrs Crescent sie nicht zum Ball. Es war Vollmond, und sie blieb wegen des Aberglaubens, dieser könnte Wehen auslösen, und aus Angst davor, im Matsch auszurutschen, auf Bridesbridge Place. Chloe würde an diesem Abend unter den strengen Fittichen der Anstandsdame von Grace sein, doch selbst das konnte sie nicht entmutigen.
    Im Schein des Mondlichts stiegen die verbliebenen Damen von Bridesbridge Place, Chloe, Grace und ihre Anstandsdame, vor Dartworth Hall aus der Kutsche und traten mit ihren Seidenkleidern, den Straußenfedern und weißen Handschuhen bis zu den Ellenbogen in den matschigen Boden, der vom stundenlangen Regen völlig aufgeweicht war. Der Diener half den Damen beim Aussteigen aus der Kutsche und besonders dabei, das Gleichgewicht auf den Trippen zu halten, die ihren Abendballerinas übergestreift worden waren.
    Der Regen und der Matsch, zusammen mit der fehlenden Julia und ihrer lebendigen Art, ganz zu schweigen von Mrs Crescents Abwesenheit, dämpften Chloes Stimmung ein wenig, doch die Erwartung ihres ersten Balls in England mit dessen Bewohnern und ihrem typischen englischen Akzent ließ sie lächeln. Und die Aussicht, mit Sebastian zu tanzen, beflügelte sie, wenngleich sie sich fragte, was sie im Eishaus erwartete.
    Chloe schaute ein letztes Mal zurück nach Bridesbridge Place. Sie vermisste Mrs Crescent, egal wie schwanger und pingelig diese auch sein mochte. Wie sollte sie den letzten Test – den Ball – nur alleine bestehen?
    Überall waren Kameras, wodurch sie sich noch unsicherer fühlte. Zugegeben, mit Grace zu fahren, bedeutete, den Vierspänner zu nehmen. Und trotzdem. Trotzdem wusste sie, dass sie mit einer der bösen Stiefschwestern von Aschenputtel zu dem Ball gegangen war.
    Grace, in ihrem blütenweißen Kleid, schaute vom ersten Treppenabsatz hinunter auf Chloe. Chloe reckte ihren mit Edelsteinen geschmückten Hals in Richtung der weit offen stehenden Türen von Dartworth Hall. Sie hob ihr Seidenkleid und ihren Mantel und holte tief Luft. Zu Hause aßen sie jetzt gerade alle Cheeseburger, denn es war der vierte Juli, der Unabhängigkeitstag, aber sie ging zu einem Ball auf einem der größten Landsitze von England.
    Sie wankte auf ihren fast zehn Zentimeter hohen Trippen, die jedes Mal, wenn sie in den Matsch trat, ein quatschendes Geräusch machten, zur prunkvollen Treppe hin. Alle lachten, als der Schuh eines Dieners im Matsch stecken blieb und er, nur mit seinem Strumpf am Fuß, herumhüpfte. Wie würde sie durch all den Matsch zum Eishaus gelangen?
    Die Dienstmädchen geleiteten die Frauen zur Damengarderobe, wo eine von ihnen Chloes Mantel mit der mäanderförmig gemusterten Bordüre und ihre Trippen abstreifte. Das Dienstmädchen band ihre Ballerinas noch einmal neu, zog die rosafarbenen, spaghettidünnen Bänder dabei aber ein bisschen zu fest zu, doch Chloe beschwerte sich nicht.
    Sie betrachtete sich in demselben Spiegel, in den sie nach dem Irrgartendebakel geblickt hatte, und sie erkannte sich kaum wieder. Dieses Mal erblickte sie statt einer Verrückten eine Prinzessin in einem pfirsichfarbenen Kleid mit einer zierlichen, in glitzerndes Gold gefassten Empire-Taille. Ihre bogenförmigen Augenbrauen, geschwärzt mit reifen Holunderbeeren, wirkten natürlich, und ihre hellbraunen Augen durch den Lidstrich aus Kerzenruß

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